Rockmusikerin protestiert gegen Musk: Sheryl Crow gibt ihren Tesla ab
Weil Elon Musk dem öffentlichen Rundfunk die Gelder kürzen will, verkauft Sheryl Crow ihr Auto. Der Erlös geht an einen Radiosender. Rockt das?
Popkultur hat immer auch das Potenzial zum Protest. Schließlich geht es beim Pop nicht nur um Liebe, Glamour und Glitzer, sondern immer auch um Haltung. Vor allem bei Sänger:innen ist das ein jahrzehntealtes Phänomen. Mal fordern sie an der Klampfe „Give peace a chance“. Mal bezeichnen sie mit wunderbarem Mitgröhl-Faktor Nazis als „Arschloch“.
Manchmal aber demonstrieren sie ihr gesellschaftliches Engagement auch neben der Bühne. Aktuelles Beispiel dafür ist die multi-instrumentale US-Rocksängerin Sheryl Crow. Sie hat eigenen Angaben zufolge ihren Tesla verkauft. Nicht, weil das einstige State-of-the-Art-Elektroauto aus der Mode gekommen wäre, sie es nicht mehr mag und gegen ein neues tauschen möchte. Sondern aus Protest gegen den allgegenwärtigen Elon Musk.
Mit seinen gigantomanischen Tesla-Fabriken hat der reichste Mann der Welt nämlich einen nicht unbeträchtlichen Teil seines Geldes verdient. Mittlerweile zieht er Dank seines Washingtoner Best Buddies Donald Trump in den USA so sehr an den Strippen, dass viele darin einen Staatsstreich erkennen.
Die 63-jährige Crow aber hat Musk erst mit seinem Vorgehen gegen den öffentlichen Rundfunk auf die Barrikade gebracht. Auf ihrem Instagram-Account postete Sheryl Crow ein Video, auf dem zu sehen ist, wie ihr Tesla mit einem Transporter weggefahren wird. Die Sängerin winkt dem Fahrzeug lächelnd hinterher. Dazu schreibt die mehrfache Grammy-Gewinnerin: „Meine Eltern haben immer gesagt, ‚du bist, mit wem du dich abgibst‘. Es kommt der Zeitpunkt, an dem man sich entscheiden muss, mit wem man sich verbünden will. Auf Wiedersehen Tesla.“ Dazu läuft „Time to Say Goodbye“ des Tenors Andrea Bocelli.
Das Geld aus dem Verkauf spendete Crow dem Post zufolge an den öffentlichen und nicht-kommerziellen Rundfunk NPR (National Public Radio), da dieser von Musk „bedroht“ werde, wie sie schreibt, „in der Hoffnung, dass die Wahrheit weiterhin ihren Weg zu denjenigen findet, die bereit sind, die Wahrheit zu erfahren.“
Klimawandel auf dem Klo
Hierzulande ist Crow den meisten durch ihren größten Erfolg „All I wanna do (is have some fun)“ aus dem Jahr 1994 bekannt. Dennoch ist die mehrfache Grammy-Gewinnerin alles andere als nur eine Lust-und-Laune-Predigerin, die sich bloß der Ästhetik des Widerstands bedient. So trat sie zum Beispiel 2005 beim Live-8-Konzert von Bob Geldof auf, um die weltweite Armut zu bekämpfen. Ein paar Jahre später forderte sie als Engagement gegen den Klimawandel dazu auf, bei jedem Klo-Gang nur ein Blatt Papier zu benutzen. Merke: Manche noch so gut gemeinte Initiative von Popstars entpuppt sich dann doch als Griff ins Klo.
Ihre Tesla-Verabschiedungs-Nummer immerhin passt auch zum künstlerischen Œuvre. Denn schon in ihrer Have-some-Fun-Hymne Mitte der 1990er machte sie sich über all die braven Leute von L. A. lustig, die zu einer Mega-Waschanlage pilgern, um dort ihre Karre zu waschen. Nur um sich in der Mittagspause die Seele aus dem Leib zu wienern und dann im auf Hochglanz polierten Auto zurück an die Arbeit zu fahren.
Crows Ich-Figur in dem Song frönt stattdessen dem hemmungslosen Bierkonsum, bis die Sonne wieder aufgeht über dem Santa-Monica-Boulevard. Das klingt jetzt zwar nicht gerade nach engagierter Weltrettung. Aber es scheint angesichts der politischen Lage in den USA doch sehr nachvollziehbar. Und vor dem Besäufnis das Auto abzugeben ist sowieso immer klug.
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