Rechtsextremistische Übergriffe: Sudanesen nach Diskobesuch verprügelt
Bei Überfällen werden am Wochenende in Dresden und Halberstadt vier Menschen verletzt. Täter sind vermutlich Rechtsextreme und Hooligans.
DRESDEN taz Am Wochenende hat es in Sachsen und Sachsen-Anhalt erneut Überfälle mit rechtsextremem und rassistischem Hintergrund gegeben. Im Dresdner Szenestadtteil Neustadt wurden in der Nacht zum Sonnabend zwei Studenten aus dem Sudan vor einer Diskothek geschlagen und getreten. Die beiden 21-jährigen Opfer erlitten Prellungen und wurden ambulant medizinisch versorgt.
Nach Angaben von Polizei und Staatsanwaltschaft soll eine Gruppe von zehn bis 15 Angreifern sie zunächst wegen ihres ausländischen Aussehens beschimpft und dann angegriffen haben. Ein 20-jähriger Deutscher, der den Angegriffenen zu Hilfe eilen wollte, wurde ebenfalls verletzt.
Nach ersten Ermittlungen soll sich die Attacke bereits in der Diskothek angebahnt haben. Vermutlich habe eine Gruppe von Hooligans die beiden Afrikaner provoziert und attackiert. Das Sicherheitspersonal der Disko hätte die Sudanesen daraufhin nach draußen geleitet, wohin ihnen aber ein Teil der insgesamt 75 bis 100 Mann starken Gruppe folgte. Die Täter konnten nach dem Angriff zunächst entkommen. Ein Fußballexperte der Dresdner Kriminalpolizei und der Staatsschutz ermitteln in Richtung Hooliganszene. Diese gilt in Dresden als besonders militant und rechtslastig. Selbst Landesligaspiele wie das zwischen Dynamo Dresden II und Lok Leipzig Ende Oktober müssen von einem vierstelligen Polizeiaufgebot gesichert werden. Nach Recherchen der Grünen im sächsischen Landtag war die Attacke von Freitagnacht aber nicht angekündigt, sondern entwickelte sich spontan.
Ebenfalls in der Nacht zum Sonnabend wurde in Halberstadt nördlich des Harzes eine junge 19-jährige Frau in einer Parkanlage von drei Rechtsextremen schwer verletzt. Bei der zufälligen Begegnung wurde sie wegen ihres Aussehens sofort als "Zecke" beschimpft und angegriffen. Zwei 24 und 27 Jahre alte Männer hielten das Opfer fest, damit ihre 21-jährige Komplizin auf die Frau einschlagen konnte. Die Männer sollen sie außerdem getreten, einer von ihnen sexuell belästigt haben. Das Opfer musste stationär im Krankenhaus aufgenommen werden. Die offensichtlich stark betrunkenen Täter wurden kurz darauf festgenommen. Sie sind der Polizei als Anhänger der rechten Szene bekannt. Einer von ihnen soll auf dem Weg zum Polizeirevier den Hitlergruß gezeigt haben. Halberstadt gilt als eine der Hochburgen der Neonazis in Sachsen-Anhalt. Im Juni hatte dort ein brutaler Überfall auf eine Gruppe von Schauspielern bundesweit für Aufsehen gesorgt. Damals ermittelte die Polizei weit weniger eifrig als im aktuellen Fall. Der Haupttäter kam zunächst wieder frei, andere Tatbeteiligte wurden nicht verfolgt.
Die Mobile Opferberatung in Magdeburg macht die schlampige Polizeiarbeit dafür verantwortlich, dass die Haftbefehle im Prozess gegen vier mutmaßliche Täter Anfang Dezember aus Mangel an Beweisen aufgehoben oder ausgesetzt werden mussten. Von einem "Gesamtversagen" spricht auch ein interner Polizeibericht, der dem ARD-Magazin "Kontraste" vorliegt.
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