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Rücktritt von HessenFilm-Chef gefordertDas Verhältnis ist zerrüttet

Hans Joachim Mendig, Geschäftsführer der hessischen Filmförderung, hat AfD-Sprecher Jörg Meuthen getroffen. Aus Politik und Kultur hagelt es Kritik.

Im Zentrum der Kritik: HessenFilm-Geschäftsführer Hans Joachim Mendig im Jahr 2018 Foto: Imago Images/Hartenfelser

Ein Kaffeekränzchen ist zumeist nichts weiter als ein Kaffeekränzchen. Manchmal führt ein solches zu heftiger Kritik, wie sie derzeit Hans Joachim Mendig zu hören bekommt. Mendig ist zuständig für die hessische Filmförderung.

Und jener Mendig traf sich Ende Juli mit Jörg Meuthen, dem Bundessprecher der AfD, und dem PR-Berater Moritz Hunzinger, der sich kürzlich über die „scheußliche Masseneinwanderung von Wilden“ beklagte. Belegt ist dies durch ein Foto auf Meuthens Instagram-Account, das die drei Männer in lockerer Atmosphäre in ­einem Restaurant zeigt. Meuthen kommentiert es als „sehr angeregten und konstruktiven ­po­litischen Gedankenaustausch“.

Nachdem das Journal Frankfurt erstmals von dem Treffen berichtete, erklärte Mendig dies als „private Angelegenheit“, die nicht mit der HessenFilm und Medien GmbH in Verbindung stünde. Ebenjene vergibt jährlich rund 11,5 Millionen Euro an öffentlicher Filmförderung für das Land Hessen und soll damit unter anderem auf „die kulturelle Vielfalt in Hessen achten und Filmprojekte in dieser Richtung fördern“.

Fehlende Einsicht und Distanzierung Mendigs

„Das ist für mich kein privater Vorgang“, sagt Heike Wiehle-Timm im Gespräch mit der taz. Die Filmproduzentin ist seit vielen Jahren Mitglied der Bewertungs- oder Förderkommission bei HessenFilm, teilte jedoch am Dienstag ihren Rücktritt mit. Vor allem die „total unbefriedigende Stellungnahme“ sowie die fehlende Einsicht und Distanzierung Mendigs habe sie und ihren Kollegen Rolf Silber dazu bewogen.

Statt Förderung von Holocaust-Erinnerungskultur will die AfD positiv identitätsstiftende Aspekte deutscher Geschichte

„Kultur hat neben der Unterhaltung auch gesellschaftspolitische Verantwortung“, betont Wiehle-Timm. Die „multikulturelle Kultur“ werde durch die AfD als „Nicht-Kultur“ herabgesetzt, gerade kleine Theater würden zunehmend durch AfD-VertreterInnen in kommunalen Kulturausschüssen unter Druck gesetzt, als „linksversifft“ beschimpft, teils gar angezeigt.

Mendig müsse sich erklären, fordert Wiehle-Timm, er solle Haltung zeigen. Aufklärung über die Inhalte des Gespräches fordert auch die Deutsche Filmakademie in Berlin. Mendig trage besondere „Verantwortung für das steuerlich finanzierte Filmfördersystem“, das durch die AfD infrage gestellt werde. Auch der Bundesverband Regie und weitere Zusammenschlüsse von FilmemacherInnen und Kulturschaffenden legen Mendig den Rücktritt nahe.

Keine vertrauensvolle Zusammenarbeit möglich

Esther Schapira ist erbost. Die leitende Redakteurin des Hessischen Rundfunks teilte der taz mit, dass sie ihre Mitgliedschaft in der Vergabejury der HessenFilm mit sofortiger Wirkung ruhen lasse. „Für mich ist keine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Herrn Mendig mehr möglich“, begründet Schapira.

„Die AfD versucht sich ein rechtschaffenes, bürgerliches Bild zu geben, den Eindruck der Harmlosigkeit zu erwecken“, so Schapira. Mendig nehme es in Kauf, für die AfD als „Steigbügelhalter“ zu dienen. Schapira hätte sich eine klare Distanzierung von den „rassistischen, antisemitischen und menschenverachtenden Ansichten“ gewünscht. Nun sei das Verhältnis zwischen der Filmbranche und der HessenFilm „unheilbar zerrüttet“, sie wisse von vielen Absagen für die Verleihung des Hessischen Film- und Kinopreises im Oktober.

Die AfD sieht Kultur als zentralen Bezugsrahmen für eine Umgestaltung der Gesellschaft. So spricht die rechtspopulistische Partei in ihrem Programm von einer „ideologischen Beeinflussung des Staates“ durch die Kulturpolitik und fordert ein Ende der vermeintlich vorherrschenden „politisch korrekten“ Kunst. Statt einer ausgeprägten Erinnerungskultur an den Holocaust sollen etwa die vermeintlich „positiv identitätsstiftenden Aspekte deutscher Geschichte“ hervorgehoben werden.

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5 Kommentare

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  • Ist das jetzt euer Ernst? Hallo, taz-Leser und Kommentatoren! Nur vier "Notizen" zu diesem Skandal? Wo bleibt eure Empörung darüber, dass dieses Treffen mit einem Faschisten nicht zur sofortigen Eliminierung dieses konterrevolutionären Verbrechers geführt hat? Auch der ganze Verein (hff) gehört aufgelöst, da nicht wachsam genug im sozialistischen Kulturkampf! Ideologisch völlig ungefestigt! Skandal!!

  • 7G
    76530 (Profil gelöscht)

    Gesinnungsethik - Verantwortungsethik 1:0.

    Mittlerweile ist die erwartete Konsequenz in der causa Mendig gezogen worden. Dass darüber hier nichts zu finden ist: ein Trauerspiel.

    Eines unter vielen aus der Serie: Politiksurrogate statt Politik. In den 1970ern bedurfte es dazu eines so genannten Radikalenerlasses (gegen Kommunisten/ Sozialisten), heute geht es schon allein auf diese schmierige Art.

    Welch ein Fortschritt.

  • Momentan besteht deutsche Film“kunst“ zumeist aus der Zurschaustellung von Betroffenheit, gesellschaftskritischem Kitsch mit der immer gleichen Ausrichtung und den Schauspielern Till Schweiger und Matthias Schweighöfer. Von Vielfalt ist also erstmal nichts zu erkennen.

    Vielleicht hat der Herr Mendig den Auftrag der Förderung der kulturellen Vielfalt einfach zu ernst genommen und nicht verstanden das mit Vielfalt nicht wirklich Vielfalt, sondern bunte Einfalt gemeint ist. Frau Wiehle-Timm macht das ja ganz klar. Für Sie hat Vielfalt zumindest mal nichts mit Meinungsvielfalt zu tun. Und wie weit es mit dem Verhältnis zum Rechtsstaat her ist kann man sich ja denken, wenn Sie es als Gipfel der Frechheit ansieht das die AfD von Rechtsmitteln Gebrauch macht.

    Und nun nehmen wir mal an Herr Mendig wäre Wähler der AfD oder gar Mitglied der Partei. Es wäre ein ungeheuerlicher Vorgang, wenn er wegen seiner politischen Position einen Posten räumen muss. Um genau derartiges zu verhindern gibt es das AGG doch.

    „Mendig trage besondere „Verantwortung für das steuerlich finanzierte Filmfördersystem“, das durch die AfD infrage gestellt werde.“

    Staatliche Fördergelder für Kulturprojekte fließen zu erheblichen Teilen in Projekte bei denen teilweise völlig unverhohlen eine politische Motivation sichtbar ist. Etwas mehr Sorgfalt wäre hier insgesamt wünschenswert und zwar nicht nur bei der AfD. Das ganze hat ja nicht nur eine politische, sondern auch eine qualitative Komponente und die ist bei den allermeisten deutschen Filmen schlichtweg: Beschissen!

  • Die (linke) Kritik an diesem Treffen ist natürlich völlig überzogen - und überwiegend erschreckend undemokratisch. Der Zuspruch allerdings ist enorm. Vielleicht sollte dieser einfach veröffentlicht werden. - Nicht auszudenken, er hätte sich mit dem seit Jahrzehnten belasteten Gysi oder mit Wagenfeld getroffen.

    • @Moritz Hunzinger:

      Ist das jetzt schon wieder "Klartext," so wie das hier?

      "Ich rede nicht von Flüchtlingen, sondern von Leuten, die marodierend und mordend durch unser Land ziehen. Das sind für mich Wilde. Gehen Sie doch mal mit mir über die Konstablerwache zur Hauptwache. Da laufen hunderte junge Männer aus Nordafrika rum. Was machen die hier? Die kommen aus Urlaubsländern, in die Bekannte von mir übers Wochenende zur Ayurveda-Kur fliegen. Wenn sich da jemand über meine Aussage aufregt, ist mir das tatsächlich Wurscht."

      www.bild.de/region...64223574.bild.html

      (Normalerweise teile ich kein Bild links, aber das Zitat aus FB finde ich sonst nirgends)

      Aber wer selbst behauptet, die FR damals kaufen zu wollen um die dann "bestimmt dicht gemacht" hätte.

      www.fr.de/hessen/f...d-zr-12948882.html

      Steht mit beiden Beinen für eine pluralistische Gesellschaft ein.

      Wie sind Sie überhaupt aus dem Nordend auf die Zeil gekommen? Weinchen auf dem Erzeugermarkt getrunken wäre mein Tipp...