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SPD-Generalsekretärin für ParteiaustrittSarrazin zu Gast bei der AfD

Weil Thilo Sarrazin bei einer Veranstaltung der AfD aus seinem Buch lesen will, fordert Yasmin Fahimi seinen Parteiaustritt: „Die SPD kommt gut ohne ihn aus.“

Das dachte sich wohl auch Yasmin Fahimi Bild: dpa

OSNABRÜCK dpa | SPD-Generalsekretärin Yasmin Fahimi hat dem früheren Bundesbankvorstand Thilo Sarrazin (SPD) angesichts seiner Kontakte zur Alternative für Deutschland den Parteiaustritt nahegelegt.

„Die SPD kommt gut ohne ihn aus“, sagte Fahimi der Neuen Osnabrücker Zeitung (Freitag). „Ich würde mir wünschen, dass Herr Sarrazin sich und uns allen einen Gefallen tut und die Konsequenzen daraus zieht, dass er die Werte der deutschen Sozialdemokratie nicht mehr teilt.“

Sarrazin, der wegen Kritik an muslimischen Zuwanderern und Anti-Euro-Thesen seit langem umstritten ist, will dem Bericht zufolge an diesem Freitag einer Einladung der AfD im niedersächsischen Bad Iburg folgen und aus seinem Buch „Der neue Tugendterror“ lesen. Die SPD hatte gegen den früheren Berliner Finanzsenator bereits im April 2011 ein Parteiausschlussverfahren angestrengt, das aber eingestellt wurde.

Die rechtskonservative Alternative für Deutschland hatte im Frühsommer bestätigt, dass Parteichef Bernd Lucke Sarrazin zur Gründungsveranstaltung der AfD im April 2013 geladen hatte. Ein Sprecher bestritt aber einen Medienbericht, wonach Lucke Sarrazin eine Spitzenfunktion angeboten habe, die dieser ausgeschlagen habe.

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16 Kommentare

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  • 5G
    571 (Profil gelöscht)

    Die SPD braucht Sarrazin als Schenkelklopfer für die teilweise altersstarr schlichten Gemüter ihrer Basis.

     

    Wie sonst ist sein Verbleib in der Partei zu begründen?

  • Die SPD braucht sich über Sarrazin nicht mehr aufregen. Dass der Mann seine an der NPD-orientierten Gedanken als Meinungsfreiheit in der Partei haben darf - ist ein dicker Klopper.

     

    Vor 40 Jahren hätten ein paar Müllmänner von der ÖTV den mal kurz in ein Hinterzimmer mitgenommen, heute ist das salonfähig geworden.

    Die SPD hat selber diese Resentiments und diese ausländerfeindliche Stimmung hier mitgeprägt. Warum sollte Otto irgendwo in Deutschland noch Hemmungen haben?

     

    Die SPD toleriert es ja. Für mich ist Sarrazin nur die logische Fortsetzung von Basta, Riester, Hartz-IV und dem stetigen Abstieg dieser Partei zu einer Lobby-Gruppe für Mächtige. Zu denen rechnet sich ja Sarrazin und jeder Normalmensch wäre im hohen Bogen auch dort rausgeflogen.

  • Scheinbar haben die Sozen immer noch nichr kapiert, dass der Profi-Ahnungslose Sarrazin das Parteibuch als Legitimation essentiell benötigt.

  • 8G
    8545 (Profil gelöscht)

    Die SPD kriegt kaum noch Wählerstimmen.

    Der linke Flügel ist zu den Linken gewechselt und heißt seitdem in den Medien SED.

     

    Als ob die SPD es sich leisten könnte jetzt auch noch auf ihre rassistischen Flügel zu verzichten...

  • Eine Volkspartei wie die SPD hat auch Platz für die scharf geschnittenen Positionen Dr. Sarrazins. Wäre es anders, liefe sie Gefahr, zu einer bloßen Zeitgeistmeinungspartei zu verkümmern. Diese Gefahr besteht, weil sich in der SPD immer mehr humanitaristische, d. h. gesinnungsethische Meinungen breit machen. Man darf aber nicht vergessen, daß die SPD noch immer auf Kanzler Schmidt stolz ist, der viele der Positionen Dr. Sarrazins teilen dürfte. Auch alte Ruhrgebiets-SPDler (nicht aber meinungsstarke Studienräte und Bewohner des sozialphychologischen Sektors) stimmen hinter vorgehaltener Hand mit Dr. Sarrazin oft überein. Daran sollten die Verantwortlichen denken, wenn sie mal wieder erwägen, Dr. Sarrazin aus der Partei heraus zu nörgeln.

    • 1G
      10236 (Profil gelöscht)
      @aigispotamoi:

      "Eine Volkspartei wie die SPD..."

      Eine Partei, die von 18% der Wahlberechtigten bei der letzten Bundestagswahl gewählt worden ist, sollte sehr vorsichtig mit diesem Begriff umgehen.

       

      "...weil sich in der SPD immer mehr humanitaristische, d. h. gesinnungsethische Meinungen breit machen."

      Seit wann sind Humanitarismus und Ethik was Schlimmes? BTW, gibt es noch eine andere Sprache wo eine Wortbildung aus "gut" und "Mensch" negativ besetzt ist?

       

      Zum Sarrazin: das schlimme an ihm sind nicht mal seine Thesen, die kann man bestimmt je nach der eigenen Einstellung, sogar als SPD-Mitglied gut finden. Das Schlimme ist, dass er versucht mit abstrusen pseudowissenschaftlichen biologischen Thesen, soziale und kulturelle Sachverhalte zu erklären. Gab es schon zuhauf im 19 und 20 Jh. Der Mann ist Volkswirt und hat keine Ahnung was er da schreibt.

      • D
        D.J.
        @10236 (Profil gelöscht):

        Ob nun Aigispotamoi mit seinen Vorwürfen gen SPD recht hat oder nicht - darf ich Sie darauf hinweisen, dass Ethik nicht gleich Gesinnungsethik ist? Im Übrigen wieder mal eine nervige Diskussion von Ideologen und Vereinfachern hier - wie stets, wenn der Name S. auftaucht. Betrifft seine Fans ("endlich mal einer") und Hasser ("warum soll ich seine Bücher lesen") gleichermaßen.

        • 1G
          10236 (Profil gelöscht)
          @D.J.:

          Danke für den Hinweis. Die Veortung der Ethik in den Absichten und nicht den Konsequenzen, sollte wohl die ethisch motivierte Politik ins Lächerliche ziehen, und in Kontrast setzen zu den Pragmatiker, die es schon immer besser wussten wie die Welt funktioniert. Mit lauter Pragmatikern hätten wir wohl immer noch das Dreiklassenwahlrecht.

      • @10236 (Profil gelöscht):

        Könnte es sein, daß Sie, verehrter Herr Majchrzyk, ihre Kritik an Dr. Sarrazin nicht auf gründliche Lektüre seiner seitenstarken Bücher, sondern auf die über sie in linken Medien publizierte Vorurteile stützen? Denn die sog. "biologischen" Thesen, die Sie ansprechen, spielen in den Büchern faktisch keine Rolle. Das entsprechende, in der linken Öffentlichkeit gehegte Vorurteil geht auf einen Artikel zurück, den Dr. Sarrazin in seiner Intention mehrfach kommentierte. Man sollte mit diesen Dingen behutsam umgehen, um nicht als bloßer Vorurteilsposauner dazustehen.

        • 1G
          10236 (Profil gelöscht)
          @aigispotamoi:

          Zugegeben, ich habe sein Buch nicht gelesen. Genug allerdings über dieses Buch (inkl. Zitate) um mir ein Bild zu machen.

          Die schnelle Verknüpfung von Intteligenzerblichkeit und Fortpflanzungsrate, ist doch der Eckpfeiler seiner "Verdummungstheorie". Dabei wirft er einfach die die IQ-Erblichkeitskorrelation von 50-80% in den Raum, weil er es schnell nachgeschlagen hatte und es passt. Stimmt nicht.

          Und es ist mir dann auch, sch...egal, ob seine sozialen Thesen stimmen (und einige stimmen), wenn jemand von solchen Voraussetzungen ausgeht, dann ist er einfach unseriös. Warum manche Leute glauben wollen, dass sie nicht nur durch Bildung, Einkommen und sozialen Status, sondern auch durch die Gene besser sind als die anderen, bleibt mir schleierhaft.

          • @10236 (Profil gelöscht):

            Das mag Ihnen schleierhaft bleiben, Herr Majchrzyk. Aber denken Sie doch einmal in Ruhe und unter Beiziehung seriöser Fachliteratur darüber nach, ob menschliches Verhalten (inklusive intelligentem Verhalten!) ausschließlich durch exogene (d. h. sozial disponible) oder nicht doch auch durch endogene (genetisch gegebene) Faktoren bestimmt werden. Wer auch letzterem Plausibilität einräumt (wie Dr. Sarrazin) ist deshalb keineswegs "unseriös" oder gar "Rassist", wie die linke Öffentlichkeit behauptet.

            • 1G
              10236 (Profil gelöscht)
              @aigispotamoi:

              Da die erbliche Korrelation des IQ mit 0,4 bei Kindern und 0,8 bei Erwachsenen angegeben wird, ist wohl klar, dass in der Zwischenzeit was passiert. Und zwar im sozialen Umfeld. Auf gut Detsch: nehmen Sie 100 1-Jährige aus den "bildungsfernen Familien" und lassen sie durch die Arztfamilien adoptieren - ca 50%+ von Ihnen studieren später.

              Ihre Behauptung Verhalten sei *auch* bedingt durch endogene Faktoren, ist eine Binsenweisheit. Die Probleme fangen an, wenn Leute wie Sarrazin, dies überbewerten und als Erklärung für sozialen Status ganzer Gruppen/Ethnien heranziehen.

              An die genetische Überlegenheit (natürlich ohne den Begriff zu kennen) glaubte der Adel über Jahrhunderte. Ich vermute, dass Ihre Vorfahren damals mit 90% Wahrscheinlichkeit Bauern waren.

              • @10236 (Profil gelöscht):

                Na ja, die Gewichtung exogener und endogener Faktoren ist eine schwierige Angelegenheit. Aus einem genetisch kognitiv eng Strukturierten machen Sie auch durch beste soziale Umweltbedingungen keine Intelligenzbestie. Während manche rechte Theoretiker die Vererbung überschätzen, leugnen linke Beobachter angeborene Faktoren. Eine vernünftige Abwägung schützt sowohl vor Fatalismus wie vor Optimierungswahn qua Sozialpolitik. Und zum Schluß: Gerade der Adel ist natürlich ein gutes Beispiel für den Konnex von Vererbung und Umwelt.

    • 9G
      970 (Profil gelöscht)
      @aigispotamoi:

      Eine "Volkspartei" vielleicht. Eine sozialdemokratische Partei müsste den Gedanken an die Positionen des Herrn Sarrazin bereits ekelhaft finden.

       

      Bei der AfD wäre er jedenfalls sehr viel besser aufgehoben. Die würden ihn bestimmt auch gerne nehmen, und die saublöden Wähler würden die Partei dafür sogar noch wählen...

       

      Ich verstehe nicht, wo die Bewunderung für diesen sozialdarwinistischen, rassistischen und sachlich so einfach zu widerlegenden Schwachsinnsverbreiter stammt. Sarrazins Thesen sind eben nichts weiter als Thesen - er hat sie mit methodisch falschen Mitteln statistisch unterfüttert und sich damit eigentlich fachlich wie sachlich blamiert. Nur war irgendein Verlag sich sicher, dass der deutsche Michel das schon nicht merken bzw. denken würde, irgendwas sei ja bestimmt trotzdem dran...

      • @970 (Profil gelöscht):

        Woher nehmen Sie, verehrter NEUBAU, die Sicherheit, die Wähler der AfD als "saublöd" zu bezeichnen? Könnte es sein, daß Sie auf die engen Grenzen Ihrer eigenen Position nicht genügend reflektieren? Sie wirken sehr urteilsstark, wenn Sie insinuieren, die SPD müßte die Thesen von Dr. Sarrazin "ekelhaft" finden und ihn selbst als "Schwachsinnsverbreiter" titulieren. Verehrter NEUBAU, wie wäre es, wenn man erst nachdächte und dann mit Schimpfworten um sich würfe?

      • @970 (Profil gelöscht):

        Ich versichere Ihnen, dass sich die Fans von Sarrazin nicht durch Fakten aus dem Konzept bringen lassen. Ansonsten hätten die Äusserungen der diversen Biologen, die sich zu Sarrazins hanebüchenem Unfug geäussert haben, schon Effekte gehabt.