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Rechtsextreme in der BundeswehrDer MAD findet einen Identitären

Mindestens ein Bundeswehrangehöriger muss wegen Nähe zur Identitären Bewegung wohl gehen. 25 Fälle werden aktuell noch geprüft.

Ein Bundeswehrsoldat in der Alb-Kaserne in Stetten am kalten Markt Foto: dpa

Berlin taz | Der Militärische Abschirmdienst (MAD) der Bundeswehr prüft aktuell 25 Fälle von Bundeswehrangehörigen, die in Verbindung zur rechtsextremen Identitären Bewegung stehen. In 16 weiteren Fällen hat er im laufenden Jahr seine Prüfungen abgeschlossen. Das Ergebnis: Mindestens eine Person muss die Bundeswehr wahrscheinlich verlassen. Die Zahlen, die der taz vorliegen, gehen aus der Antwort des Verteidigungsministeriums auf eine Frage der Grünen-Abgeordneten Agniesz­ka Brugger hervor.

Von 16 Personen stufte der Militärnachrichtendienst demnach eine Person eindeutig als „Extremist in der Bundeswehr“ und neun als „Verdachtspersonen mit Erkenntnissen“ ein. In den sechs restlichen Fällen sieht der MAD den Verdacht als „nicht mehr begründet“ an. Zu den Kategorien und ihren Abstufungen gibt es bislang keine öffentlich zugängliche Definition des Ministeriums. Gemeinhin versucht die Bundeswehr aber, als Extremisten eingestufte Personen loszuwerden, was je nach Dienstverhältnis mal schneller und mal weniger schnell klappt. Bei „Verdachtspersonen mit Konsequenzen“ entscheidet die Bundeswehr jeweils im Einzelfall über die Folgen.

Abgefragt hat Brugger auch die Zahl der Reichsbürger in der Bundeswehr. Hier bearbeitet der MAD laut Ministerium derzeit 34 Verdachtsfälle, 13 Fälle hat er im laufenden Jahr abgeschlossen. Klar als Extremisten eingestuft hat der Nachrichtendienst keine der betroffenen Personen, als „Verdachtsperson mit Erkenntnissen“ nur zwei.

In neun der restlichen Fälle spricht das Verteidigungsministerium von einem „nicht mehr begründeten“ Verdacht, in einem Fall bezeichnet sie die betreffende Person als „rehabilitiert“. Hinzu kommt ein Fall mit „erfolgloser Täterermittlung“. Auch hier sind die genauen Abstufungen zwischen den Kategorien nicht klar.

Umgang zu lasch?

Die Abgeordnete Brugger kritisiert den aus ihrer Sicht zu laschen Umgang des Verteidigungsministeriums mit den Rechtsextremen. „Wer bei der Bundeswehr ist, muss unserer Verfassung und der Demokratie besonders verpflichtet sein. Das Verteidigungsministerium hat viel zu lange gebraucht, um die Bedrohung durch Rechtsextremismus und Reichsbürger überhaupt zu erkennen“, sagte sie der taz. „Auch jetzt muss noch deutlich mehr getan werden, damit diese Demokratiefeinde in Sicherheitsbehörden keinen Zugang zu Sprengstoff, Waffen und militärischem Wissen haben.“

MAD-Präsident Christof Gramm hatte am Dienstag im Parlamentarischen Kontrollgremium des Bundestags zu Rechtsextremen in der Bundeswehr Bericht erstattet. Er räumte ein, dass sich seine Behörde in der Vergangenheit stark auf „schwere Fälle“ konzentriert hat.

Künftig wolle er stärker Bundeswehrangehörige in den Blick nehmen, die zwar nicht eindeutig rechtsextrem seien, bei denen es aber Erkenntnisse über fehlende Verfassungstreue gebe. Es sei klares Ziel, auch solche Personen aus der Bundeswehr zu entfernen.

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18 Kommentare

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  • Ich finde es unverantwortlich das man sich auf Seiten der Linkspartei vor einer Überprüfung vor Einstellungen sperrt.

    • @Rudolf Fissner:

      Haben Sie dafür auch eine Quelle, dass die LINKE sich gegen Überprüfugen von Rechtsradikalen in der Bundeswehr sperrt?

      Oder ist das mal wieder so in den Wind als Fakenews gelabert?

      • @Age Krüger:

        PS. gibt es da irgendwelche Qellen ihrerseits?

        Kommentar gekürzt, bitte halten Sie sich an die Netiquette.

        Die Moderation

      • @Age Krüger:

        Der Wiederstand gegen den Radikalenerlass ( de.wikipedia.org/wiki/Radikalenerlass ) mit seiner Regelanfrage sollte ihnen eigentlich bekannt sein.

        Oder ein anderes Beispiel, Bremen. Da sperrt sich die Linkspartei, das Bürger Rechtsextremismus an den verfassungsschutz melden taz.de/Rechtsextre...n-Bremen/!5631553/

        Im Bundestag will die Linkspartei, die Behörde, die Auskunft über einzelne Rechtsextreme geben könnte, gar gleich ganz abschaffen: "DIE LINKE. möchte ... den Verfassungsschutz abschaffen." www.linksfraktion....tz-bundesamt-fuer/

        Fazit: Die Linkspartei will keine Regelanfrage für Anfragen bzgl Rechtsextremismus, sie möchte die zuständige behörde abschaffen und will auch nicht, dass die Bürger Rechtsextremismus melden.

        • @Rudolf Fissner:

          Ich kann beim besten Willen nicht erkennen, wo sie aus dem von Ihnen verlinkten Artikel aus Bremen herauslesen, dass sich die Linke dagegen "sperrt". Da wird lediglich ein Linker zitiert, der einen anderen Weg für sinnvoller erachtet, aber von "sperren" kann überhaupt nicht die Rede sein.

          • @TheDigit:

            Nennen wir es dann „windet“.

        • @Rudolf Fissner:

          Nee Fissner..... da ham se Ursache und Wirkung in einen falschen Kontext gestellt.



          Sowas kennt man von der AfD...



          Wenn der VS IMs haben will, die Menschen überwachen ist das etwas völlig Anderes. Das ergibt ungeahnte Möglichkeiten zur Wieder einführung eines Spitzelsystems. Man setlle sich nur vor, die AfD würde ihr Kalifat- sorry ihre Dikatur- errichten. Was glauben Sie denn, wenn die IMs DANN melden würden????

          • @ophorus:

            So so, wenn ihr Nachbar mit ner Waffensammlung ne Hackenkreuzfahne rumhängen hat, würden Sie einfach drüber hinwegsehen. Alles klar. .

  • Die Identitären sind doch noch gar nicht verboten.

    • @Ansgar Reb:

      Jau- und was nicht verboten ist, ist erlaubt oder wie?



      Ich weiß nicht, ob Ihnen die Anforderungen einer Demokratie in Deutschland geläufig sind.....



      Wir hätten bald einen Verbotsstaat, wenn Moral Erziehung Bildung und Anstand keinen Selbstregeleffekt mehr hätten.

      • @ophorus:

        Du kannst als Staat halt nicht jemanden andernorts sanktionieren, wenn es nicht verboten ist. Das passiert natürlich beim Militär ständig, früher waren es Grufties die einen auf den Deckel bekamen.

  • Ich glaube nicht, dass der gefunden wurde. Der hat sich sicher gemeldet und nicht abwimmeln lassen..

  • wow. e-i-n--identitärer.



    und wie viele anders konnektierte rechte? den wald vor bäumen......

    • @nelly_m:

      Und die Linkspartei hat sich vorher gegen eine Regelanfrage für eine Überprüfung ausgesprochen ... wenn das man nicht System hat!?

  • Ich habe mir eigentlich vorgenommen, nicht mehr zynisch zu sein, aber was soll's.

    Der Extremist wird zum Verfassungsschutz wegbefördert, ist meine Vermutung

    • @Reyde Lanada:

      Steht zu befürchten, so objektiv und interessiert die an der Aufklärung rechter Untaten sind.



      Ihre Äußerung finde ich übrigens nicht zynisch, sondern sehr wahrscheinlich.

      • @Frau Kirschgrün:

        Auch die Linkspartei in Thüringen, verantwortlich für den dortigen Verfassungsschutz ist schon ... ich halte es für sehr wahrscheinlich dass ...

  • Na dann mal zu Herr Gramm, bekanntlich werben die Rechtsextremen für die Ausbildung an der Waffe in der BE und einen Marsch durch die Institutionen. Da ist noch mehr zu holen.