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Runderneuerte DFB-FührungReform ist nicht Chefsache

Die Wahl des DFB-Präsidenten Bernd Neuendorf steht im Schatten der vermeintlichen Abwahl des Systems Rainer Koch. Ganz so einfach ist das aber nicht.

Abgewählt und gewählt: Rainer Koch muss gehen, Bernd Neuendorf sitzt auf dem Chefposten Foto: Federico Gambarini/dpa

B ernd Neuendorf selbst wird den systemisch so intriganten Deutschen Fußball-Bund, der zudem staatliche Ermittlungsbehörden zuverlässig beschäftigt, nicht erneuern können. Wie unbedeutend letztlich der Chefposten ist, konnte der 60-jährige Quereinsteiger bei seiner Wahl zum Präsidenten am Freitag beobachten. Denn ein viel größeres Echo als seine gut vorbereitete Kür zum Chef des weltweit größten Sportverbandes löste die unvorhersehbare Abwahl des Vize-Präsidenten Rainer Koch aus.

Die Präsidentenwahl folgte dem alten Muster der Vorababsprache des mächtigen Amateurlagers im Verband. Zwar gab es mit Peter Peters ungewohnterweise einen Gegenkandidaten, dessen Chancenlosigkeit aber die Wahl fast zur Farce werden ließ. Mit Rainer Koch wurde aber vermeintlich mehr als eine Person abgewählt. Der Jurist aus München stand wie kein anderer für das undurchsichtige System der Strippenzieherei und Ränkespiele, auch weil alle Skandale im Verband seiner mächtigen Position im Verband nichts anhaben konnte und er sich danach stets die Hände in Unschuld wusch.

Neuendorf reichte nach seiner Wahl am Freitag seine Hand auch Koch. „Ich bin auf euren Rat angewiesen“, sagte er ans Plenum gerichtet, als er noch mit dessen Wahl zum Vize rechnen musste. Wohl aus taktischem Kalkül hatte er sich im Wahlkampf nie gegen Koch gestellt.

Und jahrelang hielten es die Mitglieder des DFB-Bundestages trotz aller verheerenden Verfehlungen der Führungsspitze nicht für ratsam, gegen Koch zu opponieren. Mit ihm ist nun nicht zugleich das System Koch abgeschafft worden. Im am Freitag gewählten 15-köpfigen DFB-Präsidium sitzen erfreulicherweise viele neue Gesichter, darunter fünf Frauen. Diejenigen, die Koch getragen haben, sind aber nicht ohne Einfluss geblieben.

Demokratieverächter im DFB

Die Stärke von Rainer Koch war stets das Spiel hinter den Kulissen. Ins Licht zerrten ihn erst Recherchen von Journalisten und Ermittlungen von Staatsanwaltschaften. Wobei letztere wegen Steuerhinterziehung eingestellt wurden. Im Zentrum der Aufmerksamkeit aber wirkt der sonst so wendige Koch linkisch und unbeholfen.

Mit seiner Bewerbungsrede auf das DFB-Vizepräsidentenamt am Freitag stellte er das so eindrucksvoll wie nie zuvor unter Beweis. Er diskreditierte seine Gegenkandidatin Silke Sinning und bat die Mitglieder, die nicht für ihn stimmen wollten, doch wenigstens nicht an der Abstimmung teilzunehmen. Demokratie ist eben nichts für Demokratieverächter und davon gibt es einige beim DFB. Dass Koch dennoch dieser plumpe Versuch zum Verhängnis wurde, lässt auf einen Kulturwandel im Verband hoffen. Es geht eben nicht darum, wie der Altfunktionär propagierte, aufgerissene Gräben wieder zuzuschütten und die Reihen zu schließen. Einheitlichkeit ist kein Selbstzweck und Opposition kein Verrat.

Die Beharrungskräfte sollten aber nicht unterschätzt werden. Der scheidende Schatzmeister Stephan Osnabrügge erhielt für seine Abschiedsrede reichlich Applaus, in der er maßgeblich diejenigen aus dem Verband, die Internes nach außen weitergaben, und Journalisten für das miserable Bild des DFB verantwortlich machte. Diese, so sein Vorwurf, hätten eine eigene politische Agenda und Staatsanwaltschaften instrumentalisiert. Das Zeitalter der Verschwörungstheorien ist auch im DFB angekommen.

Der neuen DFB-Führung ist ein selbstkritischerer Umgang mit der eigenen Vergangenheit zu wünschen. Ein gut gesetztes Signal in diese Richtung wäre sicherlich, Rainer Koch, der auch am Freitag nichts zur Aufklärung der eigenen Fehler beitrug, nun seinen Sitz im Uefa-Exekutivrat zu entziehen.

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taz-Sportredakteur
Jahrgang 1971, bis Ende März 2014 frei journalistisch tätig. Seither fest mit dem Leibesübungen-Ressort verbunden.
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