piwik no script img

Regierungsbericht über MietmarktHorror Großstadt

Laut Bundesregierung sind seit 2008 die Mieten in den deutschen Metropolen um mehr als zehn Prozent gestiegen. Für Familien ist die Lage besonders schwierig.

Klare Aussage in Berlin-Kreuzberg: Bewohner wehren sich gegen Mietpreiserhöhungen. Bild: dpa

BERLIN dpa | Die Mieten in deutschen Metropolen sind nach Angaben der Bundesregierung seit 2008 um mehr als zehn Prozent gestiegen und liegen weit über dem Niveau in ländlichen Regionen. In den kreisfreien Großstädten über 100.000 Einwohner wurde bis zum ersten Halbjahr 2012 ein Sprung um 10,8 Prozent verzeichnet und damit die stärkste Zunahme im Vergleich aller untersuchten Gemeindetypen.

Das geht aus dem Stadtentwicklungsbericht 2012 hervor, den das Bundeskabinett am Mittwoch beschlossen hat. Mit durchschnittlich 7,37 Euro netto kalt je Quadratmeter lagen Großstadt-Mieten um 42 Prozent höher als in dünn besiedelten ländlichen Kreisen, im Westen sogar um 46 Prozent.

„Der Bedarf an günstigen Wohnungen ist in vielen Kommunen weiterhin hoch“, erläutert das Bundesbauministerium in dem Bericht. In vielen Großstädten mit Bevölkerungswachstum habe dies bereits zu Engpässen und „Marktzugangsproblemen“ etwa für einkommensschwächere Haushalte und Familien mit mehreren Kindern geführt. Städte sollten zügig Bauland vorrangig auf innerstädtischen Brachflächen ausweisen, da „erheblich mehr Mehrfamilienhäuser“ gebaut werden müssten.

Der Wohnungsbau in Deutschland zieht bereits an. Im vergangenen Jahr wurden laut Statistischem Bundesamt 200 500 Einheiten fertig und damit 9,5 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Die Linkspartei forderte am Mittwoch ein Verbot von Mieterhöhungen nur aufgrund von Neuvermietungen, die „Preistreiber Nummer Eins“ seien.

Hintergrund der angespannten Lage im Mietmarkt ist auch ein generelles „Wiedererstarken der Großstädte“, das der Bericht konstatiert. Neue Einwohner würden vor allem durch Ausbildungs- und Arbeitsplätze angezogen. In Großstädten sei der seit längerem zu beobachtende Trend eines „Abschmelzens der Mittelschicht“ zugleich besonders ausgeprägt. Dagegen gebe es mehr Einwohner mit hohen sowie mit niedrigen Einkommen.

Bundesbauminister Peter Ramsauer (CSU) betonte, dass neben den Ballungsräumen auch Gemeinden in ländlichen Gebieten im Blick von Fördermaßnahmen stünden. „Wir lassen keine Region zurück.“ Laut Bericht schrumpfen mehr als ein Drittel der Klein- und Mittelstädte, vor allem im Osten. Ziel sei, dass sie „Ankerpunkte zur Sicherung der Daseinsvorsorge“ bleiben.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • I
    Irmi

    Seit 2008 seien die Mieten um 10 % gestiegen sagt mal wieder so eine Statistik.

     

    Ich weis es besser, allein in den letzten 4 Jahren ist meine Miete alle 2 Jahre um je 20 % gestiegen. Zahlte ich mal 200 € warm für meine kleine Wohnung zahle ich inzwischen 500 €. Und mein Vermieter hat immer noch nicht genug.

     

    Abgesehen davon stimmen auch die Abrechnungen nicht, ohne Hilfe des Mietvereins wäre ich die Dumme.

     

    Dann auch München. Kostete eine Wohnung 40 qm 140 DM vor 2 Jahren noch, kalt, zahlen die Leute für die heute angeblich Luxus sanierte Wohnung über 600 € warm. Nichts von wegen Luxus, die Zimmer sind winzig, das Bad so verschachtelt das man sich kaum umdrehen kann, Küche so klein, da paßt ein Ofen und ein Kühlschrank rein. Was "Luxus" ist, das die Anlage eine Wärmedämmung hat und kleine Balkone erlaubt bekam.