Reaktionen auf Schavans Plagiatsaffäre: Kein Rücktritt
Nach dem Verlust des Doktortitels will Bildungsministerin Schavan juristisch gegen den Doktor-Entzug vorgehen. Die Opposition fordert weiter ihren Rücktritt.
JOHANNESBURG/BERLIN dpa/afp | Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) tritt vorerst nicht zurück. Sie werde gegen den Entzug ihres Doktortitels durch die Uni Düsseldorf juristisch vorgehen, sagte sie am Mittwochmorgen in Johannesburg.
„Die Entscheidung der Universität Düsseldorf werde ich nicht akzeptieren und dagegen Klage einreichen.“ Mit Blick auf die juristische Auseinandersetzung wolle sie keine weitere Stellungnahme abgeben. Schavan befindet sich derzeit auf einer fünftägigen Südafrikareise.
Die Opposition fordert den Rücktritt der Bundesbildungsministerin. Schavan sei als „Wissenschaftsministerin nicht mehr glaubwürdig“ und müsse ihre Konsequenzen ziehen, sagte SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles dem Berliner Tagesspiegel und der Tageszeitung Die Welt. „Die Massstäbe müssen für alle gelten – ohne Ansehen der Person,“ forderte Nahles in der Welt.
Der Fall zu Guttenberg
Der Vorsitzende der SPD in Schleswig-Holstein, Ralf Stegner, sagte Handelsblatt-Online, für eine Wissenschaftsministerin dürften beim Thema „korrektes wissenschaftliches Arbeiten“ wohl „kaum die niedrigsten Standards gelten“. Insofern werde Frau Schavan ihre Situation „sicher selbst realistisch einschätzen“ können.
Mit ihrem „deftigen“ Zitat zu dem überführten Plagiator und Ex-Ministerkollegen Karl-Theodor zu Guttenberg habe Schavan im Übrigen die Messlatte für sich selbst so hoch gelegt, dass sie „diese im Amt nur noch schwerlich überspringen kann“.
Die Grünen-Fraktionschefin Renate Künast sagte dem Tagesspiegel, sie gehe davon aus, dass Schavan „sich und der Wissenschaft die Verlängerung dieser Affäre erspart und ihren Rücktritt erklärt“.
Die bildungspolitische Sprecherin der Linken, Petra Sitte, hält einen Rücktritt der CDU-Ministerin ebenfalls für unausweichlich. „Wer für Bildung und Forschung zuständig ist, wird immer eine Vorbildrolle einnehmen“, sagte sie der Süddeutschen Zeitung.
Mit Blick auf die persönlichen Konsequenzen zeigte Sitte Verständnis dafür, wie schmerzlich die Entwicklung sei: „Für Frau Schavan persönlich bedaure ich, dass ihre Laufbahn auf diese Weise einen tragischen Einschnitt erfährt.“
Schavan ist nach dem ehemaligen Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) das zweite Regierungsmitglied im Kabinett Merkel, dem wegen Plagiatsvorwürfen der Doktorgrad entzogen wird. Die Ministerin, eine enge Vertraute Merkels, hatte Plagiate und eine Täuschungsabsicht in ihrer Doktorarbeit stets bestritten und die Prüfung durch die Uni selbst mitangeregt.
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