Rassistische AfD-Beiträge geteilt: Halbherzige Entschuldigung
Die Bremer Professorin Vera Hagemann distanziert sich von rassistischen Beiträgen, die sie auf X geteilt hatte. Studierenden ist das nicht genug.
Am Montag, knapp einen Monat nach den Beiträgen und einer Anfrage der taz, ist Hagemann der Forderung der Bremer Studierenden nachgekommen. In der Stellungnahme heißt es nun: „Ich kann an dieser Stelle versichern, dass ich jede Form von Rassismus, Diskriminierung und Extremismus entschieden ablehne und mich von extremistischen, rassistischen und demokratiefeindlichen Äußerungen der Posts distanziere.“ Am Ende ihrer Stellungnahme bietet Hagemann Gespräche an.
Hannah Bode*, eine der Studierenden, findet, dass die Entschuldigung zu spät kommt. „Authentisch wäre es gewesen, wenn es direkt gekommen wäre“, sagt sie. Tatsächlich handelt es sich bei Hagemanns Stellungnahme um ein internes Dokument vom 1. Dezember. Der taz schreibt sie, dass sie sich in einer nicht öffentlichen Stellungnahme an das Rektorat, den Fachbereich und die Studierendenvertretung gewandt habe – also nicht an die Verfasser*innen des studentischen Statements. Das Dekanat, die Studierendenvertretung und die Hochschulleitung bestätigen, dass sie die interne Stellungnahme Hagemanns erreicht hat.
Hochschulleitung steht hinter Hagemann
„Die Hochschulleitung hat sich im Gespräch mit Frau Hagemann davon überzeugt, dass sie die Werte der Universität Bremen vertritt und das Neutralitätsgebot sowie die Treuepflicht und das politische Mäßigungsgebot achtet und befolgt“, sagt eine Sprecherin der Universität. Das Dekanat spricht von einer glaubwürdigen Einsicht, dass es Verfehlungen im „privaten Bereich“ gegeben hat. Die Studierendenvertretung möchte den Sachverhalt auch nach mehrmaliger Nachfrage nicht kommentieren, distanziert sich aber von Rassismus, Diskriminierung und Extremismus.
Die interne Erklärung leitete Hagemann am vergangenen Montag an die Verfasser*innen des Statements weiter. Wenige Stunden zuvor hatte die taz sie um eine Stellungnahme gebeten. In der Nachricht an die Studierenden schreibt Hagemann, sie wolle ihnen ihr Statement noch einmal zukommen lassen, da sie nicht wisse, ob ihre Stellungnahme vom 1. Dezember die Studierenden bereits erreicht habe. „Ihre Stellungnahme hat uns als Verfasser*innen des Statements erst am 11. Dezember erreicht“, sagt Bode. „Diese Mail ging allerdings nur an das dritte Semester des Studiengangs Wirtschaftspsychologie, obwohl beispielsweise auch das erste Semester desselben Studiengangs betroffen ist.“
In ihrer Stellungnahme geht Hagemann auf die geteilten und gelikten Beiträge ein: „Mir ist klar geworden, dass mein kritisiertes Verhalten unangemessen war, meine eigentlichen Absichten zum Ausdruck zu bringen. Ich bedaure sehr, dass ich nicht die notwendige kritische Distanz bei der Betrachtung einzelner von mir gelikter Texte und Reposts gewahrt habe und so der Eindruck entstehen konnte, gegebenenfalls hinter den Aussagen zu stehen“, schreibt Hagemann.
Juristisch abgeklärt
Bei den Verfasser*innen des Statements kommt die Entschuldigung nicht gut an: „Wie soll man es denn anders verstehen, als dass sie hinter den Aussagen der Beiträge steht? Inhalte zu reposten, ist ja ein aktiver Akt“, sagt Bode. Sie frage sich, wie man etwas von den ‚Freien Sachsen‘ teilen kann und sich nicht bewusst ist, dass das menschenfeindlich und demokratiefeindlich ist.“
Mit ihrem Verzicht auf das Amt der Dekanin übernehme sie die Verantwortung, schreibt Hagemann in ihrer Stellungnahme. Sie betont, dass sie jegliche Form von Diskriminierung, Rassismus und Extremismus ablehne und sich von entsprechenden Äußerungen in den von ihr geteilten Posts distanziere. „Ich bedaure es sehr, solche Entscheidungen getroffen zu haben, die nicht mit meinen Einstellungen in Einklang stehen.“
„Es wirkt so, als hätte sie das juristisch abgeklärt. Ich nehme ihr ihre Distanzierung nicht ab“, sagt Bode. „In dem Statement geht es sehr viel um sie, auf unser Statement geht sie nicht ausreichend ein. Zu sagen, sie stehe nicht für dieses oder jenes, wirkt auf mich nicht authentisch.“
Zu dem Vorwurf, dass Studierende in ihren Lehrveranstaltungen diskriminierendes Verhalten befürchten, schreibt Hagemann: „Hier möchte ich versichern, dass niemand Sorge haben muss, benachteiligt oder diskriminiert zu werden.“ Das beruhigt Bode nicht: „Es scheint, dass sie nicht realisiert, dass ihr Verhalten Lebensrealitäten betrifft.“
*Name geändert
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