Rechte Hetze gegen NDR-Journalisten: „Der Revolver ist geladen“
Die NPD will am Samstag in Hannover eine Kundgebung gegen einen NDR-Journalisten abhalten. Bis jetzt sind drei Gegenkundgebungen geplant.
Seit Wochen hetzt die rechtsextreme Partei im Netz gegen den freien Mitarbeiter des NDR, Julian Feldmann. Der Aufruf zur Kundgebung richtet sich explizit gegen ihn: „Feldmann in die Schranken weisen!“. Diese Bedrohung hat schon eine „neue Qualität“, sagt Feldmann, der auch für das NDR-Magazin „Panorama“ arbeitet.
Ein dort ausgestrahlter Bericht über den NS-Kriegsverbrecher Karl Münter aus dem niedersächsischen Nordstemmen hatte in der rechten Szene für Aufregung gesorgt. Feldmann hatte das Interview gemeinsam mit zwei Kollegen im November 2018 geführt. Der damals 96-Jährige Münter hatte darin den Holocaust relativiert und die Opfer eines SS-Massakers verhöhnt.
Die NPD und ihre Jugendorganisation „Junge Nationalisten“ behaupteten hinterher, Feldmann hätte Münter „mit merkwürdigen Fragen in ein Gespräch verwickelt“, ohne zu erwähnen, dass er Journalist sei und das Gespräch für das Fernsehen gedacht sei. Eine Lüge, wie die Pressekammer des Landgerichts Hamburg klarstellte.
Gestiegene Anfeindungen
Die Hetze gegen Feldmann geht unvermindert weiter. In Hannover hat die NPD neben dem Kopf der Partei „Die Rechte“, Sven Skoda, den rechten Youtuber Nikolai Nerling und den NPD-Bundesvize Thorsten Heise als Redner angekündigt. Im Juni dieses Jahres drohte Heise schon auf dem von ihm ausgerichteten Festival „Schild und Schwert“ in Feldmanns Richtung: „Der Revolver ist geladen.“
In Hannover sind bisher drei Gegenkundgebungen in der Südstadt angemeldet. Sie werden unter anderen vom Deutschen Gewerkschaftsbund, den „Omas gegen Rechts“ und der „Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union“ (DJU) getragen. Auf der Webseite des DJU findet sich auch der Aufruf „Schützt die Pressefreiheit“. Über 450 Einzelpersonen, 20 Verbände und 17 Redaktionen weisen in dem Aufruf auf gestiegene Anfeindungen und Bedrohungen von rechts hin.
Seit Jahren werden bundesweit immer wieder einzelne Journalist*innen bedroht – und auch körperlich angegangen. Mit dem Marsch sollen alle Journalist*innen eingeschüchtert werden. In ihrem Aufruf greift die NPD neben Feldmann auch David Janzen an. Dem Journalisten und Sprecher des Braunschweiger Bündnisses gegen Rechts ist schon im Internet mit Mord gedroht worden. Nicht ohne Folgen: Auf Janzens Privatwohnung gab es dieses Jahr mehrere Anschläge.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Elon Musk und die AfD
Die Welt zerstören und dann ab auf den Mars
Anschlag in Magdeburg
Der Täter hat sein Ziel erreicht: Angst verbreiten
Tarifeinigung bei Volkswagen
IG Metall erlebt ihr blaues „Weihnachtswunder“ bei VW
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Bundestagswahl 2025
Parteien sichern sich fairen Wahlkampf zu
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken