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Rechter Angriff auf JugendclubAufruf zum Zusammenstehen

Nach dem rechtsradikalen Überfall auf einen Jugendclub in Senftenberg versprechen Politiker Solidarität. Der Staatsschutz ermittelt.

Die Polizei Brandenburg geht nach Zeugenbefragungen von einem politischen Hintergrund der Tat aus Foto: dpa

Berlin taz | Nachdem der Jugendclub Jamm in Senftenberg von einem rechten Mob überfallen wurde, erfährt er nun Solidarität aus der Bundespolitik. „Wenn 30 bis 40 vermummte Rechtsextreme mit Skandierungen einen linken Jugendclub umzingeln und diesen angreifen wollen, dann erinnert mich das an die Baseballschlägerjahre unserer Jugend in den 90er Jahren“, erklärt der Noch-SPD-Bundestagsabgeordnete Hannes Walter, der gerade sein Lausitzer Direktmandat an die AfD verlor.

Seine Parteifreundin Maja Wallstein, die ihr Cottbuser Mandat ebenfalls eingebüßt hat, aber über einen Listenplatz abgesichert ist, sagt: „Es braucht ein noch stärkeres Bekenntnis und auch wirkungsvolle, finanzielle Unterstützung der Zivilgesellschaft.“ Denn der Vorfall in Senftenberg zeige, dass aus Worten Taten werden. „Das werden wir niemals akzeptieren.“

Es geschah am Samstagabend gegen 23 Uhr. „Etwa 35 Personen versuchten, in den Club einzudringen und bedrohten die Gäste“, schreibt der Verein Brandenburger Hinterland, der die Räume des Jamm regelmäßig nutzt. Das Jamm selbst berichtet von „30 bis 40 vermummten Personen aus dem Cottbuser Fußballumfeld“, die „Scheiß Zecken“ gerufen und versucht hätten, gewaltsam ins Gebäude einzudringen. Das Team habe jedoch „geistesgegenwärtig“ reagiert, alle Gäste ins Haus geholt und die Türen verschlossen, sodass niemand verletzt worden sei.

Die herbei gerufene Polizei habe keine Verdächtigen mehr vorgefunden, erklärte ein Sprecher der taz am Dienstag. Der Vorgang habe sich aber im Wesentlichen wohl so zugetragen, „unabhängige Zeugen“ hätten dies bestätigt. Daher könne man einen politischen Hintergrund nicht ausschließen, entsprechend ermittelt nun der Staatsschutz.

„Es ist 5 vor 1933“

Für das Jamm steht ebenso wie für den Verein Hinterland fest, dass die Täter Rechtsradikale sind. „Willkommen in den 90ern, es ist 5 vor 1933“, schließt der Club seine Erklärung. Bei Hinterland macht man sich nun Sorgen um die Arbeit: „Dieses Mal hat es die Jugendclubbesucher getroffen, beim nächsten Mal ist es vielleicht unsere Aktion zum Stolpersteine-Putzen.“ Mit dem Angriff seien „wir alle“ gemeint, man stehe daher „solidarisch zusammen“.

So sieht es auch SPD-Politiker Hannes Walter. Die Rechtsextremen seien in der Region eng mit der AfD vernetzt und fühlten sich durch die Wahlergebnisse der Bundestagswahl in ihrer Gewaltbereitschaft bestärkt, so Walter. „Als Demokratinnen und Demokraten müssen wir weiter zusammenhalten und stehen solidarisch mit dem Jamm.“

Der Bürgermeister von Senftenberg, Andreas Pfeiffer (CDU), ist vor allem um die Sicherheit in seiner Stadt besorgt. Den Angriff verurteile er „auf das Schärfste“, man sei gegen jede Form der Gewalt, erklärte er auf taz-Anfrage. „Sicherheit in der Seestadt, auch und vor allem nachts, ist oberstes Gebot für uns. Wir verurteilen sämtliche Angriffe, die die Sicherheit in der Stadt gefährden.“

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