Ribéry ist Europas Fußballer des Jahres: Linksaußen triumphiert
Im Mai holte er mit Bayern München die Champions League. Nun hat Franck Ribéry auch als Einzelspieler die höchste europäische Auszeichnung gewonnen.
MONACO dpa | Franck Ribéry setzte erst sein schelmisches Grinsen auf und atmete dann ganz tief durch. Mit der Auszeichnung zu Europas Fußballer des Jahres 2013 hat sich der Linksaußen vom FC Bayern München einen großen persönlichen Karrieretraum erfüllt. Bei der festlichen Gala im Grimaldi Forum von Monaco wurde der Franzose am Donnerstagabend für seine außergewöhnlichen Leistungen in der Triple-Saison des deutschen Rekordmeisters geehrt.
Dem vierfachen Weltfußballer Lionel Messi blieb nur die Rolle des fairen Gratulanten. Der ebenfalls geschlagene Cristiano Ronaldo wollte sich nach 2011 und 2012 offenbar keine weitere Wahlniederlage auf der Showbühne antun und hatte seine Teilnahme kurzfristig abgesagt.
Ribéry – im elegant-schlichten schwarzen Anzug erschienen – konnte das egal sein. „Diese Auszeichnung ist eine große Ehre für mich. Ich freue mich sehr“, sagte der 30-Jährige kurz nach der Verkündung des Wahlergebnisses durch UEFA-Präsident Michel Platini. Ribéry stellte aber auch klar, dass die Auszeichnung ohne sein Team nicht möglich gewesen wäre. „Ich danke den Menschen beim FC Bayern, den Fans und auch meiner Frau und meinen Kindern.“
Die Gratulationen seiner Teamkollegen aus Prag ließen nicht lange auf sich warten. „Wahnsinn, Wahnsinn. Wir haben alle im Bus gejubelt“, berichtete Kapitän Philipp Lahm von der Stimmung auf der Rückfahrt vom Training vor dem Supercupfinale am Freitag gegen den FC Chelsea. „Der Bus stand Kopf. Wir haben uns riesig gefreut, das ist ein geiler Moment für ihn und für uns alle“, sagte Torwart Manuel Neuer.
Auch der Kaiser gab sein absolut wohlwollendes Einverständis: „Er ist herzlich willkommen im Club der Ausgezeichneten. Wenn es einer verdient hat in diesem Jahr, dann ist es Franckie. Er war nicht nur der beste Spieler in der besten Mannschaft. Er hat auch alles gewonnen“, sagte Franz Beckenbauer im TV-Sender Sky.
Ein Extralob von Jupp Heynckes
Auf kicker.de gratulierte Jupp Heynckes: „Du hast es voll und ganz verdient, Europas Fußballer des Jahres 2013 zu werden. Du warst der Beste!“. Heynckes hatte die Bayern in der vergangenen Saison zum Champions-League-Sieg, zur Meisterschaft und Pokalsieg geführt. Er hatte die Münchner Fußballer in den vergangenen beiden Jahre betreut.
„In dieser Zeit hast du dich als Mensch und vor allem als Berufsfußballer enorm weiterentwickelt. Du hast dich wahnsinnig professionell verhalten“, schrieb Heynckes an Ribéry. „Über den Erfolg des Kollektivs hast du diesen persönlichen Triumph erreicht, für deine uneigennützige Einstellung bist du belohnt worden“, so Heynckes in seinem Beitrag.
53 Journalisten aus UEFA-Mitgliedsländern durften wählen. Und Ribéry bekam mit 36 Stimmen ein überragendes Ergebnis. Auf Messi fielen 14 Stimmen, auf Cristiano Ronaldo nur drei. In der ersten Wahlrunde im August waren die Bundesliga-Profis Arjen Robben, Robert Lewandowski, Thomas Müller und Bastian Schweinsteiger auf den Plätzen vier bis sieben gelandet.
Die Auszeichnung für Ribéry ist nun auch die nächste Anerkennung eines erfolgreichen Fußball-Jahres für die Bundesliga. Erstmals seit Matthias Sammer 1996 konnte wieder ein in Deutschland spielender Profi eine internationale Trophäe für einen Einzelspieler in Empfang nehmen. Oliver Kahn hatte zuletzt 2002 den Sprung unter die besten Drei geschafft. In Ribéry wurde zum zehnten Mal ein Bundesliga-Spieler gewählt, 1990 hieß der Sieger zudem Lothar Matthäus, der damals bei Inter Mailand spielte.
Der dritte Franzose
In seinem Heimatland Frankreich ist Mittelfeldmann Ribéry der fünfte Europasieger und tritt auch in die Fußstapfen des heutigen UEFA-Bosses Michel Platini (1983-85) und von Zinedine Zidane (1998). Deutschlands Fußballer des Jahres war Ribéry bereits 2008 geworden. In Frankreich holte er den nationalen Titel 2007 und 2008.
Die UEFA-Ehrung ist persönlicher Höhepunkt für Ribéry in einer bewegten Karriere. Erst kürzlich berichtete er, wie schwer es war aus einfachsten Verhältnissen in Boulogne-sur-Mer in die Fußball-Glitzerwelt aufzusteigen. Auch in der Nationalmannschaft war es für ihn nicht immer leicht. Als ein vermeintlicher Anführer der Spieler-Revolte bei der WM 2010 in Südafrika wurde er für drei Spiele gesperrt. Eine Prostituierten-Affäre schadete zusätzlich seinem Image. Doch Ribéry verkraftete alle Rückschläge und spielte 2012/13 die wohl beste Saison seiner Karriere.
Elf Tore standen für ihn insgesamt in allen Wettbewerben zu Buche und damit deutlich weniger als für seine Finalkonkurrenten Messi und Ronaldo, die beim FC Barcelona und bei Real Madrid jeweils sechzig Treffer schafften. Doch im Gegensatz zu früheren Uefa- oder Fifa-Wahlen wurde diesmal von den Juroren nicht primär das Einzelkönnen als Goalgetter beurteilt, sondern die Gesamtleistung und die Titelzahl mit dem Club.
Der goldene Ball wartet
Diese Tatsache kann Ribéry Hoffnung machen auf eine noch prestigeträchtigere Auszeichnung, wenn am 13. Januar 2014 in Zürich der Weltfußballer gewählt wird. „Von diesem goldenen Ball träume ich schon seit vielen Jahren“, sagte Ribéry bereits in dieser Woche bundesliga.de.
Im Gegensatz zu der Fifa-Wahl ist der Titel als Europas Fußballer des Jahres nämlich noch nicht in gleicher Weise anerkannt. Platini sorgte für die Neuerschaffung, nachdem der 1956 erstmals initiierte Wettbewerb um den Ballon d'Or 2010 von der Fifa übernommen wurde. Daher ist Ribéry offiziell auch erst der dritte Gewinner des „UEFA Best Player in Europe Awards“ nach Messi 2011 und Andres Iniesta 2012.
Auch das ist für Ribéry aber sekundär. Nach der Zeremonie reiste er mit dem Vorstandschef des FC Bayern, Karl-Heinz Rummenigge, im Privatjet seines Clubs zum Supercup-Endspiel gegen den FC Chelsea nach Prag. Dort will er schon am Freitag den nächsten Cup gewinnen.
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