piwik no script img

Rassistische Nachrichten versendetRechter Chat bei Berliner Polizei

25 Polizisten teilten über Jahre rassistische Inhalte in Chats. Nach einem ARD-Bericht leitet die Berliner Polizei nun Ermittlungen ein.

Ein Vorgesetzer der 25 Gruppenmitgliedern soll von den Chatinhalten gewusst haben Foto: dpa

Berlin dpa | Die Berliner Polizei ermittelt nach einem Bericht des ARD-Magazins „Monitor“ gegen einige ihrer eigenen Beamten. Laut dem „Monitor“-Bericht sollen die Polizisten in einer Chatgruppe rassistische Äußerungen gemacht haben. So sei in Bezug auf Muslime von „fanatischer Primatenkultur“ die Rede, Geflüchtete würden mit „Vergewaltigern“ oder „Ratten“ gleichgesetzt und Neonazis als mögliche „Verbündete“ bei linken Demonstrationen bezeichnet, heißt es bei „Monitor“.

Empfohlener externer Inhalt

Wir würden Ihnen hier gerne einen externen Inhalt zeigen. Sie entscheiden, ob sie dieses Element auch sehen wollen:

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Die Berliner Polizei teilte am Donnerstagmorgen mit: „Den Informationen zufolge, die wir der aktuellen medialen Berichterstattung entnehmen konnten, wurde eine Chatgruppe zutage gefördert, in der disziplinarwürdige und strafbare Inhalte geteilt wurden.“

„Mit Kenntnis des Sachverhalts haben wir unmittelbar ein Strafverfahren eingeleitet und die Ermittlungen aufgenommen.“ Dazu zählten „Recherchen zum Inhalt der Nachrichten, zur Dauer des Bestehens der Gruppe, zur Anzahl der Nutzenden sowie zu den betroffenen Dienststellen“. Rassisten und Rassistinnen hätten „in unseren Reihen und in der Polizei im Allgemeinen keinen Platz“. „Denn es ist unerträglich, solche unter uns zu wissen, die sich aufgrund ihrer Herkunft über andere erheben und den Ruf eines ganzen Berufsstandes schädigen.“

Empfohlener externer Inhalt

Wir würden Ihnen hier gerne einen externen Inhalt zeigen. Sie entscheiden, ob sie dieses Element auch sehen wollen:

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Laut dem „Monitor“-Bericht soll es sich um den internen Chat einer Dienstgruppe der Berliner Polizei handeln, in dem sich mehr als 25 Beamte ausgetauscht haben sollen. Vor allem sieben Beamte hätten sich darin regelmäßig klar rassistisch geäußert, häufig in Form von vermeintlichen Witzen, heißt es in dem Bericht. Kollegen hätten die Äußerungen häufig mit Zustimmung kommentiert. Ein Vorgesetzter der Gruppe sei über rassistische Äußerungen im Chat informiert gewesen. In einer E-Mail habe er die Beamten aufgefordert, keine strafrechtlich relevanten Inhalte zu teilen.

Seehofer bleibt stur

Berlins Innensenator Andreas Geisel (SPD) erklärte dazu laut Magazin: „Sollten sich die Vorwürfe bewahrheiten, ist dies absolut inakzeptabel und hat nichts mit einer modernen, weltoffenen Hauptstadtpolizei zu tun.“ Die Innenbehörde twitterte Donnerstagfrüh dazu: „Die Pressestelle der Innenverwaltung hat davon über eine Anfrage von ‚Monitor‘ erfahren. Drei von der Redaktion vorgelegte Beispiele haben den Innensenator zu dem Statement im Beitrag veranlasst. Alles weitere ist im Augenblick noch offen.“

Bundesinnenminister Horst Seehofer sieht derweil keine Defizite bei der Aufklärung und Ahndung rechtsextremer Umtriebe in den Sicherheitsbehörden – zumindest auf Bundesebene. Bei der Bekämpfung des Rechtsextremismus sei die Linie der Bundesregierung eindeutig, sagte der CSU-Politiker am Donnerstag bei der Haushaltsdebatte im Bundestag. „Wir klären auf, wir vertuschen nichts, und wir verfolgen rigoros.“

Seehofer war auch von Politikern des Koalitionspartners SPD kritisiert worden, weil er sich gegen eine wissenschaftliche Studie zu Rassismus in den Polizeibehörden ausgesprochen hatte. Oppositionspolitiker erneuerten am Donnerstag ihre Forderung nach einer Studie über Rechtsextremismus in Sicherheitsbehörden. „Die Fakten müssen auf den Tisch“, sagte die Grünen-Bundestagsabgeordnete Irene Mihalic, die selbst Polizeibeamtin ist, am Donnerstag im Parlament

Mihalic warf Seehofer „Wissenschaftsfeindlichkeit“ vor. Damit schade er den Beamtinnen und Beamten, die mit beiden Beinen fest auf dem Boden des Grundgesetzes stehen, sagte sie. Der Linken-Abgeordnete Victor Perli sagte, rassistische Vorfälle in der Polizei müssten aufgearbeitet und abgestellt werden. Sonst ginge Vertrauen in die Institution verloren.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

3 Kommentare

 / 
  • 9G
    90564 (Profil gelöscht)

    "Ein Vorgesetzter der Gruppe sei über rassistische Äußerungen im Chat informiert gewesen. In einer E-Mail habe er die Beamten aufgefordert, keine strafrechtlich relevanten Inhalte zu teilen."

    einmal duziduzidu, eigentlich sollen polizeibeamt!nnen ja verpflichtet sein, bei kenntnis einer straftat, diese zur anzeige zu bringen, hab ich mal gehört

  • Und nun die Master-Frage: Wieviel Bodo Pfalzgraf steckt in der Berliner Polizei?

    taz.de/DPolG-Chef-...ngenheit/!5695858/

  • zwei Einzelfälle an einem Morgen? Zum Glück sagt der Horst voll das wir kein systematisches Problem haben.