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Ich kann die Auffassung des Autors, Frau Magill habe mit ihrem Rücktritt "Rückgrat gezeigt", absolut nicht zustimmen. "Rückgrat zeigen", hätte für mich hier bedeutet, daß sie sich darauf besinnt, das zum Amt einer Dekanin mehr gehört, als zu erfreulichen Anlässen festlich gewandet kluge Reden zu halten.
Sie hätte gegen den Antisemitismus an der Uni vorgehen müssen und diejenigen, die solche Parolen verbreitet haben, notfalls zwangsweise exmatrikulieren sollen - sofern die Statuten der Uni das ermöglichen. Und sollte es unter den Dozentinnen und Dozenten ebenfalls ähnlich Verpeilte geben, hätte sie prüfen sollen, ob zumindest eine befristete Suspendierung möglich gewesen wäre.
Das alles hätte angesichts der an US-"Elite"-Unis und unter "Intellektuellen" offenbar erschreckend weit verbreiteten antisemitischen Tendenzen natürlich einen gewaltigen Proteststurm hervorgerufen. Aber da hätte sie dann Gelegenheit gehabt, wirklich "Rückgrat zu zeigen" und zu demonstrieren, dass es auch in einer freien Gesellschaft Grenzen gibt.
Stattdessen erklärt sie Aufrufe zum Völkermord (!) für durch die Meinungsfreiheit gedeckt.
Gut, daß sie weg ist. Aber es ist schon erschütternd, daß Leute mit dieser Einstellung in solche Ämter kommen.
Wo, wann und wer hat zum "Genozid an Juden" aufgerufen? Oder ist damit "from the river..." gemeint? Das wäre dann allerdings eine gewagte Interpretation.
@Rinaldo In Havard wurden Banner gehisst mit dem Slogan "Havard hates Jews". Ähnliches passierte an den anderen Uni's. Die Präsidentinnen haben mehr oder weniger gleichlautend erklärt, das ist freie Meinungsäußerung.
Cancel Culture gibt es halt tatsächlich. Aber als reales Phänomen kommt sie immer von rechts.
Eine Uni-Präsidentin ist keine Dekanin.
Also ich würde nicht behaupten, dass sie Rückgrat gezeigt hat, denn erst auf Drohung eines Spenders, eine nicht unerhebliche Summe zu streichen, ist sie zurückgetreten. Ganz freiwillig war das also nicht.
Als alleinerziehende Mutter ist unsere Autorin auf die Tafel angewiesen. Doch sie geht dort nicht mehr hin, weil sie sich gedemütigt fühlt.
Rücktritt von Liz Magill: Es hängt nicht mehr vom Kontext ab
Die erste Dekanin zieht nach dem unrühmlichen Auftritt bei der Befragung seitens des Kongresses in Sachen Antisemitismus an den Unis die Konsequenzen.
Die jetzt ehemalige Präsidentin der Universität von Pennsylvania, Liz Magill, bei der Anhörung Foto: rtr
Die Präsidentin der University of Pennsylvania ist nach ihren Aussagen während der Kongressanhörung bezüglich Antisemitismus an den US-amerikanischen Hochschulen zurückgetreten. Liz Magill gab ihre Entscheidung am Samstag bekannt. Damit hat die 57 Jahre alte Juristin nach heftiger Kritik der Ivy-League-Universität die Möglichkeit gegeben, mit neuer Führung das Problem studentischen Antisemitismus zu bekämpfen.
Damit hat zumindest eine Führungspersönlichkeit an einer der renommiertesten Hochschulen in den USA Rückgrat gezeigt. Das kann für Harvard und das Massachusetts Institute of Technology nicht behauptet werden.
Magill wurde am vergangenen Dienstag zusammen mit ihren Kolleginnen aus Harvard und vom MIT zur Aussage vor dem US-Kongress vorgeladen. Das Thema war die steigende Zahl von antisemitischen Drohungen und Übergriffen an amerikanischen Universitäten seit dem Beginn des Kriegs zwischen Israel und der Hamas am 7. Oktober. Auf die Frage, ob die Richtlinien der jeweiligen Universitäten es verbieten würden, auf dem Universitätsgelände den „Genozid an Juden“ zu fordern, gaben alle drei ausweichende Antworten.
Magill versuchte im Anschluss, ihre Position in einem Video klarzustellen, und bezog sich dabei auf die US-Verfassung. Sie erklärte, dass eine freie Meinungsäußerung keine Gewalttat darstelle.
Juristisch korrekt
Das mag juristisch korrekt sein, doch für eine Elite-Uni, die die nächsten Führungskräfte in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft ausbilden soll, ist diese Antwort komplett verfehlt. Ein Aufruf zum Völkermord, egal ob an Juden oder Palästinensern, hat an Hochschulen nichts verloren.
Das heißt nicht, dass keine Kritik am militärischen Vorgehen Israels in Gaza geäußert werden darf. Der Krieg und die hohen Todesopfer in Gaza sind besorgniserregend – doch ohne Konsequenzen das Ende der jüdischen Bevölkerung in Israel zu fordern, ist nicht nur moralisch inakzeptabel. Vor allem Amerikas Top-Universitäten sind gefordert, dies ihren Studenten und Studentinnen nahezubringen.
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Kommentar von
Hansjürgen Mai
Autor*in
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