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SWR-Serie zu Frauen in der WissenschaftSchweißen, tüfteln, forschen

Die SWR-Serie „Women of Science“ will junge Frauen für MINT-Berufe begeistern. Ein wenig mehr Action hätte der Produktion gutgetan.

Sechs Frauen aus verschiedenen Ländern werden porträtiert Foto: SWR

Um Frauen für MINT-Berufe zu begeistern, braucht es mehr weibliche Vorbilder. Diese Erkenntnis ist nicht neu. Selbst der Spielzeugkonzern Mattel ist inzwischen auf den Zug aufgesprungen und hat daraus ein Geschäftsmodell entwickelt. Sieben Barbie-Puppen brachte der Hersteller im vergangenen Jahr auf den Markt. Sie alle sind realen Frauen nachempfunden, die in der MINT-Branche Karriere gemacht haben. Man könnte also auch sagen: Vorbilder gibt es schon. Was fehlt, ist die Sichtbarkeit.

In einer 2022 veröffentlichten Kurzstudie der Internationalen Hochschule Erfurt gab über ein Drittel der 777 befragten Schülerinnen an, keine einzige Person zu kennen, die in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften oder Technik arbeitet.

Da verwundert es nicht, dass sich 40 Prozent der jungen Frauen und Mädchen von MINT-Fächern überfordert fühlen, obwohl 70 Prozent ein persönliches Interesse daran haben. Dabei ist es unumgänglich, den weiblichen Nachwuchs zu gewinnen, will man der geschlechtsspezifischen Verzerrung technischer Entwicklungen entgegenwirken. Künstliche Intelligenz, die nur von Männern gefüttert wird, spiegelt auch deren Denkmuster wider. Wie also lässt sich die nächste Generation von Frauen ermutigen? Wie das Thema in die Lebenswelt von Schülerinnen integrieren?

Der SWR hat sich gerade an der Serie „Women of Science“ in Zusammenarbeit mit der European Broadcasting Union beteiligt. Die 15-minütigen Filme stellen Frauen aus sechs europäischen Ländern vor, die als Ingenieurinnen, IT-Expertinnen oder Wissenschaftlerinnen Karriere gemacht haben. Alle Teile können auf Planet Schule, einer Plattform für Lehrmaterialien, kostenlos heruntergeladen werden. Das Ziel ist wohl, dass Leh­re­r:in­nen sie in ihren Unterricht einbinden.

Mehr als Vorbilder

Einfach nur Vorbilder zu zeigen, reicht allerdings nicht aus. Wichtig ist auch, wie sie dargestellt werden. Studien belegen, dass Frauen, die nicht dem Stereotyp entsprechen, weil sie in MINT-Berufen erfolgreich sind, von Mädchen als Ausnahme von der Regel wahrgenommen werden. Rollenmodelle sollten deshalb möglichst divers sein und Eigenschaften aufweisen, mit denen sich die Zielgruppe identifizieren kann.

Was die Bandbreite der Biografien anbelangt, sind die Beispiele in „Women of Science“ gut gewählt. Vom Wunderkind, das wie die Britin Anne-Marie Imafidon mit 11 Jahren ihr Abitur in IT-Technik machte, bis zur Wissenschaftlerin auf dem Gebiet der Robotik, die wie die Italienerin Monica Gori nach ihrem Schulabschluss zunächst eine Kunstakademie besuchte, ist alles dabei.

Dabei sind die Frauen in der Regel in der Lage, ihr Fachgebiet in wenigen verständlichen Sätzen zu erklären – für Wis­sen­schaft­le­r:in­nen keine Selbstverständlichkeit. Radiobiologin Sarah Baatout aus Belgien etwa untersucht die Wirkung von Strahlen auf den menschlichen Körpern, um die Krebstherapie zu verbessern. Die deutsche Luftfahrtingenieurin Tiziana Bräuer erforscht den Effekt von Kondensstreifen auf die Erderwärmung und träumt vom klimafreundlichen Fliegen.

Deutsche Folge wirkt öde

Ein wenig gezwungen wirkt es dann aber schon, wenn die Frauen über ihre Hobbys und Freizeitaktivitäten sprechen. Wenn Bräuer dabei gefilmt wird, wie sie ein Hörbuch hört, mit ihren Freundinnen spazieren geht oder auf einem Pferd reitet.

Generell hätte der vom SWR produzierten deutschen Folge ein wenig mehr Action gutgetan. Nicht nur, dass ein grau-brauner Filter über dem gesamten Film zu liegen scheint.

Es war vielleicht auch nicht die beste Entscheidung, Bräuer die meiste Zeit des Films auf einem Stuhl sitzend sprechen und sie gelegentlich an ein paar Schrauben drehen zu lassen. Immerhin arbeitet die britische Folge mit externem Bildmaterial, leuchtenden Farben und schnellen Schnitten.

Unterstützung von Männern

Dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk in Deutschland mehr drauf hat, wenn es darum geht, junge Frauen für Technik zu begeistern, hat er bereits ­bewiesen. Bis Juli 2022 plauderten vier Moderatorinnen im Funkformat „So viele Tabs“ regelmäßig über neue Apps, Social-Media-Trends und künstliche Intelligenz auf Youtube und Instagram – also dort, wo die Zielgruppe ohnehin und freiwillig viel Zeit verbringt. Und das auf humorvolle Art und Weise und in einer Sprache, die auch junge Menschen verstehen.

Das Format wurde abgesetzt, weil es trotz allem mehr männliche als weibliche Zu­schaue­r:in­nen erreichte. Aber ist es wirklich so negativ, wenn alle Geschlechter mit diesem Thema konfrontiert werden? Ob Frauen in MINT-Berufen erfolgreich sind, ist schließlich nicht nur eine individuelle Frage der Motivation und des Selbstbewusstseins, sondern hängt auch davon ab, inwieweit sie von Lehrern und Kollegen unterstützt werden.

In „Women of Science“ findet das Thema Diskriminierung bloß am Rande Erwähnung. Vielleicht, weil man niemanden verschrecken will. Alle Protagonistinnen sprechen ausführlich darüber, wie sie an der Universität und am Arbeitsplatz in der Unterzahl waren, aber kaum darüber, wie ihr männliches Umfeld auf sie reagiert hat. Gori deutet an, dass man ihr vom Besuch eines naturwissenschaftlichen Gymnasiums abriet. Später, während ihrer Promotion, wurde ihr im Gegensatz zu ihren männlichen Kollegen nicht zugetraut, dass sie schweißen kann.

Im Januar 2024 hat Funk in Zusammenarbeit mit dem SWR ein Wissensnetzwerk gegründet, um jungen Menschen auf Tiktok komplexe wissenschaftliche Theorien unterhaltsam und verständlich zu erklären. Das erste Format „rays.space“ zu physikalischen Phänomenen ist bereits gestartet. Es beschäftigt sich mit Fragen wie: Werden wir bald unsterblich sein? Oder: Was liegt jenseits unseres Universums? Moderator Ray: ein Mann.

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2 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

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  • Über einen längeren Zeitraum hinweg habe ich Schulungen zu "Physik mit Excel und Visual Basic" gegeben. Dabei habe ich festgestellt, dass männliche Teilnehmer oft mit einer pragmatischen, experimentellen Herangehensweise an die Thematik herangehen ("Versuch und Irrtum"), während weibliche Teilnehmer eher vorsichtig sind und sich wohler fühlen, wenn das Programmieren im Voraus sorgfältig durchdacht wurde.

    In einem Buch zum Thema habe ich dieses Verhalten in Form eines Dialogs zwischen den nicht geschlechtsspezifisch benannten Personen Alac und Tim dargestellt. Als die Lektorin des Verlags bedauerte, dass keine Physikerin an der Diskussion teilnehme, habe ich offenbart, dass Tim tatsächlich eher weiblich ist. Infolgedessen wurde ein Sprachlektor beauftragt, den Text daraufhin zu überprüfen, ob er gegen Grundsätze der Gleichberechtigung verstößt.

    Meine persönliche Einschätzung hierzu lautet: Es ist wenig sinnvoll, die Unterschiede im Herangehen von Männern und Frauen an Programmieraufgaben zu leugnen. Beide Ansätze haben ihre Berechtigung und können zum Erfolg beitragen. Es ist entscheidend, dass jeder in seinem eigenen Stil ermutigt und unterstützt wird. Diese Förderung kann im persönlichen Umgang durchaus erreicht werden, vorausgesetzt der Lehrende bringt die nötige Sensibilität mit. Ideologie allein ist dabei wenig hilfreich.

  • Man könnte den Eindruck gewinnen, bei den Öffentlich-rechtlichen hätten sie Angst vor ihren eigenen Ideen ...