Saudischer Einfluss im US-Sport: Der Schönwaschgang
Saudi-Arabien hat entdeckt, dass sich mit Sport das miserable Image aufbessern lässt. Damit das gelingt, sucht das Land Rat bei den großen US-Ligen.
Allerdings hat das saudische Königshaus ein Imageproblem, das noch größer ist als das von Trump. Schlagzeilen machten unter anderem der heimtückische Mord am Regimekritiker Jamal Kashoggi, die Auspeitschungen des kritischen Bloggers Raif Badawi sowie die Raubpiraterie, die die Saudis mit dem TV-Sender beoutQ zum Verdruss der Katarer (beInSPORTS) betreiben.
Die Saudis mögen dem Nachbarn Katar schaden wollen, aber eines haben sie jetzt von ihm gelernt: dass man mit Sportevents einen Schleier über die moralischen Dreckecken des Landes legen und trotz der Durchschaubarkeit des Unterfangens für die gewünschte Volksbelustigung sorgen kann. Das sogenannte Sportswashing – in Anlehnung an das bekanntere Greenwashing – wird seit einiger Zeit im größeren Stil von den Saudis betrieben, und es überrascht nicht, dass sie zuvorderst ihre Fühler in die USA ausstreckten.
Wie der Guardian berichtet, hat es nicht nur Gespräche mit hochrangigen Vertretern fast aller amerikanischen Profisportligen gegeben, sondern auch mit den Wrestlern von der MME und den Olympiamachern der Spiele von Los Angeles, die im Jahr 2028 stattfinden werden.
Das sportstrategische Interesse der Saudis geht zurück ins Jahr 2016, als Kronprinz Mohammed bin Salman einen Sportentwicklungsfonds auflegen ließ im Rahmen der „Vision 2030“. Darin geht es um die Erschließung ökonomischer Potenziale jenseits des Erdöls. 40.000 neue Jobs sollen im Sportbusiness entstehen, Stadien gebaut und große Wettkämpfe in die Wüste geholt werden.
Sportlich ist Saudi-Arabien ein Zwerg
Im Vergleich zum sportiven Global Player Katar fand in Saudi-Arabien noch nichts Weltbewegendes statt, nur ein Turnier der „European Tour“ der Golfer, 2018 das Motorsportevent „Race of Champions“, ein paar Wrestling-Turniere, und im kommenden Dezember wird der Rückkampf zwischen den Boxschwergewichten Anthony Joshua und Andy Ruiz steigen. Sportlich ist Saudi-Arabien ein Zwerg, was auch die Medaillenausbeute des Landes bei Olympischen Spielen beweist. Erst drei Plaketten gewann das Land mit der grünen Flagge. Doch das soll sich künftig ändern.
Wichtigste Person im Prozess des Umbruchs ist Prinzessin Reema bint Bandar al-Saud. Sie ist Mitglied im Internationalen Olympischen Komitee, und in der führenden Sportorganisation ihres Landes, der Saudi General Sports Authority, war sie unter anderem für Diversität und Inklusion zuständig. Die amerikanische Beratungsfirma Churchill Ripley Group hat al-Saud nun dabei geholfen, wichtige Vertreter des US-Sports zu treffen. In Interviews mit US-Medien versuchte die Prinzessin außerdem zu vermitteln, dass ihr Heimatland in Sachen Gleichberechtigung und Menschenrechte gar nicht so schlecht sei. Weniger gesprächig waren offensichtlich die US-Ligen, die über Inhalte der Talks mit den Saudis nichts verrieten.
Vor Kurzem fand die Klub-WM der Handballer im saudi-arabischen Dammam statt. Unter den vier Teams war auch eines aus Deutschland: THW Kiel. Als der FC Bayern 2015 im Reich der Sauds Fußball spielte, da hagelte es Kritik („Die Moral bleibt dahoam“, Tagesspiegel), Vergleichbares war diesmal nicht zu hören. Liegt das nun an der sportiven Charmeoffensive der Saudis oder einer merkwürdigen Indifferenz, die lange Zeit auch beim Kampf gegen die TV-Piraterie zu beobachten war?
Viel zu spät, Ende Juli, veröffentlichte der Fußballweltverband Fifa im Verbund mit allen wichtigen Fußballligen eine Erklärung, in der sie „den fortwährenden Diebstahl unseres geistigen Eigentums aufs Schärfste“ verurteilen. Die Saudis blicken entspannt auf diese Drohgebärde. Für sie steht eh fest: Diese Europäer kämpfen mit stumpfem Schwert.
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