Rechtsextremer Bundeswehrsoldat: Franco A. wegen Terror vor Gericht
Der BGH hat die Anklage gegen den Oberleutnant in allen Punkten zugelassen. Er hatte sich als Flüchtling getarnt und soll Anschläge geplant haben.
Der Generalbundesanwalt wirft Franco A. in der Anklage vor, er habe aus einer völkisch-nationalistischen Gesinnung heraus hochrangige Politiker und andere Personen des öffentlichen Lebens töten wollen. Er soll sich dafür auch als syrischer Flüchtling getarnt haben. Franco A. bestreitet die Terrorvorwürfe. Sich als Flüchtling auszugeben, sei eine Art investigatives Projekt gewesen.
Franco A. war Anfang 2017 aufgeflogen, als er am Flughafen Wien eine Pistole aus einem Versteck in einer Toilette holte. Ende 2017 wurde er angeklagt, das zuständige Oberlandesgericht Frankfurt hatte den Terrorvorwurf aber nicht zur Hauptverhandlung zugelassen. Deswegen musste der 3. Strafsenat des Bundesgerichtshofs eine Entscheidung fällen. Diese hatte sich lange hingezogen, der Generalbundesanwalt hatte in der Zwischenzeit weiter ermittelt.
Nach taz-Recherchen war Franco A. Mitglied eines Prepper-Netzwerks, das unter dem Namen seines Gründers „Hannibal“ bekannt wurde. Franco A. war Mitglied der Chatgruppe „Süd“ des Netzwerks und mindestens zweimal bei Treffen mit „Hannibal“ dabei, im bürgerlichen Leben André S., einem damaligen Soldaten der Eliteeinheit KSK.
Ein Mann, der für Franco A. Waffen und Munition aufbewahrt hat, wurde inzwischen verurteilt. Gegen einen anderen Offizier, der inzwischen nebenberuflich für einen AfD-Abgeordneten im Bundestag arbeitet, wurden die Ermittlungen eingestellt. Der Admin der Chatgruppe „Nordkreuz“, die auch Teil des Hannibal-Netzwerks ist, steht ab Mittwoch in Schwerin vor Gericht. Der Ex-SEK-Polizist soll für einen „Tag X“ unerlaubt Waffen und Munition in großen Mengen gehortet haben.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Weil sie weiblich sind
Verein „Hand in Hand für unser Land“
Wenig Menschen und Traktoren bei Rechtspopulisten-Demo
Scholz und Pistorius
Journalismus oder Pferdewette?
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen