Rekordbesuch bei Volleyballerinnen: Bleiben Sie bitte!
Die Männer von den Berlin Volleys unterstützen Volleyballerinnen in der Stadt und sorgen für einen Zuschauerrekord. Es fehlt jedoch eine Vision.
P ublikumsrekord! Das Hauptziel des Abends war erreicht. Von den 5.125 Zuschauern verließen nur knapp 1.600 Menschen die Max-Schmeling-Halle in Berlin, als die Volleyballerinnen an der Reihe waren. Die Berlin Volleys, der gastgebende Männer-Bundesligist, hatte zum Doppelspieltag eingeladen und seinem Kooperationspartner, dem Frauen-Zweitligisten Berlin Brandenburger SC (BBSC), eine Partie vor großer Kulisse ermöglicht.
3.531 Zuschauer verfolgten nach dem Sieg des Männerteams der Berlin Volleys gegen Karlsruhe (3:0) noch den 3:2-Erfolg des BBSC gegen den favorisierten VfL Oythe nach 0:2-Satzrückstand. Den besten Besuch bei einem Frauen-Volleyballspiel hatte in dieser Spielzeit bis dahin der Erstligist Dresdner SC (3.000 Zuschauer) zu verzeichnen.
Inwieweit der freiwillige und kostenlose Verbleib eines Großteils des Publikums als Marketingerfolg für den Frauensport gefeiert werden kann, ist sicherlich Geschmackssache. Und es sollte in diesem Zusammenhang auch nicht verschwiegen werden, dass Frauenvolleyball sich allgemein in Deutschland großer Beliebtheit erfreut. In der Saison 2022/23 besuchten rund 150.000 Zuschauer die Spiele der Frauen-Bundesliga. Der Andrang war damit so groß wie bei der Männer-Bundesliga.
Schwund in der ersten Liga
Allerdings ist bei den Frauen zuletzt ein großer Schwund an Vereinen zu beklagen, die sich die erste Liga überhaupt noch leisten können. Mit nur noch neun Vereinen ist der Elitekreis so klein wie seit 20 Jahren nicht mehr. Vor drei Jahren waren es noch zwölf Teams. In der Hauptstadt, wo die Männer von den Berlin Volleys Deutschlands Zuschauer-Krösus sind, gibt es kein hochklassiges Frauenteam.
Die Berlin Volleys wollen nun dem Berlin Brandenburger SC etwas unter die Arme greifen. Sie helfen dem Verein beim Aufbau professioneller Strukturen und der Sponsorensuche. Was diesem Bündnis allerdings fehlt, ist eine Vision. Nur dank einer Wildcard ist der BBSC in die zweite Liga gekommen und kämpft derzeit im hinteren Tabellenbereich gegen den Abstieg. Kaweh Niroomand, Manager der Berlin Volleys, sagt: „Unser Vorhaben ist vom sportlichen Erfolg unabhängig.“
Die Zusammenarbeit zwischen beiden Vereinen sei auf zwei, drei Jahre angelegt. Wenn es die Verantwortlichen beim BBSC richtig machen würden, könne man über weitere Schritte nachdenken.
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