Saudis zu totem Journalisten Kashoggi: Es war Vorsatz
Die Staatsanwaltschaft in Riad geht im Fall Khashoggi von einer Tötung mit Vorsatz aus. Damit nähert man sich der türkischen Version.
Noch am Samstag hatte SPA unter Berufung auf den Staatsanwalt berichtet, dass das Treffen Khashoggis im Konsulat „nicht wie geplant verlief und sich negativ entwickelte.“ Es sei zu einem Faustkampf gekommen, der zum Tod des Journalisten geführt habe. Zuvor hatte sie den Tod Khashoggis zweieinhalb Wochen lang dementiert.
Überraschend kommt die neue Darstellung aber nicht. Bereits am Sonntag sprach der saudische Außenminister Adel al-Dschubeir von einem „schwerwiegenden Fehler“ und einer „kriminellen Tat“. „Das war eine nicht angeordnete Aktion, in der Individuen ihre Befugnisse und Verantwortlichkeiten überschritten haben“. Von einem Faustkampf sprach er schon nicht mehr, vermied aber auch das Wort Vorsatz.
Der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman hatte sich am Mittwoch – mehr als drei Wochen nach dem Verschwinden Khashoggis – erstmals öffentlich zu dem Fall geäußert und ihn als „abscheulichen Vorfall“ verurteilt. US-Präsident Donald Trump hatte wenige Stunden zuvor zum ersten Mal erklärt, dass Mohammed bin Salman die Verantwortung trage. Der Kronprinz hat die Regierungsgeschäfte in Saudi-Arabien weitgehend von seinem greisen Vater König Salman übernommen.
Täglich neue Details aus Istanbul
Khashoggi war am 2. Oktober zu einem Termin im saudischen Konsulat in Istanbul erschienen und ist seither verschwunden. Sowohl Saudi-Arabien als auch die Türkei gehen davon aus, dass er tot ist. Wo sich der Leichnam befindet, ist öffentlich jedoch nicht bekannt.
Türkische Regierungsmitarbeiter hatten fast täglich anonym neue Details aus angeblichen Audioaufnahmen an türkische und US-Medien weitergegeben. Demnach war Khashoggi von einem 15-köpfigen und eigens für die Tat aus Saudi-Arabien angereisten Spezialteam gefoltert und ermordet worden. Die Bänder selbst machte die türkische Regierung allerdings nicht öffentlich. Es blieb auch unklar, wie sie die Aufnahmen bekommen haben könnte. Möglicherweise hat die Türkei das saudische Konsulat mit Abhörgeräten ausspioniert.
Das EU-Parlament forderte am Donnerstag einen europaweiten Waffenexportstopp nach Saudi-Arabien. Dies hatten die Abgeordneten Anfang Oktober bereits wegen des saudischen Kriegs im Jemen formuliert. In den USA sprach sich eine Gruppe von Abgeordneten beider Parteien im US-Repräsentantenhaus für einen Stopp von Rüstungsexporten nach Saudi-Arabien aus.
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