Rivalisierende Golf-Ligen: Gipfeltreffen der Golfer
Beim Masters in Augusta treffen die Stars von LIV-Tour und PGA-Tour aufeinander. Über eine Zusammenarbeit der konkurrierenden Serien wird nachgedacht.
W enn sich ab Donnerstag etwa 100 der besten Golfprofis um das grüne Jacket des Siegers rangeln, dann machen auch 13 Renegaten mit. Da das Masters in Augusta, eines von vier Grand-Slam-Events im Golf, ein Einladungsturnier ist, sind auch Spieler der LIV-Serie dabei, also zum Beispiel Jon Rahm, Bryson DeChambeau oder Phil Mickelson. Die LIV-Serie wurde 2022 mit Geld des saudi-arabischen Staatsfonds Public Investment Fund (PIF) gegründet, und schnurstracks liefen etliche Stars von der traditionellen PGA-Tour zu den Neuen und ihrem 20-Jahres-Versprechen über.
Die Pull-Faktoren waren vor allem finanzieller Natur: LIV-Turniere wurden im Schnitt mit 25 Millionen Dollar vergütet, das Event im saudischen Dschidda sogar mit 80 Millionen. Renommierte Spieler folgten einer breiten Spur des Geldes, auch wenn diese zum Teil wortreich versuchten, ihre Motivation zu bemänteln. In nur zwei Golfjahren hat etwa der US-Amerikaner Talor Gooch 46,5 Millionen Dollar auf der LIV-Tour verdient, eine geschmacklos hohe Summe, welche die schier unbeschränkten Möglichkeiten der Saudis verdeutlicht, sich den Sport zu erkaufen.
Die Professional Golfers’ Association of America, kurz PGA, hatte eine paar Monate damit zu tun, den Schock zu verdauen. Anfangs setzte sie darauf, die Obszönität des Angebots herauszustellen und Abtrünnige zu verdammen. Der wahre Golfsport werde auf der PGA-Tour geboten, hieß es, alles außerhalb der traditionellen Turniere sei häretische Schlägerschwingerei.
Doch der Kanon hat sich nun, da einige Zeit ins Land gegangen ist, erweitert. LIV und PGA konkurrieren seit drei Spielzeiten, und der PGA-Tour ist nichts Besseres eingefallen, als die Methoden der Saudis zu kopieren. Sie haben nun ihrerseits die Preisgelder in die Höhe geschraubt. Bei speziellen Events sind nun auch mal 20 Millionen Dollar drin.
Drei Milliarden für die PGA
Die PGA-Tour machte einen Deal mit der Strategic Sports Group (SSG). Bis zu drei Milliarden Dollar sollen in Zukunft fließen. Der Clou dabei: Profis, die auf der PGA-Tour ihren Driver schwingen, können Teileigentümer der Tour werden. Die SSG ist ein Konsortium von US-amerikanischen Sportinvestoren unter der Leitung der Fenway Sports Group, einer in Boston ansässigen privaten Holdinggesellschaft, welche die Boston Red Sox der Major League Baseball, den Fenway Park, den Liverpool Football Club der Premier League und den Eishockeyklub Pittsburgh Penguins besitzt.
Fakt ist: Niemand profitiert nachhaltiger von der neuen Konkurrenz als die Spieler. Ihre Gagen steigen ins Astronomische, doch das „Produkt“ Golf erleidet Schaden, denn die Golffans goutieren es nicht, wenn die Besten der Besten nur selten miteinander konkurrieren. Siege hie wie da werden unter den Bedingungen des Schismas nur zu halben Triumphen. Weil das beide Golf-Serien wissen, gibt es seit Monaten Gespräche darüber, wie man die Produkte zumindest teilweise wieder vereinen könnte.
Als der PGA-Tour-Chef Jay Monahan und PIF-Vorsitzender Al-Rumayyan im vergangenen Juni eine „Rahmenvereinbarung“ mit einer Frist vom 31. Dezember 2023 ankündigten, war man gespannt, worauf es hinauslaufen würde. Viel sprang aber nicht heraus, immerhin eine Fristverlängerung. Man sondiert also weiter, überlegt, eine Champions League einzuführen oder ein Ryder-Cup-Format zwischen den besten LIV- und PGA-Profis.
Im Vorfeld des Masters in Augusta dokumentierte Bryson DeChambeau den Willen beider Seiten, nach einer schwierigen Phase der Disruption endlich wieder zusammenzufinden: „Wir müssen es schaffen, wieder in einem gemeinsamen Boot zu sitzen, wie immer das auch aussehen mag. Es ist großartig, die Majors zu haben, in denen wir zusammenkommen, aber wir wollen konkurrieren, zumindest möchte ich jede Woche mit den besten Spielern der Welt spielen.“
Die Parallelität der Ereignisse und Ambitionen wird sich, so ist zu vermuten, nur in einer weiteren Geldflut auflösen.
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