Recht auf Reparatur: Aus Alt mach Neu
Es ist wieder Konsummonat! Viel zu viele Menschen werden zum Neukauf gezwungen, weil Reparaturen schlicht unmöglich sind. Das muss sich ändern!
V iel zu oft bleibt Verbraucher:innen keine Alternative: Das Gerät ist defekt, wahrscheinlich muss nur ein kleines Teil ausgetauscht werden, aber weit und breit gibt es keine Möglichkeit, es reparieren zu lassen – also bleibt nur noch der Neukauf. So entstehen unglaubliche Mengen Müll, werden wertvolle Ressourcen verschwendet und Verbraucher:innen um sehr viel Geld gebracht. Viele Leute lehnen diese Wegwerfgesellschaft, deren Teil sie unfreiwillig sind, entschieden ab.
Nun kümmert sich die Europäische Union endlich um das Problem. Das Straßburger Parlament hat sich am Dienstag für ein „Recht auf Reparatur“ ausgesprochen. Das ist schön – aber noch völlig unverbindlich. Die übrigen EU-Gremien müssen sich jetzt auf gemeinsame Vorgaben einigen. Das wollen sie bis zu den Europawahlen im kommenden Frühjahr abschließen. Schaffen sie es nicht, wird das Vorhaben in die kommende Legislaturperiode verschoben – und damit möglicherweise auf Eis gelegt.
Schon deshalb sollte die deutsche Regierung diesem Prozess nicht tatenlos zusehen, sondern selbst zügig tätig werden. Das hat sich die Ampelregierung in ihrem Koalitionsvertrag auch vorgenommen. Dort ist die Rede davon, dass der Zugang zu Ersatzteilen und Reparaturanleitungen sichergestellt werden soll, die Lebensdauer und Reparierbarkeit eines Produkts sollen zu einem „erkennbaren Merkmal der Produkteigenschaft“ werden. Ein schönes Versprechen: Verbraucher:innen sollen vor dem Kauf erfahren, wie lange sie Ersatzteile für ein Produkt finden und es repariert bekommen.
Passiert ist aber nach fast zwei Jahren Ampelregierung nichts. Die grüne Bundesumweltministerin Steffi Lemke hat bislang nicht geliefert. Das ist offenbar auch der FDP geschuldet, die solche Vorgaben nicht gut findet, weil sie unbequem für die Hersteller sind. Aber das darf nicht dazu führen, dass Versprechen aus dem Koalitionsvertrag zulasten von Verbraucher:innen und Umwelt auf die lange Bank geschoben werden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Juso-Chef über Bundestagswahlkampf
„Das ist unsere Bedingung“
Verein „Hand in Hand für unser Land“
Wenig Menschen und Traktoren bei Rechtspopulisten-Demo
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Weil sie weiblich sind
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen