Rüstungskonferenz in Essen: Nato an der Heimatfront
Offiziere der Bundeswehr wollen Skepsis gegenüber Militäreinsätzen abbauen. Junge Soldaten sollen künftig bloggen.
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Auf das Programm der Konferenz hatte der Abschuss ansonsten keinen Einfluss.
Frank Gorenc leitet die Nato-Einrichtung „Joint Air Power Competence Center“ (JAPCC), die zu der Tagung geladen hatte. Das Zentrum mit Sitz im niederrheinischen Kalkar ist vor allem für die strategische Weiterentwicklung der Luftstreitkräfte zuständig.
Die Soldaten machen sich auch Gedanken über die Heimatfront. Bei der bis gestern laufenden Konferenz diskutierten die Teilnehmer über die Ausrichtung der Kommunikation des Militärbündnisses, Desinformation und Umgang mit Medien. Journalisten waren zugelassen, dürfen aber niemanden namentlich zitieren.
Die Analyse der Militärs: Russland und der „Islamische Staat“ sind für das Bündnis derzeit auch kommunikativ die größten Herausforderungen. Russland betreibe mit staatlichem Fernsehen und über die sozialen Medien gezielte Desinformationskampagnen. Der IS sei gut darin, seine Propaganda zu verbreiten.
Kommunikationsdefizite
Bei der Nato gebe es dagegen in der Außenkommunikation starke Defizite, hieß es. Man müsse eigene „Narrative“ entwickeln, am „Storytelling“ arbeiten. Die Nato sei „schlecht in Social Media, denn wir sind nicht sozial“, sagte ein Militär.
Als positive Beispiele wurden niederländische Afghanistan-Veteranen genannt, die im Fernsehen ihre Geschichten erzählten. Sie hätten der Armee ein Gesicht gegeben. So solle man in Zukunft verstärkt agieren, und junge Soldaten motivieren zu bloggen und zu twittern.
In einer Studie hat das JAPCC die Berichterstattung über Luftschläge in fünf Nato-Ländern untersucht. In den USA und Großbritannien fanden sie eine sachliche Berichterstattung und breite Unterstützung. In Frankreich sei das Verhältnis zu den Einsätzen ambivalent, hieß es.
Probleme habe man in Italien und Deutschland: In der Bundesrepublik sei die Stimmung gegenüber dem Militär von Skepsis geprägt. Projekte, die nicht rund liefen, wie die Bundeswehr-Drohne, würden von den Medien zerrissen. Daran wollen die Militärs arbeiten, denn die Unterstützung der Medien und der Bevölkerung seien wichtig.
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