Rettungsteams aus Türkei zurück: „Es war unglaublich anstrengend“
Tagelang haben deutsche Rettungsteams in den Trümmern des türkischen Erdbebengebiets nach Überlebenden gesucht. Zurück werden sie mit Applaus empfangen.
„Wir wollen einfach persönlich Dankeschön sagen“, sagt Cansu Güler, die mit Rosen gekommen ist. „Meine Heimat hilft unserer Heimat, das ist so wunderbar. Wir sind hier geboren und aufgewachsen, aber die Türkei ist auch unsere Heimat.“ Gülsah Demirhan und zwei Freundinnen halten eine deutsche und eine türkische Flagge nebeneinander. „Ich habe viele Freunde im Erdbebengebiet“, erzählt Demirhan. „Wir fühlen eine tiefe Verbundenheit mit den Rettungsteams. Das wollen wir durch diese Geste einfach zeigen.“
Mit vielen anderen Menschen bilden sie ein Spalier, als die Retter zwei Stunden später als erwartet in die Ankunftshalle treten. Ein Mädchen hält ein Schild mit der Aufschrift: „Willkommen! Du bist der beste Papa der Welt!“ – ehe es seinem Vater in die Arme fällt.
Auch THW-Einsatzleiter Jörg Eger freut sich auf seine Familie. „Es war ein anstrengender Einsatz mit großen Herausforderungen“, sagt er. „Aber wir sind froh, dass wir einen Beitrag leisten konnten, und erleichtert, dass wir alle gesund wieder zurückgekommen sind.“ Das THW-Team war am Mittwoch mit vier Hunden sowie 16 Tonnen Ausrüstung in der Türkei eingetroffen. In der Nacht zum Sonntag hatte es gemeinsam mit türkischen Helfern eine 88-Jährige lebend aus Trümmern im Erdbebengebiet gerettet.
Das Team der in Nordrhein-Westfalen beheimateten Organisationen I.S.A.R. und BRH war mit sieben Hunden seit vergangenem Dienstag in Kirikhan im Einsatz und hat nach eigenen Angaben dort vier Menschen lebend aus den Trümmern gerettet. Darunter war auch eine Frau, die in einer rund 50 Stunden dauernden Rettungsaktion aus einem eingestürzten Gebäude befreit wurde.
Notarzt Daniel Lankers, der der verschütteten 40-Jährigen immer wieder Mut zugesprochen hatte, wird bei seiner Ankunft in Köln/Bonn von den Wartenden besonders laut bejubelt und gefeiert. Die Frau war allerdings nach ihrer Rettung im Krankenhaus gestorben.
Astrid Kalff von I.S.A.R. hatte ihre Hündin Hope immer wieder über die Trümmer geschickt. „Der Einsatz war unglaublich anstrengend, die Dimension des Geschehens war einfach unvorstellbar. Die Wahrscheinlichkeit, noch jemand lebend zu finden, war äußerst gering“, sagt sie. „Aber am Ende hat unser Team vier Leben gerettet – das macht uns sehr stolz.“
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