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Rüstungsexporte der BundesregierungMit deutschen Panzern in Kuwait

Die Bundesregierung hat im ersten Halbjahr Rüstungsexporte im Wert von 3,5 Milliarden Euro genehmigt. Das ist fast soviel wie im gesamten Jahr 2014.

Sie fahren künftig in Kuwait: deutsche Panzer vom Typ „Fuchs“. Foto: ap

Berlin afp/rtr | Die Waffenexporte aus Deutschland sind einem Zeitungsbericht zufolge im ersten Halbjahr 2015 deutlich gestiegen. In den ersten sechs Monaten dieses Jahres habe die Bundesregierung Rüstungsausfuhren im Wert von 3,5 Milliarden Euro genehmigt, berichtet Die Welt unter Berufung auf einen Zwischenbericht der Bundesregierung, den das Kabinett am Mittwoch beschließen will.Die sogenannten Einzelausfuhrgenehmigungen lagen demnach im ersten Halbjahr 2015 fast so hoch wie im Gesamtjahr 2014.

Im vergangenen Jahr hatte die Bundesregierung insgesamt Einzelausfuhrgenehmigungen im Wert von 3,97 Milliarden Euro erteilt. An Drittländer, also Staaten außerhalb der Nato oder EU, wurden dem Bericht zufolge in den ersten sechs Monaten 2015 Einzelausfuhrgenehmigungen im Wert von 1,67 Milliarden Euro erteilt. Dies ist ebenfalls ein Anstieg gegenüber dem Vorjahr, als Ausfuhren an Nicht-Bündnispartner im Wert von 1,42 Milliarden Euro genehmigt wurden.

Während die Opposition Wirtschaftsminister Gabriel Wortbruch vorwarf, hieß es in seinem Haus, die Gesamtzahlen vermittelten einen falschen Eindruck. Der Zwischenbericht zu den deutschen Rüstungsexporten soll am Mittwoch im Bundeskabinett beschlossen werden. Schaue man sich den an, werde deutlich, „dass die Zahlen für sich allein noch kein tauglicher Gradmesser für eine bestimmte Rüstungsexportpolitik sind“, sagte ein Ministeriumssprecher.

Hauptgrund für den Anstieg der Einzelgenehmigungen war nach Angaben des Ministeriums ein Geschäft mit vier Tankflugzeugen für Großbritannien, auf das allein gut ein Drittel der Gesamtsumme entfiel. Auch ein U-Boot-Geschäft mit Israel habe sich in den Genehmigungszahlen niedergeschlagen.

Auch bei Ausfuhren nach Syrien und Russland sieht die große Koalition demnach keinen Grund zur Beanstandung. Für Syrien seien „ein geschütztes Fahrzeug und Teile dafür für eine UN-Mission genehmigt“ worden, an Russland seien „im Wesentlichen zwei eisbrechende Rettungs- und Mehrzweckschiffe für Unfall- und Katastropheneinsätze“ genehmigt worden, heißt es im Bericht. Dabei handle es sich um „einen Altfall im Sinne der Embargoregelung“, schreiben die Beamten von Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD), die für den Bericht zuständig sind.

Nach Saudi-Arabien wurde ebenso wieder Rüstungsmaterial geliefert. Dabei wurden „in der Mehrzahl Zulieferungen von Komponenten an europäische Partner genehmigt, insbesondere Fahrgestelle für von Frankreich gelieferte unbewaffnete europäische Partner“, wie es in dem Bericht heißt. Nach Kuwait wurden zwölf Spürpanzer vom Typ Fuchs genehmigt, die laut Bundesregierung „etwa der Aufspürung kontaminierten Materials“ dienen. Bei Lieferungen in den Irak handle es sich um die bereits in der Öffentlichkeit diskutierte „Ausstattungshilfe der Bundesregierung an die kurdische Regionalregierung“ sowie „Schutzausrüstung für die irakische Regierung zur Selbstverteidigung um Rahmen der Terrorbekämpfung“.

Die Lieferungen von Kleinwaffen wie Pistolen oder Gewehren gingen dem Bericht zufolge im ersten Halbjahr von 21,3 auf 12,4 Millionen Euro zurück. Insgesamt seien über 50 Prozent aller Kleinwaffen an EU- oder Nato-Staaten geliefert worden. Allerdings seien nach wie vor auch Kleinwaffen im Wert von 5,75 Millionen Euro an Drittstaaten geliefert worden, darunter 3000 Maschinenpistolen im Wert von 3,5 Millionen Euro an die Vereinigten Arabischen Emirate.

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24 Kommentare

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  • Damals war aus saudiscr Sicht driend ein soldatensicher funktionierendes C-Aufklärungssystem notwedig. Das war aber mit Geld allein kaum beziehbar. Weil es entsprechende Technik nicht von der Stange gab und gibt.

    Eine Umrüstung (wozu?) ist wegen des extrem teuren Innenlebens von der ABC Variante auch auszuschließen. Für das Geld hätten die Saudis in BR oder SA eine ganze Division Radpanzer erwerben können.

     

    Schutzgrad habe ich definiert. Wo ist da das Problem?

  • das erste

  • Waffen gegen Flüchtlinge... und alle verdienen daran gut....

  • Anderswo in der Welt wird man diesen dekadenten Deutschen, die es sich so schwer machen mit ihren Waffenexporten, höchstens hohnlachend einen Vogel zeigen.

     

    Zar Putin beispielsweise konnte die Aufregung wegen seiner Waffenlieferungen an Assad gar nicht verstehen: Syrien habe eine gewählte Regierung und es gäbe gültige Lieferverträge. Wo ist das Problem?

     

    Und China hat nicht nur die höchsten Steigerungsraten im Waffenexport, sondern tut das, wofür früher die imperialistischen Staaten kritisiert wurden: Es beliefert auch Staaten, zwischen denen bekanntermaßen Konflikte bestehen, wie Indien und Pakistan. Den Vorteil haben die kapitalistischen Waffenproduzenten im kommunistischen China, das demnach gar kein Interesse an einer Aussöhnung zwischen Indien und Pakistan haben kann. Imperialismus pur!

     

    Wenigstens in D. gibt es eine spürbare Opposition, die der Regierung hin und wieder in den Arm fällt, auch wenn der Empfänger eine "gewählte Regierung" ist und es "gültige Lieferverträge" gibt (s.o.)!

  • Frau Merkel und ihr Kabinett kümmert sich wirklich um alles, sogar um den Nachschub an Flüchtlingen.

  • Na da kann man ja wohl beruhigt sein. Nur ein paar Tausend Maschinenpistolen an die fundamentalistische, islamische Erbmonarchie und ein U-Boot in das israelische Krisengebiet. Niemand muss also befürchten, dass der Absatz an Rüstungsgütern hier in absehbarer Zeit zurückgehen könnte, weil sich mangels Bewaffnung auch mal friedliche Lösungen anbieten könnten. Die paar Millionen Kriegsflüchtlinge, die sich da in Zukunft noch auf den Weg machen müssen, die schaffen die Ehrenamtlichen hier schon alleine.

  • Und hier heulen die Leute rum, dass wir so viele Menschen aufnehmen... die fliehen vor uns zu uns...

  • Das ist kein "Panzer"

     

    -Kindergarten-

     

    Aber wer immer noch nicht gemerkt hat das "small arms" keine "Kleinwaffen" sind...

    • @KarlM:

      Sie scheinen mäßig informiert zu sein.

      Natürlich handelt es sich hier um einen Schützenpanzer der Bauart Radpanzer.

       

      Was Sie meinen, wären dann Kampfpanzer, welche im Volks- und Kindermund tatsächlich nur "Panzer" genannt werden.

       

      Es ist wie mit den "Düsenjägern", die gibt´s in Wirklichkeit auch nur als Jagdbomber, Abfangjäger usw.

       

      In der einschlägigen Literatur finden Sie die genauen Bezeichnungen nebst Verwendung, technischen Daten usw. Wenn Sie möchten, kann ich Ihnen gerne ein paar Buchtitel dazu empfehlen.

      • @DR. ALFRED SCHWEINSTEIN:

        Mit dem Verweis auf den Schutzgrad ist die Funktion bereits vollständig erklärt.

         

        Marder und Fuchs darf ich sogar fahren.

    • @KarlM:

      Sind Sie wirklich sicher, dass das der Transportpanzer Fuchs (TPz Fuchs) kein Panzer ist?

      https://de.wikipedia.org/wiki/Fuchs_(Panzer)

      • @Rainer B.:

        Moin, KARLM hat recht. Der Fuchs wird zwar gemeinhin (auch in der Truppe) als "Schützenpanzer" bezeichnet, er ist allerdings lediglich ein gepanzerter Transporter. Ein Panzer ist etwas völlig Anderes. (Nebenbei: Schützenpanzer werden u.A. von der Infanterie benuzt, Panzer sind eine eigene Waffengattung (der "Hybrid" bei den Panzergrenadieren ändert das nicht)).Gruß von Jemandem, dessen Interesse an Panzern, laut Auftrag, darin besteht (bestand), wie man sie effektiv vernichtet.

        • @Mephisto:

          Da sind Sie allerdings nicht mehr auf dem Stand der derzeitigen Technik. Von einem "Schützenpanzer" war auch bislang nirgends die Rede.

          Siehe unten meine Antwort auf KARLM.

      • @Rainer B.:

        Aber sicher Das ist ein "TpZ", ein leicht gepanzertes Fahrzeug das gegen Splitter einer 155 mm Sprengranate oder Hartkern in .308 in einer bestimmten Distanz geschützt ist. mehr nicht...

         

        Letzlich ein LKW - Fahrgestell mit etwas Blech drum

        • @KarlM:

          Danke für die Information. Sie stimmt aber nicht ganz. Die von Ihnen benannte Artilleriemunition, im Volksmund zwar schon Sprenggranate oder Hartkern genannt, trägt die korrekte Bezeichnung Artilleriefernkampfprojektil, Bauart ballistischer Sprengkörper oder eben Bauart ballistisches Hartkernprojektil. Das ganze darf allerdings nicht mit ballistischen Artilleriegranaten verwechselt werden, da diese die entscheidenden Kriterien der Artilleriefernkampfprojektile ballistischer Flugkurvenbeiwert

           

          Ich empfehle Ihnen dazu Schröpfers Standardwerk über militärische Großkaliberballistik.

        • @KarlM:

          Das kann man mittlerweile gar nicht mehr so sehen. Dem "Fuchs" fehlen zwar die Ketten, weil er ursprünglich mal als amphibischer Radpanzer konzipiert war; die vergleichsweise leichte Panzerung wurde 2013 allerdings erheblich durch eine adaptierte Verbundpanzerung (MSA) aus Panzerstahl verbessert, die auch Panzerabwehrminen standhalten kann.

          Zur Hauptbewaffnung des Fuchs 2 gehören bis zu drei 7,62-mm-MG3 und ein Panzerabwehrlenksystem vom Typ MILAN. Das ist auch funktionell deutlich mehr als ein verstärkter größerer Kübelwagen. Nicht nur im Wiki, sondern auch beim Hersteller wird der Fuchs 2 daher explizit als Panzer geführt.

          http://www.n-tv.de/wirtschaft/Rheinmetall-erobert-MDax-Spitze-article13042961.html

          • @Rainer B.:

            Dachte wir diskutieren den "Spür-Fuchs"?

             

            Die Wannenkonstruktion ist nicht mehr als ein Splitter-und Handwaffenschutz, schon aus Gewichtsgründen ist da nicht sehr viel mehr möglich. Da hilft auch eine Zusatzpanzerung nicht viel. Denn selbst wenn diese nicht zerstört würde, ist das Grundgerüst der Wanne nach so einer Ansprengung meist bis zur Unbrauchbarkeit verzogen. Vom Schutzgrad und den damit abdeckbaren Sektoren bleibt das für mich bestenfalls ein geschütztes Transportfahrzeug. Der hat ja nicht mal ne stabilisiserte Waffenplattform, was die Zweckmäßigkeit eines MG oder einer MK auch schon in Frage stellt. Milan kann auch von jedem Geländewagen, die Briten nutzen sogar Buggys, eingesetzt werden.

             

            SPz fängt beim Marder ab A3 oder beim CV90 an...

            PZ noch lange nicht

            • @KarlM:

              Nein, es geht um aktuelle deutsche Panzer vom Typ „Fuchs“. Die werden generell als Panzer gelistet, als Panzer angeboten, als Panzer gekauft und als Panzer eingesetzt mit dem üblichen Schutzgrad eines Panzers, der heute angesichts der zur Verfügung stehenden panzerbrechenden Waffen immer nur sehr gering sein kann.

              • @Rainer B.:

                Ne, Sie wisse iich will ja nicht einfach rumtrollen. Tatsächlich ist bei Kampfpanzern ein ziemlich hoher Schutzgrad erreichbar. Gerade gegen Projektilbildende- und Hohlladungsgefechtsköpfe.

                Die dazu erforderliche Zusatzpanzerung ist sehr schwer, und das entsprechende Fahrzeug muss auch einen passenden Bodendruck haben sowie eben nicht gleich strukturell zusammenklappen wie ein direkt angesprengter Fuchs.

                 

                Zudem: Meine Frage richtet sich auf den aktuellen Export, waren das keine ABC-Füchse?

                • @KarlM:

                  Wie hoch der Schutzgrad von "richtigen" Kampfpanzern ist, konnte man doch anlässlich der "Operation Desert Storm" im Golfkrieg sehr einducksvoll verfolgen, als innerhalb weniger Tage tausende irakische Kampfpanzer mehr als nur eine verzogene Wanne hatten. Die Überlebenschance in einem Panzer geht bei einem gezielten Luftangriff gegen Null.

                  Was als "Spürpanzer" verkauft wird, lässt sich doch problemlos aufrüsten und auch für andere Zwecke verwenden. Sie erinnern sich vielleicht noch an die Geschäfte des kriminellen Waffenhändlers Karlheinz Schreiber, der zusammen mit dem geschmierten, kriminellen CSU-Verteidigungsstaatssekretär Ludwig- Holger Pfahls 1991 gebrauchte ABC-Panzer aus Bundeswehrbeständen zum 10-fachen des Neupreises an Saudi Arabien verkauft hatte. Die Höhe des Kaufpreises legt nahe, dass es sich bei dem Geschäft nicht nur um die ABC-Panzer als solche gehandelt haben kann. Nach dem Regierungswechsel 1998 wurde dann festgestellt, dass im Bundeskanzleramt die Akten zu diesem Exportgeschäft fehlten (!). Sie kennen diese Art der Vorgehensweise ja spätestens aus den NSU-Ermittlungen.

      • @Rainer B.:

        Dieser Link funktioniert hier irgendwie nicht, obwohl es die Seite bei wikipedia gibt.

         

        ["https://de.wikipedia.org/wiki/Fuchs_(Panzer)"]

        bzw. https://de.wikipedia.org/wiki/Fuchs_(Panzer)

        • @Rainer B.:

          In Ihrem Link fehlt die hintere Klammer. Link kopieren, in Adresszeile einfügen, Klammer einsetzen, dann gehts.

           

          Hier der Link zu der im Text erwähnten Version: https://de.wikipedia.org/wiki/Fuchs_%28Panzer%29#TPz_1A3.2FA6_.28ABC-Sp.C3.BCrpanzer.29

           

          Und @KARLM, dochdoch, das ist ein Panzer.

          Kein Kampfpanzer mit Ketten und Kanone, und von daher nicht primär zum Leutetotmachen entworfen oder eingesetzt.

          Ja, nur leicht gepanzert wg. Schwimmfähigkeit. Aber sicher gleich gut, wenn nicht besser geschützt als etwa die Keksdose M113.

          • @Bulletdeluxe:

            Stimmt! Siehe oben.

          • @Bulletdeluxe:

            Nee, wie bereits beschrieben ein "gepanzertes Fahrzeug" mehr nicht.Es kommt dabei auf den "Schutzgrad" an, nicht auf die "Wiki".

             

            Zumal ein "Spürfuchs" viel zu wertvoll für bestimmte Lagen ist, bei der Technik die den Fahrzeugpreis wesentlich übersteigt.