Russischer Anarchist im Ukrainekrieg: Tod im Donbass
Dmitri Petrow hat im Krieg aufseiten der Ukraine gekämpft. Nun ist der russische Anarchist bei Gefechten um die Stadt Bachmut getötet worden.
Die ukrainische Organisation Operation Solidarity bestätigte am Montag den Tod Petrows. Die anarcho-kommunistische Kampforganisation BOAK hatte zuvor eine Erklärung veröffentlicht, die Petrow für den Fall seines Todes geschrieben hatte: „Als Anarchist, Revolutionär und Russe hielt ich es für notwendig, mich am bewaffneten Widerstand des ukrainischen Volkes gegen Putins Besatzer zu beteiligen. Ich tat dies für die Gerechtigkeit, für die Verteidigung der ukrainischen Gesellschaft und für die Befreiung meines Landes von Unterdrückung.“
Der BOAK zufolge wurde Petrow am 19. April bei Bachmut getötet. Die Frontstadt im Donbass hat sich zu einem der blutigsten Schauplätze des Kriegs Russlands gegen die Ukraine entwickelt. Berichten zufolge sind dort seit August 2022 Tausende Soldaten auf ukrainischer und russischer Seite gestorben. Von den ehemals 70.000 Einwohnern leben nur noch etwa 4.000 Menschen in der Stadt.
Der anarchistischen Organisation Black Headquarter zufolge starben am 19. April mit Petrow auch der US-amerikanische Aktivist Cooper Andrews und der irische Kämpfer Finbar Cafferkey. Demnach waren die drei Soldaten in einer gemeinsamen Einheit in Gefechte um eine Straße nach Bachmut involviert.
Auch für Waffenlieferungen machte er sich stark
Mit der taz hatte Petrow unter dem Pseudonym Ilya Leschin darüber gesprochen, warum er sich als Anarchist den ukrainischen Streitkräften angeschlossen hatte. „Im Kampf gegen das russische Regime kann unsere politische Alternative dazu geboren werden, in Form von sozialer Gerechtigkeit, Freiheit und Selbstverwaltung“, sagte er. Dabei machte er sich auch für westliche Waffenlieferungen an die Ukraine stark.
Die anarchistische Szene in der Ukraine zeigte sich erschüttert von dem Tod Petrows. „Dima war einer der Gründer des Widerstandskomitees und einer der ersten Anarchisten, der im Kampf gegen Putins Armee die Waffen ergriffen hat“, hieß es in einer Erklärung der Vereinigung Black Headquarter. „Sein Tod ist ein gewaltiger Verlust für uns und den weltweiten Befreiungskampf.“ Gegenüber der taz hatte Petrow damals geschrieben, weiter in Kontakt bleiben zu wollen. „Ich gebe mein Bestes, um sicher zu bleiben.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Debatte um SPD-Kanzlerkandidatur
Schwielowsee an der Copacabana
BSW und „Freie Sachsen“
Görlitzer Querfront gemeinsam für Putin
Urteil nach Tötung eines Geflüchteten
Gericht findet mal wieder keine Beweise für Rassismus
Papst äußert sich zu Gaza
Scharfe Worte aus Rom
Wirtschaftsminister bei Klimakonferenz
Habeck, naiv in Baku
Aktienpaket-Vorschlag
Die CDU möchte allen Kindern ETFs zum Geburtstag schenken