Rechtsextremist bedroht Handballtrainer: „Wir sind alle deutsch“
Alfred Gislason, Coach der deutschen Handballauswahl, hat einen rassistischen Drohbrief erhalten. Der Verband kündigt an, rechtliche Schritte einzuleiten.
Der 61-Jährige reagierte entsetzt auf den Brief. „Schöner Brief in dem Briefkasten heute!!! Nach insgesamt knappen 30 Jahren in Deutschland, das erste mal das ich in diesem großartigen Land bedroht wurde“, schrieb Gislason in einem Kommentar dazu. Bei der Suche nach dem Absender rief Gislason auch seine Follower zur Mithilfe auf, indem er den Briefumschlag veröffentlichte und daneben schrieb: „Vielleicht erkennt jemand die Handschrift meines ‚Fans‘?“
Der Isländer lebt seit seiner Zeit als Trainer des Bundesligisten SC Magdeburg unweit der Landeshauptstadt von Sachsen-Anhalt.
Der Deutsche Handballbund (DHB) reagierte umgehend „Wer ihn angreift, greift den gesamten deutschen Handball an“, sagte DHB-Vizepräsident Bob Hanning dem Sport-Informations-Dienst und kündigte an, mit aller Vehemenz gegen den oder die Täter vorzugehen: „Wir werden auf jeden Fall rechtliche Schritte einleiten.“
DHB-Präsident Andres Michelmann erklärte gegenüber der Deutschen Presse-Agentur: „Wir sind entsetzt und verurteilen diese Attacke aufs Schärfste. Wir sichern Alfred jede Unterstützung zu. Er ist sportlich unser Fels in der Brandung, jetzt sind wir menschlich sein Fels in der Brandung.“
Zuvor hatte der Verband bereits via Twitter keinen Zweifel an der Unterstützung für Gislason gelassen. „Alfred Gislason ist unser Bundestrainer – das Herz unseres Teams, mit Leidenschaft & absoluter Identifikation für unsere deutsche Nationalmannschaft. Wir sind dankbar, ihn bei uns zu haben, & wehren uns gegen jede Form von Rassismus & Fremdenfeindlichkeit!“, hieß es.
Unter der Regie von Gislason haben sich die deutschen Handballer vergangenes Wochenende mit einem Unentschieden gegen Vizeweltmeister Schweden sowie Siegen gegen Slowenien und Algerien für die Olympischen Spielen 2021 in Tokio qualifiziert.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
Vorsicht mit psychopathologischen Deutungen
Kochen für die Familie
Gegessen wird, was auf den Tisch kommt
Insolventer Flugtaxi-Entwickler
Lilium findet doch noch Käufer
Polizeigewalt gegen Geflüchtete
An der Hamburger Hafenkante sitzt die Dienstwaffe locker
Lohneinbußen für Volkswagen-Manager
Der Witz des VW-Vorstands
US-Interessen in Grönland
Trump mal wieder auf Einkaufstour