Rücktritt des Weltbank-Chefs: Fossil von Trumps Gnaden
David Malpass war der falsche Mann als Chef der Weltbank. Bei der Nachfolgefrage sollte der globalen Süden im Auge behalten werden.
E r war schon lange ein Fossil von Donald Trumps Gnaden: Als Joe Biden Chef im Weißen Haus wurde, war die Zeit von Weltbank-Präsident David Malpass eigentlich abgelaufen. Ein Mann an der Spitze der wohl größten Entwicklungsinstitution der Welt, der als Skeptiker von multilateralen Institutionen gilt und am menschengemachten Klimawandel zweifelt, war ohnehin nie die richtige Wahl. Nun tritt Malpass vorzeitig ab. Gut so.
Allein im vergangenen Jahr hat die Weltbank mit über 100 Milliarden US-Dollar Projekte gegen die wachsende Armut in der Ukraine, in Afghanistan und sonst wo bewegt. Sie ist für viele weltweit ein lebenswichtiger Player im Kampf gegen die Armut. Aber: Wie soll dieser künftig aussehen? Schon werden von US-Seite potenzielle NachfolgerInnen genannt – wie Samantha Power, Direktorin von US Aid, der Entwicklungsbehörde der Vereinigten Staaten, oder Rajiv Shah, einer ihrer Vorgänger.
Vielleicht gute Kandidaten – und auf jeden Fall ein Fortschritt gegenüber David Malpass. Sie würden aber die quasi kolonialistische Tradition fortsetzen, dass die USA seit Jahrzehnten die Weltbank- und die Europäer die Chefs des Internationalen Währungsfonds (IWF) bestimmen. In einer von globalen Polykrisen gebeutelten Welt ein Anachronismus.
Weltbank und IWF müssen grundlegend umgekrempelt werden, um besser gegen transnationale Herausforderungen wie Klimawandel, Flüchtlingsströme oder Pandemien gewappnet zu sein. Um als globale Akteure relevant zu bleiben, benötigen sie mehr Legitimation – auch durch Repräsentation. Es geht um viel: Die Welt hat sich vom UN-Ziel, die Armut auf dem Planeten bis 2030 abzuschaffen, im vergangenen Jahr wieder entfernt.
Die Zahl der Menschen in extremer Armut stieg von 581 auf 676 Millionen Menschen. Eine Abkehr des Erbhofprinzips wäre ein Zeichen dafür, dass auch andere Weltbank-Anteilseigner – wie Deutschland – es mit der Reform der Weltbank ernst meinten. Unabdingbar dafür: eine Abkehr der Finanzierung von Kohle, Öl oder Gas.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Spiegel-Kolumnist über Zukunft
„Langfristig ist doch alles super“
Hoffnung und Klimakrise
Was wir meinen, wenn wir Hoffnung sagen
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Slowakischer Regierungschef bei Putin im Kreml
Rechte Gewalt in Görlitz
Mutmaßliche Neonazis greifen linke Aktivist*innen an
Nachtcafé für Obdachlose
Störende Armut
Nachhaltige Elektronik
Ein blauer Engel für die faire Maus