Ruandische Hutu-Miliz im Kongo: Vize-Militärchef angeblich in Haft
Stanislas Bigaruka, zweithöchster Kommandeur der im Kongo kämpfenden ruandischen Hutu-Miliz, soll in Tansania geschnappt und nach Ruanda gebracht worden sein
KAMPALA taz | Der zweithöchste Militärführer der im Kongo kämpfenden ruandischen Hutu-Miliz FDLR (Demokratische Kräfte zur Befreiung Ruandas) ist festgenommen: General Stanislas Nzeyimana, alias Izabayo Bigaruka, wurde nach übereinstimmenden Angaben mehrerer Quellen in Tansania von den dortigen Behörden festgesetzt und jetzt angeblich nach Ruanda überstellt.
General Bigaruka galt als einer der wichtigsten Militärkommandeure in der FDLR. Die Miliz, hervorgegangen aus den nach Kongo geflohenen Tätern des Völkermords an Ruandas Tutsi 1994, ist international geächtet und gilt als Ruandas Staatsfeind Nummer eins; erst im November 2012 hatten FDLR-Einheiten aus dem Kongo heraus ruandisches Gebiet angegriffen. Ihre politische Führung steht seit zwei Jahren in Deutschland vor Gericht.
Bigaruka war der Vize des obersten FDLR-Militärchefs Sylvestre Mudacumura, der die Operationen der Miliz im Kongo führt. Er wurde als dessen potenzieller Nachfolger gehandelt, sollte Mudacumura – der mit Haftbefehl des Internationalen Strafgerichtshofs gesucht wird – irgendwann einmal die Miliz nicht mehr leiten können.
Laut Angaben des ruandischen Oppositionsmediums Umuvugizi wurde Bigaruka in der tansanischen Hafenstadt Kigoma am Tanganyikasee festgenommen, von dem aus es regen Schiffsverkehr mit Ostkongo gibt. Ruandas Militärattaché in Tansania habe bei der Festnahme geholfen. Ruandas Armeesprecher General Joseph Nzabamwita konnte der taz die Festnahme nicht bestätigen.
Auch Ruandas Botschaft in Tansania winkt ab: „Wir wissen davon nichts.“ Tansanias Verteidigungsministerium konnte bislang die Informationen ebenfalls nicht bestätigen. FDLR-Sprecher Laforge Bazaye hingegen bestätigte gegenüber der taz die Verhaftung des zweiten Militärchefs seiner Miliz.
Familie lebt in Tansania
Laut taz-Recherchen leben Bigarukas Frau und Kinder seit vielen Jahren in Tansania, nachdem die Ehefrau aus der FDLR desertierte, in welcher sie für soziale Fragen zuständig war. Bigaruka reiste in den vergangenen Jahren immer wieder mit einem kongolesischen Pass ins tansanische Kigoma, um seine Familie zu besuchen und sich medizinisch behandeln zu lassen. Erst jüngst gingen Gerüchte um, er sei erneut auf dem Weg dorthin.
Bigaruka hatte nach taz-Recherchen im Dezember das FDLR-Hauptquartier im Dschungel des Ostkongo verlassen. „Er sagte mir, er besuche einen anderen Kommandanten in einem anderen Sektor“, erklärte ein FDLR-Sergeant, der den General auf der ersten Wegstrecke begleitet hatte. Wohin er wirklich ging, war lange nicht bekannt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Pelicot-Prozess und Rape Culture
Der Vergewaltiger sind wir
100 Jahre Verkehrsampeln
Wider das gängelnde Rot
++ Nachrichten zum Umsturz in Syrien ++
Baerbock warnt „Assads Folterknechte“
Trendvokabel 2024
Gelebte Demutkratie
Rechtsextreme Demo in Friedrichshain
Antifa, da geht noch was
Mord an UnitedHealthcare-CEO
Gewalt erzeugt Gewalt