Rechtsradikalismus in der Ukraine: Linker Aktivist niedergestochen
Übergriffe nationalistischer oder rechtsradikaler Gruppen auf politische Gegner nehmen zu. Die Lage in der Ukraine ist angespannt.
Auch wenn die Täter, die die Geldbörse ihres Opfers nicht angerührt hatten, unerkannt entkommen konnten, sind sich Sergienkos Weggefährten von der linken Vereinigung „soziale Bewegung“ sicher, dass der Überfall dem nationalistischen und rechtsradikalen Umfeld zuzurechnen ist. Dafür würde auch sprechen, dass die Täter ihren Überfall filmten und das Video auf einschlägigen Seiten im Internet publizierten.
Mehrfach war Sergienko in den letzten Wochen von Nationalisten bedroht worden. Am Freitag erklärte Jewgenij Karas von der nationalistischen Gruppe S-14 auf dem Internetportal „Zensor.net“, der Messerangriff der Unbekannten auf Sergienko sei „keineswegs der letzte Angriff auf Bazillen des Terrorismus“ gewesen.
Angst vor Destabilisierung
Viele seiner Widersacher werfen Sergienko seine Unterstützung der Separatisten 2014 in Charkiw und auf der Krim vor. Sergienko, der sich inzwischen von seinen damaligen Weggefährten getrennt hat, zählt zu den aktivsten Mitgliedern der kleinen linken Szene in Kiew. Im Januar 2016 hatte er eine Aktion für die ermordeten russischen Antifaschisten und Menschenrechtler Stanislaw Markelow und Anastasia Baburowa mitorganisiert.
Wenige Tage vor dem 2. Mai, dem Jahrestag des Brandes im Gewerkschaftshaus von Odessa, bei dem 2014 offiziellen Angaben zufolge 48 Menschen ihr Leben verloren hatten, und dem 9. Mai, traditionell der Gedenktag der Opfer des Hitler-Faschismus, brodelt es unter der Oberfläche.
Am Ostersonntag haben die Behörden der ostukrainischen Stadt Mariupol eine Prozession der orthodoxen Gemeinde des Moskauer Patriarchats verboten. Am vergangenen Samstag haben Unbekannte eine orthodoxe Kirche in Odessa geschändet. Der Vorsitzende des Bezirksrates von Odessa, Anatolij Urbanskij, fürchtet eine weitere Destabilisierung. Die Gegner der Kiewer Regierung fühlen sich von der Polizei diskriminiert.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Erderwärmung und Donald Trump
Kipppunkt für unseren Klimaschutz
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
EU-Gipfel zur Ukraine-Frage
Am Horizont droht Trump – und die EU ist leider planlos
Streit um Russland in der AfD
Chrupalla hat Ärger wegen Anti-Nato-Aussagen