Regeln für Weihnachtsmärkte in Berlin: Ihr Kinderlein kommet – mit Maske
Zum Weihnachtsmarkt geht es auch ohne Corona-Test. Eine Maske reicht laut dem Beschluss des Senats vom Dienstag aus.
Der Weihnachtsmarktbummel ist damit auch ohne jegliche Bescheinigung möglich. „Die Situation ist vergleichbar mit der auf einem Wochenmarkt“, sagte Finanzsenator Matthias Kollatz (SPD), der die Landesregierung nach ihrer Sitzung auf der üblichen Pressekonferenz vertrat.
Auch auf einem solchen Markt gilt wegen des häufigen dichten Gedränges und der fehlenden Möglichkeit, Abstand zu halten, eine Maskenpflicht – aber keine Pflicht, ein Testergebnis oder eine Impfbescheinigung vorzuweisen. Diese seien laut Kollatz nur nötig, wenn Besucher:innen ein Zelt oder „einen restaurantähnlichen Innenraum“ auf dem Markt besuchen wollen, je nachdem, ob Zelt- und Hüttenbetreiber:innen die 2G- oder die 3G-Option wählen.
„Wenn ein Betreiber anderes wünscht und eine Absperrung hat, dann ist 2G möglich“, ergänzte der Senator. Dann brauchen die Besucher:innen nach dem Nachweis von Impfung oder Genesung auf dem Weihnachtsmarkt auch keine Maske zu tragen. Zu den Märkten, die schon vor Pandemiezeiten eine Absperrung und Zugangskontrolle hatten, gehört der auf dem Gendarmenmarkt in Mitte. Andere Märkte hingegen hätten wegen ihrer Lage gar nicht die Möglichkeit dafür. Kollatz nannte als Beispiel den Weihnachtsmarkt in der Spandauer Altstadt.
Coronaregeln unverändert
Claudia Kapfer, Marktbetreiberin
Grundsätzlich setzt der Senat trotz steigender Infektionszahlen weder auf eine Verschärfung noch eine Abschwächung seiner aktuellen Coronamaßnahmen. „Wir würden das System weitgehend geradeaus fahren“, sagte Kollatz, immer vorausgesetzt, dass das bundesrechtlich möglich bleibt. Auf Bundesebene wird derzeit über eine Verlängerung der Einstufung der pandemischen Lage kontrovers diskutiert. Als Grund für den Kurs des Senats verwies Kollatz auf die Lage bei den schweren Coronafällen, die zur Behandlung auf der Intensivstation landen: Dort gebe es aktuell keinen Anstieg, sondern eine „Seitwärtsbewegung“.
Wichtiges Ziel für Rot-Rot-Grün sei, dass sich noch mehr Menschen impfen lassen: „Da haben wir noch Luft nach oben.“ Bei den Auffrischungsimpfungen hingegen stehe Berlin laut Kollatz deutlich besser da als andere Bundesländer.
Die Marktbetreiberin Claudia Kapfer vom Advents-Ökomarkt am Kollwitzplatz zeigt sich erleichtert über die Neuigkeit, nachdem der Markt vergangenes Jahr ausgefallen war: „Für einen kleinen Markt wie wir, der nur an vier Adventssonntagen geöffnet hat, ist das eine erfreuliche Entscheidung. Nun können wir die Vorbereitungen weiterführen und diese Info auch an die Händler:innen weitergeben.“ Der Advents-Ökomarkt in Prenzlauer Berg wird vom gemeinnützigen Verein Grüne Liga Berlin betrieben und überwiegend durch freiwillige Mitarbeiter:innen organisiert.
„Die Maskenpflicht durchzusetzen wird schwierig genug sein, aber wenn wir eine 2G- oder 3G-Regelung hätten einführen müssen, hätten wir den Advents-Ökomarkt dieses Jahr nicht stemmen können“, sagte Kapfer weiter. „Das hätte für uns wirtschaftlich keinen Sinn ergeben.“ Für die Marktbetreiberin bleiben aber Fragen offen: Sie wisse beispielsweise nicht, an wen sie sich wenden kann, wenn es Schwierigkeiten geben sollte. „Unsere ehrenamtlichen Helfer:innen sind zwar für die persönliche Ansprache da und geben Hinweise auf die Maskenpflicht, aber das sind alles junge Menschen. Wenn sich ältere Marktbesucher:innen wehren, müssen manchmal wir als Marktbetreiber dazwischengehen, das ist oft schwierig“, berichtet sie. Sie frage sich, ob man in dringenden Fällen das Ordnungsamt oder die Polizei zur Unterstützung holen solle.
Marktbetreiber Helmut Russ
Für den Weihnachtsmarkt am Gendarmenmarkt gelten hingegen andere Coronaregeln. Aufgrund des Bühnenprogramms wird der Markt traditionsgemäß abgezäunt und nimmt Eintrittsgeld. Marktbetreiber Helmut Russ hat sich demnach für die 2G-Regel entschlossen. „Wir haben schon alles vorbereitet, zusätzliche Zelte, Licht und Heizung bestellt – einfach damit die Leute ein gutes Gefühl bekommen“, erklärt er auf Anfrage.
Allerdings werden sich die Personalkosten deutlich erhöhen. „Wir brauchen zehn Leute mehr, da wir an allen vier Eingängen zwei Kontrolleure brauchen plus zwei Springer, damit sie auch Pause machen können. Für eine 12-Stunden-Schicht an insgesamt 40 Tagen bedeutet es für uns 100.000 Euro mehr Kosten.“ Wie das finanziert werden soll, sei noch offen. Russ hofft, dass das Bezirksamt und der Senat dieses Jahr ausnahmsweise auf die Sondernutzungsgebühren verzichten, welche für den gesamten Zeitraum in einem mittleren sechsstelligen Bereich liegen.
Mehr Eintrittsgeld verlangen möchte Helmut Russ nämlich nicht. „Man muss auch ehrlich sein. Nach 17 guten Jahren kommt auch mal ein nicht so gutes Jahr. Als kaufmännischer Betrieb muss man damit leben, dass nicht jedes Jahr das tollste ist.“
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