Regenwald in Brasilien: Mehr Rodung bedeutet teureres Bier
Der Brauereikonzern Anbev protestiert: Schreitet die Vernichtung des Regenwalds im Amazonas voran, steigt der Bierpreis.

Brauereikonzern Anbev macht mit neuer Biersorte auf die Vernichtung des Regenwaldes aufmerksam Foto: AP
BERLIN taz | Ginge es dem Regenwald gut, wäre auch das Bier günstig, zumindest in Brasilien. Dort will der Brauereikonzern Anbev mit der neuen Biersorte „Colorado Amazonas“ auf die fortschreitende Vernichtung des Amazonas-Regenwalds aufmerksam machen.
Das Besondere: Der Flaschenpreis sinkt, wenn das Urwaldtöten zurückgeht, bei einer negativen Entwicklung steigt er. Das Geld aus dem Verkauf des Biers geht laut Anbev ausschließlich an Gemeinden, Einwohner*innen und Kleinbauern im Nationalpark Amazonia im Bundesstaat Pará.
Vertrieben wird die Biersorte nur online, in einer 310-Milliliter-Dose. Startpreis waren 5,49 Reaís, umgerechnet 90 Cent. Wöchentlich wird nun ein neuer Preis errechnet. Dieser gründet sich auf die Entwicklung der Regenwaldfläche der vergangenen vier Wochen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Aktuell ist das ein schlechtes Geschäft für Biertrinker*innen – und den Regenwald: Eine Woche nach dem Start kostete das Bier schon 8,01 Reaís, also fast die Hälfte mehr.
In Brasilien wächst der Druck von Unternehmen und Investor*innen auf Präsident Jair Bolsonaro, gegen die Vernichtung des Amazonas-Regenwalds vorzugehen, anstatt sie zu begünstigen. 2019, dem ersten Amtsjahr Bolsonaros, nahm die Vernichtung des Regenwalds um mehr als 85 Prozent zu – eine Fläche fast halb so groß wie Hessen verschwand. Schwere Waldbrände im Amazonas-Regenwald machten im vergangenen Sommer weltweit Schlagzeilen. Nach Überzeugung von Experten waren die meisten Feuer in der Amazonas-Region von Menschen gelegt worden, zum Beispiel von Farmern, die Brandrodung betrieben haben. Durch die starken Winde seien viele Feuer außer Kontrolle geraten.
Corona drängt Regenwald in Hintergrund
In diesem Jahr ist die Lage noch dramatischer, aber aufgrund der Corona-Pandemie in den Hintergrund gerückt. Satellitenaufnahmen etwa von Inpe zeigen, wie riesige Rauchwolken auch derzeit den Himmel der südlichen und südwestlichen brasilianischen Bundesstaaten verdunkeln. Auch Manaus, die Hauptstadt des Bundesstaates Amazonas, ist von einer riesigen Rauchwolke verdeckt, die zu Atembeschwerden führt.
Im Vergleich zum drastischen Vorjahr hat die Waldvernichtung nach derzeitigem Kenntnisstand zwar abgenommen, doch bis August verschwanden 6.086 Quadratkilometer Regenwald – das ist mehr als im gesamten Jahr 2018. Wenn Anbev an seiner Preisgestaltung für das „Colorado Amazonas“ festhält, dürfte dieses also bald zum Luxusgut werden. Anbev ist eine Tochter der belgischen Anheuser-Busch Inbev, der Brauereigruppe mit dem weltweit größten Absatz, die in Deutschland unter anderem Beck’s, Franziskaner und Hasseröder vertreibt.
Leser*innenkommentare
joaquim
Bier teurer? Ja dann muss man unbedingt was gegen die Rodungen tun!!!!
kommentomat
Bier ist eine eher dröge Droge, zum ertränken von Zukunftssorgen kaum geeignet. Und die Idee, Wald mit Bierversauf zu retten, ist auch wieder mal typisch Mensch.
Aber wir schaffen das noch... das mit der Selbstausrottung. Da bin ich ganz zuversichtlich.
Sinulog
irgentwie fehlt die wichtigste information wie hoch ist der absatz.sonst ist es doch bloss ein marketing gag
satgurupseudologos
saufen für die biodiversität oder den amazonas-regenwald der für diese wichtig ist ,ist zumindest eine möglichkeit auf jeder party mehr öffentlichkeit für das problem zu schaffen.und solange das problem nicht gelöst ist wäre ja eigentlich auch nüchternheit angesagt der wiederum ein höherer preis für alkoholische getränke förderlich ist.
da kiffen weniger gesundheitsschädlich ist als saufen-sollte kannabis legalisiert werden
dann könnte man den preis dieser droge an die veränderung der waldfläche der welt koppeln
in ländern die das kiffen bereits legalisiert haben könnte man es schon heute tun