S-Bahn-Streik: Berliner steigen auf BVG um
Vor allem die Straßenbahnen sind auf Grund des S-Bahn-Streiks überfüllt. Beim nächsten Warnstreik wird die S-Bahn verschont.
Mit ihrem Warnstreik hat die Gewerkschaft der Lokomotivführer (GdL) am Dienstagmorgen den Nahverkehr in Berlin und Brandenburg weitgehend lahm gelegt. Der S-Bahn-Verkehr sei "im gesamten Netz zwischen 6 und 8 Uhr nahezu komplett eingestellt" gewesen, teilte der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) mit. Erst um 14 Uhr seien die Züge wieder fahrplanmäßig unterwegs gewesen.
Mit den Warnstreiks will die GdL in erster Linie eine Angleichung der Arbeitsbedingungen aller Lokführer in Deutschland erreichen unabhängig davon, bei welchem Arbeitgeber sie beschäftigt sind. Darüber hinaus will die Gewerkschaft eine bessere Absicherung von Lokführern erzielen, beispielsweise nach einem Suizid auf den Gleisen.
Zahlreiche Fahrgäste stiegen am Dienstagmorgen auf die BVG um. "Ganz besonders hat sich das bei der Straßenbahn bemerkbar gemacht", sagt Sprecherin Petra Reetz. Ab sieben Uhr zwanzig, als zu den Berufstätigen auch die Schüler gekommen seien, habe man auch Fahrgäste stehen lassen müssen. Entspannter sei es in der U-Bahn zugegangen. Hier seien auf der U2 und der U9 sieben zusätzliche Züge eingesetzt worden.
Matthias Horth vom Fahrgastverband Igeb kritisiert vor allem die Informationspolitik während des Streiks. So seien die Fahrgäste auf den Bahnhöfen nicht in Kenntnis gesetzt worden, dass es Zugausfälle auf Grund eines Warnstreiks gibt. "Teilweise blieben auch Züge stehen und es gab keine Durchsage, warum es jetzt nicht weitergeht", sagt Horth. Auch wenn das Unternehmen S-Bahn ebenfalls für die Informationspolitik verantwortlich sei, seien die streikenden Lokführer zumindest moralisch in der Pflicht, ihre Fahrgäste zu informieren.
In der Vergangenheit hatte es aus Politik und von Fahrgastverbänden Kritik an den anstehenden Streiks gegeben. "Die S-Bahn-Kunden waren in der letzten Zeit sowieso stark gebeutelt", sagt Horth. Seit Dezember hat das Unternehmen sein Angebot nach den ersten Schneefällen erneut reduziert und fährt derzeit mit einem Notfallfahrplan, der unter anderem eine reduzierte Geschwindigkeit vorsieht.
Wann der Streik weitergeführt wird, sagte die GdL am Dienstag nicht. Sprecherin Gerda Seibert bestätigte, dass die S-Bahn auf Grund des sowieso stark ausgedünnten Fahrplans bei der nächsten Streikaktion ausgenommen werde. Bis zum Ergebnis der Urabstimmung Anfang März soll es allerdings weitere Warnstreiks geben.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Geschasste UN-Sonderberaterin
Sie weigerte sich, Israel „Genozid“ vorzuwerfen
Prognose zu Zielen für Verkehrswende
2030 werden vier Millionen E-Autos fehlen
Fake News liegen im Trend
Lügen mutiert zur Machtstrategie Nummer eins
Mord an UnitedHealthcare-CEO in New York
Mörder-Model Mangione
Partei stellt Wahlprogramm vor
Linke will Lebenshaltungskosten für viele senken
Vertrauensfrage von Scholz
Der AfD ist nicht zu trauen