Reaktion auf „Brandballons“: Israel greift Hamas-Ziele an
Der Grenzzaun am Gazastreifen ist seit dem Wochenende wiederholt Schauplatz massiver Auseinandersetzungen zwischen den Hamas und Israel.

Gaza: Blick auf ein vom israelischen Militär getroffenes Haus Foto: dpa
JERUSALEM ap/taz | Israelische Kampfflugzeuge haben am Sonntag eine Einrichtung militanter Hamas-Mitglieder im Gazastreifen angegriffen. Der Schritt sei eine Reaktion auf mehrere Brandballons, die mutmaßliche Mitglieder der Hamas vom Gazastreifen in Richtung Südisrael aufsteigen ließen, und auf eine Serie gewaltsamer Proteste, erklärte das israelische Militär. „Wir werden in Gaza gemäß unseren Interessen agieren“, sagte Ministerpräsident Naftali Bennett bei einem Besuch in Washington.
Bei neuen Protesten von Palästinensern war es im Gazastreifen am Samstagabend nahe dem Grenzzaun zu Israel abermals zu Zusammenstößen gekommen. Demonstranten warfen Sprengsätze und skandierten Parolen, israelische Sicherheitskräfte schossen daraufhin mit scharfer Munition. Drei Menschen wurden nach Angaben der Gesundheitsbehörden in Gaza verletzt. Zuvor waren mehrere Brandballons vom Gazastreifen aus aufgestiegen, die im Süden Israels zwei Brände verursachten.
Am Samstag hatten Vertreter der palästinensischen Gesundheitsbehörde mitgeteilt, dass ein Zwölfjähriger nach einer Konfrontation bei einer vorangegangenen Demonstration gestorben sei. Der Junge hatte demnach einen Kopfschuss erlitten, als das israelische Militär mit scharfer Munition gegen Steine und Sprengkörper werfende Demonstranten nahe dem Grenzzaun vorging. Durch den Beschuss wurden nach palästinensischen Angaben mehr als 40 Demonstranten verletzt. Ein anderer Palästinenser war am Mittwoch seinen Verletzungen erlegen. Die Hamas identifizierte ihn als Mitglied ihres bewaffneten Flügels.
Organisiert wurden die Proteste von der radikalislamischen Hamas, die damit Druck auf Israel ausüben will, die Blockade des Gazastreifens zu lockern. Die Maßnahme verhängten Israel und Ägypten nach der Machtübernahme der Hamas in dem palästinensischen Gebiet im Jahr 2007. Die Blockade beschränkt den Güter- und Personenverkehr in und aus dem Gazastreifen, hat die dortige Wirtschaft massiv gelähmt und zu einer hohen Arbeitslosenquote von rund 50 Prozent beigetragen. Israel bezeichnet die Blockade als nötig, um die Hamas an einer militärischen Aufrüstung zu hindern.
Erste Lockerungen
Am Donnerstag lockerte Israel einige wirtschaftliche Beschränkungen allerdings etwas und erlaubte, dass Fahrzeuge, Güter und Ausrüstung für Wiederaufbauprojekte in den Gazastreifen gelangen dürfen. Die Lockerungen könnten ausgeweitet werden, sofern es ruhig bleibe, erklärte die israelische Regierung. Sie hatte sich am 19. August zudem mit Katar darauf geeinigt, dass die Golfnation Hilfszahlungen an Familien im Gazastreifen wiederaufnehmen dürfe.
Der Schritt soll die Spannungen mit der Hamas abbauen helfen. Im Mai hatte Israel für eine Aussetzung der Unterstützung gesorgt und dies damit begründet, dass die Hamas nicht von den Geldspritzen profitieren dürfe.
Nach dem Protest vom Samstagabend befürchten Beobachter nun, dass die Gewalt wieder eskalieren könnte. Israel und die Hamas haben schon vier Kriege geführt, zuletzt gab es eine elftägige Auseinandersetzung im Mai mit 260 getöteten Palästinensern und 13 Toten in Israel.
Leser*innenkommentare
Ninetto
"Massive Auseindersetzung"?
So nennt man es, wenn Israeli Schafschützen, gezielt auf Kinder, Frauen, Männer schiessen, die für ihre legale Rechte demonstrieren?
Weiss jemand auch noch, dass die EU mindestens 2x im 2014 und 2018 mit großer Mehrheiten Resolutionen beschlossen hat, mit folgender Forderung an Israel :
" 7. Calls for an immediate and unconditional end to the blockade and closure of the Gaza Strip, which has resulted in a deteriorating, unprecedented humanitarian crisis in the area;"
QUELLE: www.europarl.europ...-2018-0176_EN.html
Genau dafür haben die Leute in Gaza demonstriert - und wurden niedergeschossen.
"Eine Auseindersetzung"????
Bouncereset
@Ninetto Was @ninetto sagt
Elena Levi
@Ninetto Gegen Demos hat ja niemand etwas einzuwenden. Dubios ist es jedoch, wenn die Demos von der als Terrororganisation eingestuften Hamas organisiert werden. Und dass die Hamas sich auf Terror spezialisiert hat, hat sie ja oft bewiesen. Wenn die "Demonstrierenden" brennende Ballons aufsteigen lassen, dann geht es ihnen darum, die Juden hinter ihrer Grenze anzuzünden. Juden haben aufgrund ihrer Erfahrungen als Zielscheibe russischer Pogrome sowie des Holocaust ein gespaltenes Verhältnis zu Feuer. Solange die Hamas in Gaza regiert, wird es den Menschen dort leider nicht besser gehen.
jens richter
@Ninetto Mir ist jetzt noch nicht ganz klar, wie man mit Sprengsätzen für seine "legitimen Rechte" demonstriert? Und sollten 12jährige wirklich bewaffnet demonstrieren? Irgendwie kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Soldaten die israelische Grenze und die Bürger ihres Staates vor einem bewaffneten Mob geschützt haben - so wie es die Aufgabe der Exekutive eines jeden Staates ist.