Rechtsextremist aus Schweiz verwiesen: Sellner muss remigrieren
Der österreichische Identitäre Martin Sellner wird während eines Vortrags in einem Schweizer Gasthof abgeführt. Die Aufmerksamkeit nutzt er für sich.
![Martin Sellner spricht in ein Mikrofon Martin Sellner spricht in ein Mikrofon](https://taz.de/picture/6893458/14/Identitaere-Bewegung-Sellner-Schweiz-1.jpeg)
Wenige Stunden später hatte sich Sellners Neid auf die Menschen in seinem Nachbarland wohl in Luft aufgelöst: Videos zeigen, wie ihm während seines Vortrags der Strom abgedreht und er dann von der Polizei abgeführt wird. Im Anschluss wurde er offenbar polizeilich aus dem Kanton eskortiert. Sellner kommentierte noch aus dem Auto: „Halte das für eine absolute Blamage der Schweiz, die eigentlich als Hort der freien Geister galt.“
Sellners Vergehen: „Redner einer Veranstaltung, welche der rechten Szene zugeordnet werden kann“. So steht es auf der Verfügung, die Sellner später öffentlich machte. Die Begründung: „Für die Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung und Sicherheit“. Die Echtheit des Dokuments kann nicht unabhängig bestätigt werden.
Der Hintergrund: Bereits vor dem geplanten Vortrag – von der Schweizer neurechten Gruppierung „Junge Tat“ organisiert – versuchten die Schweizer Behörden eine Einreise zu unterbinden, die Kantonspolizei Zürich beantragte eine Einreisesperre. Über die Gründe könne „aus taktischen Überlegungen“ keine Auskunft erteilt werden, so die Kantonspolizei Zürich. Die Schweizer Bundespolizei sowie die zuvorderst zuständige Aargauer Kantonspolizei ließen Anfragen der taz unbeantwortet.
Sellner entschied sich bewusst gegen Einreise auf Landweg
Offenbar hatte Sellner vorab Kenntnis von den Plänen der Schweizer Polizei und entschied sich bewusst gegen eine Einreise auf dem Landweg. „Im schlimmsten Fall, falls ich abgeschoben werde, halte ich den Vortrag an einem Bahnhof für die dortigen Bahnhofssandler (österreichisch für Obdachlose, Anm. d. Red.)“, sagte er vor seinem Auftritt. Dazu kam es wohl nicht, Sellner dürfte unverrichteter Dinge wieder in Wien sein.
Eines hat Sellner, Führungsfigur der rechtsextremen Identitären Bewegung, aber geschafft: Sich einmal mehr vor großem Online-Publikum als Opfer zu stilisieren. Nicht zuletzt, da sich auch Tesla-Magnat und X-(ehemals Twitter)-Käufer Elon Musk unter Sellners Video zu Wort meldete, in dem dieser gerade abgeführt wird und fragte: „Is this legal?“ Sellner antwortete: „In Europa werden die Dinge immer mehr unvorhersehbar. Es wird immer riskanter, illegale Einwanderung herauszufordern, als illegal einzuwandern.“
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Tabubruch der CDU
Einst eine Partei mit Werten
Social-Media-Star im Bundestagswahlkampf
Wie ein Phoenix aus der roten Asche
Mitarbeiter des Monats
Wenn’s gut werden muss
Gerhart Baum ist tot
Die FDP verliert ihr sozialliberales Gewissen
Krieg und Rüstung
Klingelnde Kassen
Jugendliche in Deutschland
Rechtssein zum Dazugehören