Richard Rother über Neuerungen bei Kfz-Zulassungen: Tester müssen auf die Straße
Noch vor dem Jahreswechsel kommt Bewegung in die Debatte um regulatorische Konsequenzen des VW-Abgasskandals. Aber ob dieser Schwung ausreicht, um Dieselautos im wirklichen Leben – und nicht nur im Labor – sauber zu kriegen, ist nicht ausgemacht.
Ermutigend ist nun ein Beschluss des Umweltausschusses des EU-Parlaments. Er hat einen laschen Vorschlag der EU-Mitgliedstaaten zur Novellierung des Zulassungsverfahrens neuer Fahrzeugmodelle zurückgewiesen. Denn nach diesem Vorschlag würden realistische Straßenmessungen des Schadstoffaustoßes erst in knapp zwei Jahren verpflichtend sein; zudem würden lange Übergangsfristen gelten, in denen den Autokonzernen gewisse Überschreitungen der Grenzwerte erlaubt würden.
Zur Erinnerung: Die Hersteller optimierten ihre Fahrzeuge auf den Labortest hin – und griffen dabei in mindestens einem Fall, nämlich Volkswagen – zu illegalen Manipulationen der Motorsoftware. Wie viel gesundheitsschädliche Stickoxide die Autos auf der Straße ausstoßen, war ihnen offenbar egal – anders sind die hohen Grenzwertüberschreitungen nicht zu erklären, die der Autoclub ADAC zuletzt bei realitätsnahen Messungen bei diversen Dieselmodellen bekannter Hersteller gefunden hat: darunter Renault, Opel, Nissan, Citroën, Ford, Hyundai, Kia, Volvo, VW, Fiat.
Immerhin Opel gelobt nun Besserung und will ab April Verbrauchswerte auch nach einem realistischeren Testverfahren veröffentlichen. Zudem will der Konzern Veränderungen an der Motorsoftware neuer Euro-6-Modelle vornehmen – auf freiwilliger Basis.
Auf Freiwilligkeit sollten die EU-Parlamentarier nicht setzen, stattdessen sollten sie ihren Kollegen aus dem Umweltausschuss folgen. Nur so können EU-Kommission und EU-Mitgliedstaaten gezwungen werden, schnell bessere Zulassungsverfahren einzuführen. Das sind sie Umwelt und Verbrauchern schuldig.
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