Reaktionen auf Netzwerk AfD: Die Antifa auf Sojacappuccino
Das Rechercheprojekt Netzwerk AfD berichtet über MitarbeiterInnen im rechtsextremen Milieu. So reagieren die Partei und ihre AnhängerInnen auf die Recherchen.
![Illustration: Ein Männchen dreht einen Schalter im Gehirn Illustration: Ein Männchen dreht einen Schalter im Gehirn](https://taz.de/picture/2680041/14/imago74589441h.jpeg)
„Also, ihr blinden und blauäugigen Trottel von der Taz! Wir Alteuropäer sterben dermaßen schnell aus, dass das Hauptanliegen sehr vieler europäischen Staaten nur noch darin besteht, nicht innerhalb einer oder zweier Generationen als eigenständige Staaten mangels eigener menschlicher Besiedlung dauerhaft vernichtet zu werden!
(…) Diese vollbaertigen aufständischen Typen in Syrien, Libyen und in der Ukraine kämpften also in Wahrheit NIEMALS für Freiheit, Demokratie oder Menschenrechte, deren absolut EINZIGE Aufgabe war es bereits von Anfang an, eine größtmögliche Migrationswelle Richtung Deutschland zu erzeugen (…) Der einzige Grund weshalb diese drei Bürgerkriege überhaupt vorsätzlich ausgelöst worden sind, ist der, das aussereuropäische Menschen genannt Flüchtlinge nach Deutschland fliehen SOLLEN, (…)
Wir haben es hier also mit nichts Minderes als mit dem ersten demographischen Weltkrieg zu tun! (…) Dumm, dümmer, Taz! Ist selbst Akteur im ersten demographischen Weltkrieg, bemerkt diesen aber selbst noch nicht einmal!“ Mail-Zuschrift nach Veröffentlichung unserer #NetzwerkAfD-Recherche
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„DIE LINKE marschiert gemeinsam mit den Terroristen der DKP und der MLPD durch die Lande und ihr schreibt täglich mehrere „Artikel“ über die AfD. Man merkt förmlich, wie euch der Arsch auf Grundeis geht und wie ihr beim schreiben der Artikel zittert. Voller Hass …“ Kommentar auf Facebook zu #NetzwerkAfD
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„Da wird mit SED-Methoden gegen Kritiker vorgegangen, auf in eine politkorrekte linke Welt, mit der Neostasi-Stiftung wird die Gesinnungsschnüffelei verstärkt, die linksgrünen Kampfblätter blasen zum Sturm. Der Sumpf ist anscheinend fruchtbar noch, aus dem die rote Gefahr einst kroch.“ Kommentar auf Facebook zu #NetzwerkAfD
![](https://taz.de/picture/2649467/14/taz-netzwerkAfD_online_2-1.png)
Das Netzwerk: Seit Oktober 2017 ist die AfD im Bundestag vertreten. Jedem ihrer Abgeordneten stehen pro Monat mehr als 20.000 Euro für Mitarbeiter zu, dazu kommen kommen Mittel für die 150 Personalstellen der Fraktion. Ein rechtes Netzwerk erhält Zugang zu enormen Ressourcen und sensiblen Informationen. Die Fraktion wird zum Scharnier zwischen extremer Rechter und der bürgerlichen Mitte.
Die Kooperation: Die taz, die Zeitschrift Der Rechte Rand und das antifaschistische Archiv apabiz haben seit Dezember die Hintergründe der MitarbeiterInnen und Abgeordneten recherchiert. Das Projekt wurde gefördert mit Mitteln der Otto-Brenner-Stiftung.
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„Das System hat bei Ihnen saubere Arbeit verrichtet. (…) Und Verfassungsfeinde strömen ja gerade in Mengen in unser Land, aber da hält man mainstreammäßig das Maul! (…) In den Schulen werden deutsche Kinder bedroht, weil sie nicht an ALLAH glauben. Die Eltern dieser Kinder sind sicherlich verfassungstreu!“ Kommentar auf Facebook zu #NetzwerkAfD
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„Herr Dr. Lehnerts private und berufliche Vita hat mich überzeugt.“ Der AfD-Abgeordnete Harald Weyel über seinen Mitarbeiter Erik Lehnert. Der hatte zuvor die neurechte Denkfabrik „Institut für Staatspolitik“ geleitet
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„Ich frage meine Mitarbeiter nicht, was sie im jugendlichen Alter gemacht haben.“ Der AfD-Fraktionsvorsitzende Alexander Gauland gegenüber der FAZ
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„Ich kenne ihn als differenzierten und besonnenen jungen Menschen.“ Der AfD-Abgeordnete Frank Nolte gegenüber der Zeit. Die hatte berichtet, dass Nolte den Oberleutnant Maximilian T. angestellt hatte. Gegen T. läuft ein Ermittlungsverfahren der Bundesanwaltschaft. Er soll unter anderem für den Terrorverdächtigen Franco A. Listen mit möglichen Anschlagszielen angelegt haben – darunter Exbundespräsident Joachim Gauck, Außenminister Heiko Maas oder Bundestagsvize Claudia Roth
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„(…) bezüglich Ihrer Anfrage teilen wir Ihnen mit, dass Ihre Betätigung im Rahmen einer als „Journalismus“ getarnten Antifaarbeit von uns als letztklassig betrachtet wird. Weil wir aber nicht so sind, hoffen wir natürlich, dass Ihren Leser_I*x_innen bei der Lektüre des kommenden Schmierenprangers nicht vor Schreck und Empörung die Nerdbrillen (und Sturmhauben) in den veganen Sojacappuccino fallen mögen. Wobei natürlich festzuhalten ist, dass derartige Kampagnen ohnehin kaum noch jemanden interessieren. Trotz drolliger Animationen und düsteren Filmchen.
Zu Personalinterna äußern wir uns grundsätzlich nicht. Ihre Freunde der Privat-Stasi müssen Ihre Karteien und Steckbriefe leider auch weiterhin selber zusammenschnüffeln. Zitieren dürfen Sie allerdings gerne, dass wir alle geneigten Studenten ermuntern, sich an ihrem Hochschulort einer DB*-Burschenschaft anzuschließen. Bussi und Grüße an Sie und Ihre 133 Follower auf twitter, die Ihnen sicher beim Verarbeiten unserer Absage helfen werden!“ Ein AfD-Abgeordneter auf unsere Frage nach Verbindungen seiner Mitarbeiter ins Identitäre Milieu und zu extrem rechten Burschenschaften
*DB = Deutsche Burschenschaft, Verband extrem rechter Burschenschaften
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Lesen Sie mehr zum Netzwerk AfD unter taz.de/netzwerkafd
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