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Rüstungskonzern und „Euro Hawk“EADS mag keine Drohnen mehr

Sein Unternehmen hat einen dreistelligen Millionenbetrag in die Drohnen-Entwicklung investiert. Jetzt ist Schluss. Der EADS-Chef bezeichnet die Diskussion „absurd“.

„Euro Hawk“-Schwester „Global Hawk“ – zugelassen in den USA. Bild: dpa

PARIS dpa | EADS-Vorsitzende Thomas Enders hat scharfe Kritik an der deutschen „Euro Hawk“-Debatte geübt und will künftig keine Konzerngelder mehr in die Entwicklung von Drohnen investieren. Es sei absurd, dass sich die Diskussion in Deutschland ausschließlich darum drehe, was Verteidigungsminister Thomas de Maizière wann gewusst habe, sagte Enders am Donnerstagabend in Paris.

Warum das unbemannte Flugzeug „Euro Hawk“ in Deutschland keine Zulassung bekommen sollte, könne er nicht nachvollziehen, so der Vorstandsvorsitzende des europäischen Luftfahrt- und Rüstungsunternehmens. Bei den ersten Tests mit der Technik vor zehn Jahren in Nordholz hätten die deutschen Flugaufsichtsbehörden keinerlei Sorgen geäußert.

De Maizière hatte das „Euro Hawk“-Projekt Mitte Mai wegen Zulassungsproblemen bei der Flugaufsicht und einer drohenden Kostenexplosion gestoppt. Ihm wird vorgeworfen, erst nach der Investition von mehr als einer halben Milliarde Euro reagiert zu haben, obwohl sein Ministerium schon lange von den Problemen mit der Zulassung wusste.

„Sie muss nicht im kontrollierten Luftraum fliegen, sie fliegt durch ihn und dann über ihm“, kritisierte Enders das Aus für das Projekt. „Es braucht vielleicht 15 Minuten und dann ist man auf 45.000 Fuß (13,7 Kilometern). Anschließend fliegen sie auf einer Höhe von 60.000 bis 65.000 Fuß nach Afghanistan. Sie belästigen niemand. Warum in aller Welt ist das in Deutschland nicht möglich?“

„Zehn Jahre verloren“

Enders betonte, er wolle keine Konzerngelder mehr für die Entwicklung von Drohnen ausgeben. Nach Investitionen in dreistelliger Millionenhöhe müsse es Regierungsaufträge geben, sonst gehe es nicht weiter. „Wir haben bereits zehn Jahre verloren“, sagte Enders mit Blick auf die Zurückhaltung der Regierungen. „Je länger es dauert, desto dominanter werden die Amerikaner auf dem Markt werden. Je schwieriger wird es werden, aufzuholen.“ Derzeit erwarte er eher eine französisch-britische Kooperation als eine deutsche oder europäische Initiative, sagte Enders.

Für „Euro Hawk“ hatte EADS die Aufklärungstechnik entwickelt. Der Flieger selbst wurde vom US-Konzern Northrop Grumman gestellt. Bei der US-Luftwaffe ist dieser seit Jahren als „Global Hawk“ im Einsatz.

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5 Kommentare

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  • R
    Rüstungsgegner

    "Je länger es dauert, desto dominanter werden die Amerikaner auf dem Markt werden."

    Welcher Markt ist das denn? Börsennotierte Todeswetten? Der einzige Sinn einer Sprengstoffdrohne auch Terrorist genannt, ist der eines Krieges. So ein Teil sollte einmal über den Bundestag oder Atomkraftwerk vom Himmel fallen.

    Die Ankündigung das EADS nun quasi privat die Drohnen entwickelt ist keine Überraschung. Wer soll den glauben das steuerfinanzierte Millionenbeträge nutzlos sind.

    Außerdem, demnächst gibt es Kamikazedrohnen aus dem 3D Drucker, Cody Wilson entwickelte den "Liberator". Ergo, zu jeder Technik gibt es das Gegenstück, der fliegende Liberator.

     

    Die Hauptaktionäre, Scheichs und Rüstungsgewerkschaft IGMetall werden nicht erfreut sein. Auf der anderen Seite müssen Ehrengäste wie Thomas Enders keine Schafsaugen auslutschen.

  • N
    naseweiser

    Kann mir jemand erklären , wozu Deutschland , die Bundeswehr Drohnen braucht ? Zur Verteidigung ? Gegen wen ? Zu außereuropäischen "Einsätzen" ? An welche Art von Einsätzen würde dabei gedacht ? Will Deutschland sich künftig an völkerrechtswidrigen Drohneneinsätzen der Amerikaner wie in Pakistan und Somalien beteiligen können ? Was ist mit dem Grundgesetz ?

    Fragen über Fragen ...

  • G
    gisbert

    Dieses unsichere Mistzeug, soll nicht von Deutschland

    aus starten!! Auch nicht von Rammstein aus!

    Wer weiß ob der Brand im Atomkraftwerk von Cattenom

    nicht z.B. auch von so einer Drohne verursacht wurde?

    Unwahrscheinlich, zugegeben, aber wenn, wir würden es

    nie erfahren!!

    Europa hat mit die höhste Dichte an Atomkraftwerken,

    an alten Atomkraftwerken, an überalterten Atomkraftwerken, so ein Scheiß fehlt da gerade noch!!

     

    Wenn die Amerikaner die Drohnen von ihren Flugzeugträgern aus starten, geht das in Ordnung.

    Aber über Deutschland hat das Zeug nichts zu suchen!!

  • SD
    Stimme der Demokratie

    Was die friedensduselige Politik und unsere Vetokratie nicht schafft, das schaffen die Bürokraten. Die Bürokraten sind die unfreiwilligen Interessenvertreter der Lichterketten-Fraktion.

  • F
    FaktenStattFiktion

    Enders hat insofern Recht, als dass selbst ein drohneninternes Antikollisionsystem nicht zugelassen würde, wenn kein menschlicher Operator dauerhaft eingeschaltet werden kann.

    Das aber ist eigentlich nicht vorgesehen – die Drohne wird zwar überwacht, operiert aber grundsätzlich autark.

     

    Was Enders als Lösung zwischen den Zeilen benennt –Korridore und Ebenen nur für Drohnen- ist im europäischen Luftraum aber tatsächlich ein Problem.

    Was bliebe, wäre die Stationierung der Drohnen außerhalb, am Rande der EU. Das aber scheint den Militärs nicht zu reichen.

     

    EADS hat etwas modifiziert, was außerhalb Europas gut zu vermarkten ist. Die Frage ist, ob hieraus kein Exportchancen gezogen werden können.