Raubtier-Jagd in Schweden gestoppt: Wölfe töten löst keine Probleme

Seit einer Woche dürfen männliche Wölfe in Schweden gejagt werden. Nun hat eine Naturschutzorganisation einen vorläufigen Stopp erstritten.

Nicht zum Abknallen: Wölfe in Schweden Bild: dpa

STOCKHOLM taz | Schwedens Wölfe können durchatmen. Die in der vergangenen Woche begonnene Jagd auf die Raubtiere ist ausgesetzt. Ein Gericht in Stockholm gab am Mittwoch einer Klage von drei Naturschutzverbänden statt und stoppte bis zu einer Entscheidung in der Hauptsache den Abschuss. 3 der 16 von Stockholm zur Jagd freigegebenen Wölfe waren bis dahin allerdings schon tot. Weil das Gericht von einer Aussetzung bis zur „endgültigen Entscheidung“ spricht, dürfte die bis Mitte Februar angesetzte Jagdsaison nun vorbei sein.

Ann Dahlérus, Generalsekretärin der „Rovdjursföreningen“ (Raubtiervereinigung), eine der Klägerinnen, begrüßte den Beschluss: „Diese Jagd löst keines der Probleme, die man mit ihr angeblich lösen will.“ Wegen weit verbreiteter Inzucht hatte Stockholm die Jagd auf männliche Alphatiere in 16 der 27 bekannten schwedischen Wolfsreviere freigegeben.

Naturschutzverbände kritisierten eine solche selektive Jagd als faktisch unmöglich und ungesetzlich. Die EU-Kommission drohte mit einer Klage und warf Schweden einen Verstoß gegen die Fauna-Flora-Habitatrichtlinie vor. Kritiker sahen hinter dem Jagdbeschluss primär innenpolitische Taktik: Die Koalitionsregierung wolle der in Umfragen unter die Sperrklausel abgerutschten bäuerlichen „Zentrumspartei“ mit einem in ihrer Wählerschaft populären Thema zum Auftrieb verhelfen.

Doch selbst bei dieser Klientel scheint das Thema Wolf seine Brisanz verloren zu haben. Hatten sich vor drei Jahren noch über 12.000 JägerInnen für die Jagd auf 27 Wölfe lizenzieren lassen und 2011 immerhin noch 6.863 für 20 Tiere, ist das Interesse mittlerweile auf unter 1.000 geschrumpft. In einem Revier in der Provinz Dalarna schlossen sich sogar alle JägerInnen gegen die Jagd zusammen: Das dortige Wolfspaar greife weder Hunde noch Schafe an, so die Begründung. Solche Wolfe wolle man haben und nicht ausrotten.

Gegen die Jagd protestierten auch Tourismusorganisationen. In Wolfsrevieren wird mittlerweile mit Ökotourismus geworben, bei denen die BesucherInnen Wolfsspuren folgen können und zuweilen auch das Heulen der Wölfe oder das Winseln von Welpen hören zu können. Aus Deutschland, den Niederlanden und Großbritannien gibt es großes Interesse.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.