Schacht Konrad: Kein Platz für Röttgens Pläne
Den Asse-Müll im Endlager Konrad einzulagern, wird ohne jahrzehntelanges Genehmigungsverfahren nicht gehen. Nebenbei gibt es dort noch ganz profane Platzprobleme.
BERLIN taz | Jetzt soll der Asse-Müll also im Schacht Konrad verschwinden: Das Bundesumweltministerium erklärte, dass die Planungen mit dem Ziel ausgerichtet werden, "dass der Atommüll in Konrad gelagert wird". Das Endlager Konrad wurde 2002 vom niedersächsischen Umweltministerium nach einem 20 Jahre dauernden Planfeststellungsverfahren als Endlager für schwachradioaktiven Strahlenmüll mit vernachlässigbarer Wärmeentwicklung genehmigt. Seit März 2007 ist die Konrad-Genehmigung auch höchstrichterlich bestätigt: Das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig bestätigte das umfangreiche Genehmigungsverfahren letztinstanzlich: Es kann also bei Salzgitter eingelagert werden.
Doch so einfach dürfte die Sache nicht werden: "Zuerst muss der Asse-Müll erst einmal gesammelt und gesichtet werden", urteilt Peter Dickel von der Arbeitsgemeinschaft Schacht Konrad. Die Bürgerinitiative geht davon aus, dass das meiste, was in der Asse lagert, gar nicht in die Kategorie "schwachradioaktiver Strahlenmüll mit vernachlässigbarer Wärmeentwicklung" fällt: "Sollte die Bundesregierung diesen trotzdem im Schacht Konrad endlagern wollen, wäre ein neues Planfeststellungsverfahren notwendig", so Dickel.
Das bestätigte Wolfram König, Präsident des Bundesamtes für Strahlenschutz, indirekt: "Schon wegen der Menge der Abfälle aus der Asse steht Schacht Konrad mit der jetziger Genehmigung nicht für die Aufnahme der Asse-Abfälle zur Verfügung." In jedem Fall sind im Zuge der Rückholung des Atommülls aus der Asse ein Zwischenlager und eine Konditionierungsanlage zu errichten.
Die Bürgerinitiative jedenfalls sieht den Konrad-Plänen der Regierung gelassen entgegen: "Das Problem ist derzeit marginal: Es wird mindestens zwei Jahrzehnte dauern, bis der erste Müll aus der Asse hier eingelagert werden kann", so Dickel. Schon rein technisch werde mehr als ein Jahrzehnt vergehen, bis der Müll aus der Asse geborgen sei. "Einen neuen Genehmigungsantrag kann man aber erst einreichen, wenn Umfang und Art des zu lagernden Gutes bestimmt, untersucht und bestätigt ist." Und klar sei, dass auch die kontaminierte Umgebung im Bergwerk geborgen werden muss, weshalb sich das Volumen der Abfälle auf rund 100.000 Kubikmeter erhöhe.
Damit gibt es neben dem Zeit- auch ein Platzproblem: Die derzeit gültige Konrad-Genehmigung ist auf 300.000 Kubikmeter Menge begrenzt. Nach den Prognosen des Bundesamtes würden unabhängig von den Asse-Abfällen ohnehin bereits 275.000 Kubikmeter an atomaren Abfällen anfallen, die im ehemaligen Eisenerzbergwerk Schacht Konrad eingelagert werden sollen. Zu gut Deutsch: Es ist einfach kein Platz im Schacht Konrad für Röttgens Pläne.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Debatte um SPD-Kanzlerkandidatur
Schwielowsee an der Copacabana
BSW und „Freie Sachsen“
Görlitzer Querfront gemeinsam für Putin
Urteil nach Tötung eines Geflüchteten
Gericht findet mal wieder keine Beweise für Rassismus
Papst äußert sich zu Gaza
Scharfe Worte aus Rom
Wirtschaftsminister bei Klimakonferenz
Habeck, naiv in Baku
Aktienpaket-Vorschlag
Die CDU möchte allen Kindern ETFs zum Geburtstag schenken