Rechtsextremist bedroht Handballtrainer: „Wir sind alle deutsch“

Alfred Gislason, Coach der deutschen Handballauswahl, hat einen rassistischen Drohbrief erhalten. Der Verband kündigt an, rechtliche Schritte einzuleiten.

Gislason fasst sich mit den Händen an den Kopf

Leidenschaftlicher Coach: Alfred Gislason bei der WM im Januar in Ägypten Foto: dpa

BERLIN taz/dpa | Handball-Bundestrainer Alfred Gislason hat einen Drohbrief mit rassistischem Inhalt bekommen. Der Isländer veröffentlichte am Dienstag auf seinem Instagram-Account Ausschnitte eines an ihn adressierten Briefes. „Wir sind alle deutsch und wünschen uns auch einen deutschen Trainer für die Handballmannschaft“, heißt es darin. Für den Fall, dass er sein Amt nicht niederlege, werde man ihn auf seinem Grundstück aufsuchen – „mal sehen was aus ihren Anwesen dann wird“.

Der 61-Jährige reagierte entsetzt auf den Brief. „Schöner Brief in dem Briefkasten heute!!! Nach insgesamt knappen 30 Jahren in Deutschland, das erste mal das ich in diesem großartigen Land bedroht wurde“, schrieb Gislason in einem Kommentar dazu. Bei der Suche nach dem Absender rief Gislason auch seine Follower zur Mithilfe auf, indem er den Briefumschlag veröffentlichte und daneben schrieb: „Vielleicht erkennt jemand die Handschrift meines ‚Fans‘?“

Der Isländer lebt seit seiner Zeit als Trainer des Bundesligisten SC Magdeburg unweit der Landeshauptstadt von Sachsen-Anhalt.

Der Deutsche Handballbund (DHB) reagierte umgehend „Wer ihn angreift, greift den gesamten deutschen Handball an“, sagte DHB-Vizepräsident Bob Hanning dem Sport-Informations-Dienst und kündigte an, mit aller Vehemenz gegen den oder die Täter vorzugehen: „Wir werden auf jeden Fall rechtliche Schritte einleiten.“

DHB-Präsident Andres Michelmann erklärte gegenüber der Deutschen Presse-Agentur: „Wir sind entsetzt und verurteilen diese Attacke aufs Schärfste. Wir sichern Alfred jede Unterstützung zu. Er ist sportlich unser Fels in der Brandung, jetzt sind wir menschlich sein Fels in der Brandung.“

Zuvor hatte der Verband bereits via Twitter keinen Zweifel an der Unterstützung für Gislason gelassen. „Alfred Gislason ist unser Bundestrainer – das Herz unseres Teams, mit Leidenschaft & absoluter Identifikation für unsere deutsche Nationalmannschaft. Wir sind dankbar, ihn bei uns zu haben, & wehren uns gegen jede Form von Rassismus & Fremdenfeindlichkeit!“, hieß es.

Unter der Regie von Gislason haben sich die deutschen Handballer vergangenes Wochenende mit einem Unentschieden gegen Vizeweltmeister Schweden sowie Siegen gegen Slowenien und Algerien für die Olympischen Spielen 2021 in Tokio qualifiziert.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Wir würden Ihnen hier gerne einen externen Inhalt zeigen. Sie entscheiden, ob sie dieses Element auch sehen wollen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.