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Roboterfahrzeuge in KalifornienAuto auf Autopilot

Von wegen Science Fiction – nun dürfen Mercedes, Audi und Google ihre fahrerlosen Autos auch im Straßenverkehr Kaliforniens testen.

Während Mercedes alle Kameras und Sensoren innen installiert hat, fährt das Google-Fahrzeug als Teletubby durch die Gegend. Bild: reuters

BERLIN taz | In Kalifornien dürfen Mercedes, Audi und Google seit dieser Woche ihre selbstfahrenden Wagen frei in den Städten herumkurven lassen. Von außen sehen die Versuchsfahrzeuge kaum anders aus als jedes normale Auto. Nur die Aufschriften „Intelligent drive“ und „selfdriving car“ verraten, dass hier ein Autopilot zugange ist. Manchmal gibt es auch eine Kamera auf dem Dach, die aber genauso gut Außenaufnahmen für Google Street View machen könnte.

Am Dienstag hatte die Regierung des US-Bundesstaats ein Gesetz erlassen, nach dem autonom fahrende Fahrzeuge auf öffentlichen Straßen eine Genehmigung brauchen – und zugleich die ersten Lizenzen verteilt. Sie gelten als erster ganz großer Härtetest für die sogenannten Roboterautos, die Hindernisse und mobile Objekte mit Kameras und Sensoren orten, die Infos via Bordcomputer mit Datenbanken abgleichen und eigenständig reagieren.

Bisherige Versuche waren entweder auf einzelne Städte oder bestimmte Straßen beschränkt. Schon 2012 erhielt Audi die Genehmigung, auf den Wüstenstraßen Nevadas herumzufahren. Und Volvo testet 100 autonome Fahrzeuge auf den Straßen von Göteborg.

Selbst in Deutschland gab und gibt es immer wieder strengstens kontrollierte Testfahrten. Aber in Kalifornien werden die Wagen künftig nahezu jeden Tag und in den unterschiedlichsten Situationen unterwegs sein. Das Beispiel dürfte schnell Schule machen: Großbritannien will ab 2015 computergesteuerte Fahrzeuge herumfahren lassen, China spätestens 2020.

Voraussetzung: eine Versicherung über 5 Millionen US-Dollar

Allerdings muss jedes Roboterauto in dem US-Bundesstaat mit fünf Millionen Dollar gegen Sach- und Personenschäden versichert sein – und es muss immer noch ein Mensch mit Führerschein am Lenkrad sitzen, der zur Not eingreifen kann.

Denn noch sind beispielsweise Fußgänger, Rad- und andere Autofahrer, die womöglich nicht rational reagieren und schlingern oder plötzlich umdrehen, eine große Herausforderung für die Technik. So orientieren sich die aktuell getesteten Fahrzeuge auch am normalen Auto, während sich die Designer schon an wesentlich futuristischeren Entwürfen ohne Fahrersitz, Pedale und Lenkrad versuchen.

Vor allem für die beiden deutschen Autobauer ist die Genehmigung ein großer Schritt nach vorn. Sie können ihre Technologie nun auch unter anderen Bedingungen ausprobieren, als sie es von Deutschland gewohnt sind. Hier sind die Straßen schmaler als in den USA, wo sechs bis acht Spuren normal sind und teilweise auch andere Verkehrsregeln gelten – etwa an einer unbeschilderten Kreuzung, wo nicht rechts vor links gilt, sondern das zuerst ankommende Fahrzeug Vorfahrt hat.

Die Zukunft des fahrerlosen Autos sehen die Autohersteller vor allem im Taxi- oder Mietwagenbereich. Verkehrs- und Städteplaner dagegen verfolgen auch andere Projekte wie autonome Fahrzeugkolonnen, bei denen sich mehrere Autos hinter einem von einem professionellen Fahrer gesteuerten Wagen einreihen, dessen Computer dann die Kontrolle übernimmt. Mit solchen Verbänden, die auch „Road Trains“ genannt werden, soll der Spritverbrauch um ein Fünftel gesenkt werden können.

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1 Kommentar

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  • Ich muß schon wieder heulen. So ein interessanter Artikel über das Verkehrswesen. Aber es geht um Stadtplanung oder Städtebau. Nicht Städteplanung bzw. Stadtbau.