Rechtsextreme Umtriebe im Fußball: „Wir sind kein Naziverein“
Der SC Sternschanze verzichtet auf Liga-Punkte, um rechten Spielern des SC Osterbek keine Plattform zu bieten. Der SC Osterbek reagiert und wirft Spieler raus.
Der Hamburger Fußballverband hat zum ersten Mal ein Punktspiel wegen des Verdachts rechtsextremistischer Umtriebe innerhalb einer Mannschaft abgesagt. Die Amateurbegegnung der 3. Herren des SC Osterbek wurde aus dem Spielplan gestrichen, bestätigte der Verband. Anlass ist die Weigerung der 5. Herren des SC Sternschanze, zum Heimspiel anzutreten.
Jürgen Lehmann, Präsidenten des SC Osterbek, sagt, er sei seit der Spielabsage erschrocken und erfreut zugleich. „Wir haben die rechtsextremen Tendenzen nicht bemerkt“, sagt Lehmann und: „Wir konnten nun handeln und sind froh, das wir darauf hingewiesen wurden.“
Die 5. Herrenmannschaft des SC Sternschanze um Trainer Carsten Heidemann hatte die Auseinandersetzung ausgelöst. Sie tat am Sonntag etwas, was zuvor niemand getan hatte: Sie verweigerte das Punktspiel gegen die 3. Herrenmannschaft des SC Osterbek. Der mögliche Punktverlust war der Truppe nicht wichtig. Entscheidender fand die Mannschaft, so Heidemann: „Diesen Leuten keine Plattform zum Spielen zu bieten.“
Bei einem Spiel in der vergangenen Saison war den Schanzenkickern der Libero des SC Osterbek aufgefallen. Vor Beginn der Partie hätte er die erste Strophe der Nationalhymne angestimmt: „Deutschland, Deutschland über alles, über alles in der Welt …“ Ein Scherz, hofften sie da noch. Bis ihnen einschlägige Kleidung und Tätowierungen mit rechtsextremen Botschaften auffielen. Auf Facebook stießen sie bei Nachforschungen auf einzelne Spieler der Mannschaft, deren Profile ihren Verdacht erhärteten. In einem acht Seiten starken Brief legte der SC Sternschanze dem Hamburger Fußballverband und den anderen Mannschaften ihre Entscheidung dar, auf dieses Punktspiel zu verzichten.
Der SC Osterbek reagierte schnell. Fünf Spieler wurden mit sofortiger Wirkung ausgeschlossen, die Spielpässe eingezogen. „Die haben sich wie alle beim Fußball benommen“, sagt Lehmann. Er selbst hätte bei den Spielern und bei den wenigen direkten Begegnungen nichts bemerkt. Im Gegenteil: Über politische Themen sollen sie im Verein nicht geredet haben. „Die Mannschaft und der Verein sind überrumpelt worden“, sagt Lehmann: „Auf dem Spielfeld und auf der Straßen fielen sie uns nicht auf.“ Ihre Präsenz bei Facebook hätte ihn umso mehr erschüttert. „Wir haben sofort gehandelt“, sagt er. Die anderen Spieler hätten sich nicht mit „den fünf“ identifiziert. Viele seien „multikulturelle“ Familienväter. „Wir sind kein Naziverein“, sagt Lehmann.
Von einem „Einzelfall“ spricht bislang Karsten Marschner, Geschäftsführer des Hamburger Fußballverbandes. Der Verband will eine Untersuchung durchführen. Am 18. September soll auf einer Präsidiumssitzung das weitere Vorgehen beraten werden. Möglich ist ein Sportgerichtsverfahren mit dem Ziel, die Mannschaft aus Osterbek auszuschließen. In Hamburg, sagt Marschner, fände aber keine rechte Unterwanderung der Vereine statt. Erst im April dieses Jahres trennte sich allerdings der TSC Wellingsbüttel von seinem Jugend-Fußballtrainer. Der hatte für die NPD bei der Bezirkswahl in Wandsbek kandidiert.
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