Sanktionen bremsen Tourismusprojekt: Keine Ferien mehr in Nordkorea
Nordkoreas Machthaber möchte das einzige innerkoreanische Tourismusresort abreißen lassen. Ein Rückschlag für Südkoreas Präsidenten.
![Zwei Menschen zeigen auf eine an der Wand hängende Karte von einem Gebirge. Zwei Menschen zeigen auf eine an der Wand hängende Karte von einem Gebirge.](https://taz.de/picture/3750811/14/suedkorea_nordkorea_tourismus_hotel.jpeg)
Nur einen Steinwurf südlich der Berge verläuft die entmilitarisierte Zone, welche die Halbinsel in Nord und Süd trennt. Selbst US-Präsident Donald Trump schwärmte im April vom Diamantgebirge in den höchsten Tönen.
Im Zuge der sogenannten Sonnenscheinpolitik um die Jahrtausendwende haben die zwei Koreas hier ein beispielloses Projekt gewagt: ein innerkoreanisches Tourismusresort, errichtet vom Hyundai-Konzern, das Südkoreanern erstmals Ferien auf dem für sie sonst verbotenen Territorium erlaubt. Auf dem Höhepunkt besuchten fast eine Viertelmillion Südkoreaner jährlich das Diamantgebirge.
Doch 2008 erschoss ein nordkoreanischer Soldat eine Touristin aus dem Süden, die abseits der erlaubten Wege wanderte. Seither stehen die Gebäude meist leer – nur für alle paar Jahre stattfindende Familienzusammenführungen wird das Gelände noch genutzt. Dann treffen südkoreanische Senioren auf nordkoreanische Verwandte, die sie seit dem Koreakrieg (1950–1953) nicht mehr sehen konnten.
Kim will „schäbige“ Hotels abreißen lassen
Jetzt hat Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un die stillgelegte Ferienanlage besucht und das Symbol der innerkoreanischen Annäherung überraschend zum Abriss freigegeben: Es sei ein „Fehler“ gewesen, dass dieser Landstrich von beiden Koreas beansprucht werde.
„Das Diamantgebirge ist unser Land, errungen mit Blut und verbunden mit unserer Ehre und Souveränität“, sagte er laut staatlicher Nachrichtenagentur KCNA. Nordkorea dürfe keinesfalls von anderen Staaten abhängen. Die von Südkoreanern errichteten „schäbigen“ Hotels sollen abgerissen und durch moderne ersetzt werden.
Diese Worte sind vor allem eine herbe Niederlage für Südkoreas Präsident Moon Jae In, der sich seit Amtsantritt 2017 dafür eingesetzt hat, den innerkoreanischen Tourismus wiederzubeleben. Doch wegen der harten Sanktionspolitik der USA, die das nordkoreanische Regime von Devisenquellen abschneidet, blieben ihm die Hände gebunden.
Jetzt entspricht Kim Jong Uns jüngste Order dem Paradigmenwechsel, den der 35-jährige Diktator seit einigen Wochen einleitet: Seine Wirtschaftspolitik betont immer stärker die Autarkie des abgeschotteten Landes. Es scheint, als setze Pjöngjang nicht mehr auf einen schnellen Deal bei den Atomverhandlungen mit Trump, was die Sanktionen lockern würde.
Schon letzte Woche publizierten Nordkoreas Medien Fotos, die Kim auf einem Schimmel reitend entlang des 2.750 Meter hohen Bergs Paektu zeigten. Für westliche Augen wirkte die Propaganda skurril, doch Nordkoreaner decodieren dies so: Wann immer ihr Führer Koreas „heiligsten Berg“ erklimmt, steht eine wichtige Botschaft an. In diesem Fall appelliert Kim an den Patriotismus der eigenen Bevölkerung, sich auf entbehrungsreiche Zeiten einzustellen.
Skurile Geisterstadt schon seit Jahren
Die Hotelanlagen am Diamantgebirge, die Kim abreißen lassen will, gleichen schon seit Jahren einer Geisterstadt: An einem lauen Juliabend stehen die drei Dutzend Bungalows verlassen dar. An der Rezeption halten zwei Nordkoreaner in Hoteluniform Siesta. Im Restaurant bereiten Kellnerinnen ein Grillmenü vor.
Die einzigen Touristen, eine 10-köpfige Gruppe aus Deutschland, werden bei der Ankunft darauf hingewiesen, dass Warmwasser und Strom mit Einbruch der Dunkelheit abgestellt werden. Sie werden jedoch schon bald entschädigt mit einem atemberaubenden Sternenhimmel, den keine „Lichtverschmutzung“ trübt. Im Innern der Häuser erkennen nur aufmerksame Beobachter, dass hier südkoreanische Firmen am Werk waren.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Denkwürdige Sicherheitskonferenz
Europa braucht jetzt Alternativen zu den USA
„Edgy sein“ im Wahlkampf
Wenn eine Wahl als Tanz am Abgrund verkauft wird
RTL Quadrell
Klimakrise? War da was?
Verlierer der Wahlrechtsreform
Siegerin muss draußen bleiben
Absturz der Kryptowährung $LIBRA
Argentiniens Präsident Milei lässt Kryptowährung crashen
Überraschung bei U18-Wahl
Die Linke ist stärkste Kraft