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Russischer Anarchist im UkrainekriegTod im Donbass

Dmitri Petrow hat im Krieg aufseiten der Ukraine gekämpft. Nun ist der russische Anarchist bei Gefechten um die Stadt Bachmut getötet worden.

Bachmut im Februar: In den Kämpfen um die Stadt starb nun auch der russische Anarchist Petrow Foto: reuters

Berlin taz | Das Gespräch hat einen bleibenden Eindruck hinterlassen: Dmitri Petrow analysierte und argumentierte auch bei konfrontativen Fragen sachlich. Vielleicht konnte ihn das Interview gar nicht aus dem Konzept bringen, weil er von seiner Grundhaltung ohnehin so überzeugt war, dass er sie mit Waffengewalt verteidigte. „Mit dem Krieg finde ich mich wieder an der Spitze des Kampfes gegen Putins Regime, den ich auch viele Jahre in Russland geführt habe“, sagte Petrow im März der taz. Jetzt ist der Anarchist bei Gefechten im ukrainischen Bachmut getötet worden.

Die ukrainische Organisation Operation Solidarity bestätigte am Montag den Tod Petrows. Die anarcho-kommunistische Kampforganisation BOAK hatte zuvor eine Erklärung veröffentlicht, die Petrow für den Fall seines Todes geschrieben hatte: „Als Anarchist, Revolutionär und Russe hielt ich es für notwendig, mich am bewaffneten Widerstand des ukrainischen Volkes gegen Putins Besatzer zu beteiligen. Ich tat dies für die Gerechtigkeit, für die Verteidigung der ukrainischen Gesellschaft und für die Befreiung meines Landes von Unterdrückung.“

Der BOAK zufolge wurde Petrow am 19. April bei Bachmut getötet. Die Frontstadt im Donbass hat sich zu einem der blutigsten Schauplätze des Kriegs Russlands gegen die Ukraine entwickelt. Berichten zufolge sind dort seit August 2022 Tausende Soldaten auf ukrainischer und russischer Seite gestorben. Von den ehemals 70.000 Einwohnern leben nur noch etwa 4.000 Menschen in der Stadt.

Der anarchistischen Organisation Black Headquarter zufolge starben am 19. April mit Petrow auch der US-amerikanische Aktivist Cooper Andrews und der irische Kämpfer Finbar Cafferkey. Demnach waren die drei Soldaten in einer gemeinsamen Einheit in Gefechte um eine Straße nach Bachmut involviert.

Auch für Waffenlieferungen machte er sich stark

Mit der taz hatte Petrow unter dem Pseudonym Ilya Leschin darüber gesprochen, warum er sich als Anarchist den ukrainischen Streitkräften angeschlossen hatte. „Im Kampf gegen das russische Regime kann unsere politische Alternative dazu geboren werden, in Form von sozialer Gerechtigkeit, Freiheit und Selbstverwaltung“, sagte er. Dabei machte er sich auch für westliche Waffenlieferungen an die Ukraine stark.

Die anarchistische Szene in der Ukraine zeigte sich erschüttert von dem Tod Petrows. „Dima war einer der Gründer des Widerstandskomitees und einer der ersten Anarchisten, der im Kampf gegen Putins Armee die Waffen ergriffen hat“, hieß es in einer Erklärung der Vereinigung Black Headquarter. „Sein Tod ist ein gewaltiger Verlust für uns und den weltweiten Befreiungskampf.“ Gegenüber der taz hatte Petrow damals geschrieben, weiter in Kontakt bleiben zu wollen. „Ich gebe mein Bestes, um sicher zu bleiben.“

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7 Kommentare

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  • Geht es hier um Dmitri Petrow oder Ilya Leschin? Der Link zum Interviw im ersten Absatz aus dem auch das Zitat stammt („Mit dem Krieg finde ich mich wieder an der Spitze des Kampfes gegen Putins Regime, den ich auch viele Jahre in Russland geführt habe“) wurde mit einer Person, die als Ilya Leschin vorgestellt wird geführt.

  • Als Organisatorin von Lieferungen an Anarchisten in der Ukraine seit Beginn des Krieges habe ich einige des Resistance Committees und des Solidarity Collectives kennelernen dürfen. Mein Exfreund und mein Bruder wollten sich im letzte Jahr den Streitkräften der Ukraine anzuschließen, um ihren Teil zu leisten. Beide sind Internationalisten mit anarchosyndikalistischer Prägung. Während mein Bruder nun innerhalb der Legion als RC Unterstützer und Symphatisant kämpft, ist mein Ex als Rettungssanitäter an der Front unterwegs und evakuiert Verwundete / leistet Erstversorgungen liefert aber auch Munition und alles was anfällt auf seinen Fahrten, da er selbst keine Waffen mehr benutzen möchte. Beide haben militärischen Hintergrund und standen in Kontakt mit Dima Petrov sowie auch mit anderen Anarchisten und Interantionalisten. Mein Exfreund, mit dem ich weiterhin guten Kontakt halte, besuchte Ilja und Cooper noch ein mal an der Front am 17. um Hilfsgüter und Muniton zu liefern und befindet sich mittlerweile in einer Beziehung zu einer ukrainischen anarchistichen Kämpferin wodruch er einige Einblicke in die Strukturen und Vorgänge der anarcho-kommunistischen Szene in der Ukraine gewann. Ich finde es schade, dass deutsche Medien auch während des Donbasskrieges kaum bis gar nicht über linke und anarchistische Milizen/Kämpfer berichtet haben. Lediglich in der taz waren einige kleine Artikel über die Thematik, während es aber in die Szene anfangs (und teilweise immer noch) massiv an Unterstützung mangelte. Ich habe eine Hochachtung für meine idelogischen Brüder und Schwester, die ihr Leben geben, um der Freiheit ihren Dienst zu erweisen. Auch meine Jungs wissen, dass die Ukraine perfekt ist. Aber betont wird immer wieder, dass man nicht FÜR die Ukraine kämpft, sondern gegen Imperialismus und Putinismus. In einer halbwegs funktionierenden Demokratie kann man mehr verändern und erreichen, als in einem autokratischen Staat mit starkautoritären Zügen.



    May Bat'ko Mahkno guide them...

  • Ein Held ist gefallen! Möge er Ruhe finden.

  • Der Tod von Petrow ist in der Tat traurig und bewegend. Jedoch war ihm diese Möglichkeit, als internationalistischer Kämpfer zu sterben, bewusst, so wie es vor ihm den Kämpfern der "Internationalen Brigaden" im Spanischen Bürgerkrieg, oder den Internationalsten in Nicaragua und El Salvador bewusst war.



    Ich habe tiefen Respekt und Hochachtung vor allen drei Internationalisten, die ihr Leben im Kampf gegen Diktatur und Imperialismus und für die Internationale Solidarität gegeben haben.

  • Find ich gut, dass da jemand drangelieben ist. Es ist damit zu rechnen, wenn man einen da förmlich zwischen den Gräben abpasst, er war nun freiwillig dort und offensichtlich nicht bereit das aufzugeben. Kaum leichter nachzuvollziehen als angemessen zu würdigen, man muss sich immer überlegen, was diese Leute tun und bedeuten, für alle jene, die nicht ganz so frei dabei sind. Und von deren Opfern uns zumeist nicht viel mehr bleibt als Zahlenreihen, soweit es eben durchsickert. Wahrscheinlich kaum zu überschätzen, welchen Anteil Leute wie er an dieser moralischen Unwucht haben und damit nahezu sicher an der Kriegswendung zugunsten der Ukraine. Auch Russland hat Freiwillige aber da überwiegen andere Motive. Es gibt seriöse Einschätzungen dahingehend dass wir uns in Summe (jetzt) schon der Dimension des gesamten Bosnienkriegs nähern, wenn nicht decken, nur ist das Verhältnis zw. zivilen und militärischen Verlusten ganz anders. Allein die Russen haben demnach mehr Soldaten verloren als in allen Kriegen seit 1945, zusammen! Mich wird nur noch erstaunen was sich Menschen im Westen so alles einbilden, die das zugelassen haben. Ist auch mit Munitionspaletten bis zum Mond nicht aufzuwiegen.

  • Ein aufrechter und mutiger Mensch weniger. Das Interview hat mich bewegt, Wahrhaftigkeit und Intelligenz waren deutlich zu spüren. Rest in Peace.

  • Freiheit und Glück den Kämpfenden Menschen in der Ukraine! das reaktionäre russische Regime darf niemals gewinnen!