Rassismusvorwürfe im US-Football: Ex-Trainer Flores verklagt NFL
Nach seiner Kündigung klagt der Schwarze Footballtrainer Brian Flores gegen die National Football League: Die Liga werde „wie eine Plantage verwaltet“.
Das kommt überraschend, denn bis vor Kurzem schien es, als hätte Flores einen amerikanische Bilderbuchaufstieg hingelegt. Geboren 1981 in New York als Kind von Migranten aus Honduras, spielt er Football in Highschool und an der Universität. Eine Karriere als Profi verhindert eine Verletzung, Flores schlägt die Trainerlaufbahn ein und landet beim Seriensieger New England Patriots.
Zehn Jahre arbeitet er dort in verschiedenen Assistentenpositionen unter dem legendären Bill Belichick und feiert mit der Mannschaft vier Super-Bowl-Siege, bevor er 2019 von den zu diesem Zeitpunkt kriselnden Dolphins nach Miami geholt wird und seine Chance als Cheftrainer bekommt.
Die Entlassung kam völlig unerwartet
Eine Chance, die er nutzt. Er macht aus den Dolphins wieder eine Gewinnermannschaft und auch die vergangene Spielzeit verlief angesichts großer Verletzungssorgen noch ziemlich erfolgreich. Die Entlassung im Januar kam vollkommen unerwartet.
Die Gründe liegen mit der 58-seitigen Anklageschrift, die sich zum Teil wie ein Mobbing-Protokoll liest, nun offen: Flores geriet immer wieder mit Dolphins-Besitzer Stephen aneinander, unter anderem, weil der ihn unter Druck setzte, möglichst viele Spiele zu verlieren. Das mag absurd klingen, macht bisweilen aber Sinn im US-Sport, wo die schlechtesten Teams im Sinne der Chancengleichheit bei der alljährlichen Vergabe der Nachwuchstalente bevorzugt werden, ist aber natürlich verboten und fällt auf den Trainer zurück.
Die noch größere Sprengkraft liegt allerdings im Rassismusvorwurf gegen die Liga: In der Klage weisen Chatprotokolle nach, dass Flores in den vergangenen Jahren von verschiedenen NFL-Clubs nur zum Schein zu Vorstellungsgesprächen für leitende Trainerpositionen eingeladen wurde – der Posten war jeweils schon an einen weißen Kandidaten vergeben.
Von den mehr als 1.600 Spielern in der NFL sind zwar knapp 70 Prozent Schwarz, aber nur einer der 32 Vereine hat einen Schwarzen Cheftrainer. Ein Missverhältnis, das seit 2003 eigentlich verbessert werden sollte, indem zu Vorstellungsgesprächen immer auch Kandidaten aus Minderheiten eingeladen werden müssen. Eine Vorgabe, die offensichtlich nicht funktioniert.
Für Brian Flores, so sagte er in einer Erklärung, ist die NFL „nach Rassen getrennt und wird wie eine Plantage verwaltet“. Ob er als Whistleblower noch eine Chance auf einen Job in der NFL hat, kann bezweifelt werden, aber, so Flores, „ein grundsätzlicher Wandel ist wichtiger als meine persönlichen Ziele“.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Christian Lindner
Die libertären Posterboys
Außenministerin zu Besuch in China
Auf unmöglicher Mission in Peking
Olaf Scholz’ erfolglose Ukrainepolitik
Friedenskanzler? Wäre schön gewesen!
Rücktrittsforderungen gegen Lindner
Der FDP-Chef wünscht sich Disruption
Neuer Generalsekretär
Stures Weiter-so bei der FDP
Zuschuss zum Führerschein?
Wenn Freiheit vier Räder braucht