Regenwald in Brasilien: Ein bisschen besser
Die Abholzungen im Amazonas-Regenwald gehen unter Präsident Lula deutlich zurück. Doch bei der Ölförderung setzt der Regierungschef auf alte Rezepte.
B rasilien war in den vergangenen Jahren wahrlich nicht mit guten Nachrichten gesegnet. Unter der Regentschaft des ultrarechten Klimawandel-Leugners Bolsonaro jagte eine Schreckensmeldung die nächste. Seine Umweltpolitik hinterließ eine Spur der Zerstörung und machte Brasilien auf internationalem Parkett zum Paria-Staat. Deshalb ist es umso erfreulicher, dass unter Präsident Lula die Abholzung des Regenwaldes deutlich zurückgeht, wie neue Zahlen nun belegen.
Zwar ist ein Zusammenhang zwischen dem Rückgang und den Aktionen der Regierung noch nicht geklärt, aber es wird deutlich: Es bewegt sich etwas. Bereits im Wahlkampf hatte Lula selbstbewusst verkündet, die Bekämpfung der Umweltzerstörung zur Chefsache zur machen. Für den alten Fuchs Lula ist klar: Brasilien wird international erst wieder bei den ganz Großen mitspielen, wenn das Land nicht mehr als Klimaschurke gilt.
Allerdings, und hier liegt die Krux: Während die Regierung tatsächlich einige Hebel in Gang gesetzt hat, um der Zerstörung Einhalt zu gebieten, wollen viele im Land weiterhin genau das Gegenteil. Der Raubbau am Regenwald ist ein großes Geschäft, und im Parlament geben Interessenvertreter*innen des Agrarbusiness den Ton an. Unlängst peitschten sie ein Gesetz durch, das die Rechte von Indigenen massiv beschneiden könnte.
Auch innerhalb der Regierung gibt es keine einheitliche Linie; einige linke Politiker*innen votierten für umweltfeindliche Gesetze. Und auch für Lula steht – trotz grünem Anstrich – das Wirtschaftswachstum weiterhin an erster Stelle, auch um seine ambitionierte Sozialpolitik zu finanzieren. Während der Sozialdemokrat der illegalen Abholzung tatsächlich den Kampf angesagt hat, setzt er in anderen Bereichen, wie zum Beispiel bei Ölbohrungen im Amazonasdelta, auf alte Rezepte.
Während seiner ersten beiden Amtszeiten zog Lula viel Unmut wegen seiner laschen Umweltpolitik auf sich. Nun muss er zeigen, dass er dazugelernt hat – und es ernst mit dem Umweltschutz meint.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Pelicot-Prozess und Rape Culture
Der Vergewaltiger sind wir
++ Nachrichten zum Umsturz in Syrien ++
Baerbock warnt „Assads Folterknechte“
Mord an UnitedHealthcare-CEO
Gewalt erzeugt Gewalt
Trendvokabel 2024
Gelebte Demutkratie
100 Jahre Verkehrsampeln
Wider das gängelnde Rot
Rechtsextreme Demo in Friedrichshain
Antifa, da geht noch was