Regierung stoppt Vertrag nicht: Panzer für Algerien
Obwohl er künftig weniger Rüstungsexporte genehmigen wollte, möchte Sigmar Gabriel ein großes Panzergeschäft mit Algerien durchziehen.
BERLIN/DÜSSELDORF dpa/rtr | Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) will einen großen Panzervertrag mit Algerien nicht nachträglich stoppen. Es gebe derzeit keinen Anlass, die von der früheren schwarz-gelben Bundesregierung erteilten Genehmigungen zurückzuziehen, erfuhr die Nachrichtenagentur dpa am Mittwoch aus Regierungskreisen.
Andernfalls hätten die beteiligten Rüstungskonzerne „erhebliche Schadenersatzansprüche“, die in den Milliardenbereich gehen könnten. Die Sicherheitslage in Algerien habe sich nicht verändert, der nordafrikanische Staat sei kein Bürgerkriegsland, hieß es weiter. Gabriel hatte angekündigt, künftig weniger Rüstungsexporte von Panzern und Kleinwaffen genehmigen zu wollen.
Wie das Handelsblatt am Mittwoch ohne Angaben von Quellen berichtete, will der Düsseldorfer Rheinmetall-Konzern in den kommenden Wochen mit Algerien den Vertrag zur Produktion von 980 Radpanzern vom Typ „Fuchs 2“ unterzeichnen. Geliefert werde eine komplette Panzerfabrik. Pro Jahr sollten in der Fabrik 120 Panzer für das algerische Militär gebaut werden. Der Auftrag soll sich auf 2,7 Milliarden Euro belaufen.
Wie Daimler im März 2011 bekannt gegeben hat, liefert die Nutzfahrzeugsparte Fahrzeugteile für Lkw und Busse. Diese werden vor Ort in Rouiba in einem Gemeinschaftsunternehmen des algerischen Staates und der Investmentgesellschaft Aabar montiert. Damit werde die von Deutschland und Algerien vereinbarte wirtschaftliche Zusammenarbeit unterstützt, hieß es damals. Die Produktion sei in diesem Jahr angelaufen, sagte ein Daimler-Sprecher. Zum geplanten Auftragsvolumen wollte er keine Angaben machen. Die zum Staatsfonds IPIC aus dem Emirat Abu Dhabi gehörende Aabar war früher mit neun Prozent Daimler-Großaktionär, ist im Herbst 2012 aber ausgestiegen.
Deutschland hatte im vergangenen Jahr seine Rüstungsexporte deutlich ausgeweitet. Dem Rüstungsexportbericht 2013 zufolge wurden Waffen, Panzer und andere militärische Güter im Wert von über 5,8 Milliarden Euro ausgeführt. Das entspricht einer Steigerung um fast ein Viertel gegenüber dem Jahr zuvor. Dazu trugen unter anderem Ausfuhr-Bewilligungen an Länder wie Katar und Saudi-Arabien bei, denen Kritiker die Verletzung der Menschenrechte und undemokratische Verhältnisse vorwerfen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Weil sie weiblich sind
Verein „Hand in Hand für unser Land“
Wenig Menschen und Traktoren bei Rechtspopulisten-Demo
Scholz und Pistorius
Journalismus oder Pferdewette?
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen