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Rassismus in der WerbungFerrero will nur weiß wählen

Der Lebensmittelkonzern bewirbt seine weißen Pralinen mit einem fragwürdigen Spot. War das Absicht oder doch bloß Naivität?

Ferreros liebstes Klientel: jubelnde weiße Menschen Screenshot: http://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=DEWVRaY1uRM

BERLIN taz | No We Can't: Der Lebensmittelkonzern Ferrero bewirbt seine „Küsschen“ aus weißer Schokolade mit den Slogans „Yes Weiss Can“, „Deutschland wählt weiß“ und „Weiss Nuss bleiben!“ Der Werbespot zeigt eine Wahlparty, auf der ein weißes Ferrerro Küsschen sich an die jubelnde – und weiße – Menschenmenge wendet.

Internetnutzer protestieren: //www.facebook.com/photo.php?fbid=618049364892472&set=a.145360302161383.19586.145300212167392&type=1&theater:Über 450 Facebook-User werfen Ferrero vor, rassistische Stereotypen zu bedienen. Besonders kritisch sind diese in Verbindung mit den bevorstehenden Bundestagswahlen und dem Wahlspruch des ersten schwarzen Präsidenten der USA – Barack Obama.

Ferrero selbst zeigt sich von den Reaktionen überrascht und erklärt auf Facebook sein Bedauern: „Uns ist es wichtig zu betonen, dass wir strikt gegen jegliche Form von Fremdenfeindlichkeit, Rechtsextremismus oder Rassismus sind und dass wir uns von derartigen Vorwürfen distanzieren. Die „wählt Weiss“-Aktion dreht sich einzig und alleine um die Ferrero Küsschen-Sorte mit weißer Schokolade und setzt dabei auf Wortspiele rund um das Wort „weiß“ – ganz klar ohne fremdenfeindlichen Hintergedanken.“

Alles ganz harmlos? Ferrero-Kritiker müssen sich den Vorwurf anhören, zu übertreiben. Allerdings: Bislang gibt es keine schwarze Abgeordneten im Bundestag, obwohl etwa eine halbe Millionen schwarze Menschen in Deutschland leben. Dass Diskriminierung auf Grund von Hautfarbe oder Geschlecht in unserer Gesellschaft keine Rolle mehr spielen, ist nach wie vor ein Wunschdenken.

Aufmerksamkeit um jeden Preis?

Kann Ferrero von den scharfen Reaktionen tatsächlich überrascht sein? Die Assoziationen drängen sich geradezu auf und treffen mitten ins Herz einer in Deutschland zur Zeit sehr aktuellen Debatte: Der über Rassismus und Fremdenfeindlichkeit. Seien es die Auseinandersetzungen um Flüchtlingslager wie das in Berlin-Hellersdorf oder die Idee, Flüchtlinge in Schwäbisch Gmünd für einen Euro die Stunde am Bahnhof Koffer tragen zu lassen: Der Alltagsrassismus in den Menschen steckt tiefer, als sie gerne zugeben möchten.

Tatsächlich reiht sich der neue Ferrero-Spot ein in eine Fülle provozierender und politisch inkorrekter Werbespots. Erinnert sei zum Beispiel an die Bionade-Werbung von Mai diesen Jahres. Das Video zeigt einen jungen Transvestiten, der nach einer Show Frauenkleider, Schminke und künstliche Wimpern ablegt. Dann greift er zur neuen Bionade Cola. Mit dem Kommentar „Das Schönste an künstlichen Zusätzen: Man kann sie auch weglassen“ bewirbt der Spot die neue Brause.

Auch dieses Video löste hitzige Diskussionen aus. Es ist schwer zu glauben, dass solche Provokationen nicht gewollt sind. Vielmehr scheint es, dass alte Stereotypen gezielt eingesetzt werden, um Aufmerksamkeit zu erregen.

Ferrero hat seiner Stellungnahme inzwischen Taten folgen lassen und das „wählt Weiss“-Video von seiner Internetseite entfernt. Es soll jetzt überarbeitetet werden. Doch eins hat dieser „Wahlkampf“ geschafft: Die weißen Küsschen sind in aller Munde.

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24 Kommentare

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  • AJ
    Ah jetzt ja

    Sonst immer PC, aber der Bionade-Spot bezieht sich, wie ihr schreibt, auf einen Travestie-Künstler, das ist was vollkommen anderes als ein Transvestit...

  • G
    gastname

    Ach? Ferreowerbung ist also stereotypisch? Ganz was neues.

     

    Man frage sich mal, wer die Zielgruppe dieser Werbung ist: Nein, keine jungen Menschen, sondern Großmütter, denen so komuniziert wird, dass sich junge Menschen über den Quatsch freuen würden. Quelle: 39,90

  • P
    paule

    Wie ist das eigentlich hier mit den default-Avataren? Da habe ich auch noch keine „person of Color“ entdeckt. Alles Weiß. :

  • P
    paul

    Oh, diese Political Correctness. Was könnte man alles schaffen, würde man seine Energie nicht für so einen Mumpitz verschwenden. Sogar ich, der jetzt seine Meinung hier impulsartig ins Forum hackt.

     

    geeeeeeeeeez …

  • P
    PG

    Die TAZ beweist mal wieder, warum kein intelligenter Mensch sie liest.

     

    Rassistisch sind nur diese linken Spinner, die an jeder Ecke mit der Moralkeule schwingen. „Yes, weiß can“ soll also rassistisch sein, ahja, genau! Ist es auch rassistisch, wenn ein Chinese „yes, gelb can“ sagt? Oder können nur Weiße rassistisch sein? DIFFERENZIEREN DIE ACH SO TOLERANTEN LINKEN ALSO ZWISCHEN HAUTFARBEN? Scheint ja so zu sein, wenn sie sich sooo große Gedanken darüber machen, dass die Erwähnung einer Farbe in einem Slogan rassistisch sein soll, aber natürlich auch nur, wenn die Farbe „weiß“ heißt, was unzählige andere Slogans zeigen, die andere Farben als Bezug haben wie z. B. schwarz. Andererseits haben mir bei Youtube auch schon Antifas erklärt, dass „schwarzfahren“ ein rassistisches Wort sei und dass „Ausländer“ eine Beleidigung darstellt.

     

    Aufgepasst, in Afrika gibt es viele Fußballvereine namens „All Blacks“, aber die dürfen das natürlich! Ja, ist aus dem Zusammenhang gerissen, denn mit „All Blacks“ ist bloß gemeint, dass der Verein schwarze Trikots trägt und nicht, dass da nur Schwarze spielen dürfen – aber genauso ist es ja auch eindeutig NICHT auf die Haut bezogen, wenn Ferrero seine Werbung macht, aber DAS wird von den Linken behauptet.

     

    Das erinnert mich an diese widerliche „starkpigmentierte“ Emanze Carole Boston Weatherford, die über angeblichen Rassismus bei Pokémon und Dragon Ball meckerte, weswegen zwei Figuren (Rossana und Mr. Popo) von einer schwarzen zu einer lila Hautfarbe verändert werden mussten, weswegen die jetzt noch beschissener aussehen als vorher.

  • A
    ama.dablam

    Nanu, kein Kommentar zu diesem über Kreuz gelöteten Quark??

    Gut so!

  • EL
    Ein Leser aus Wien

    "Grün wählen" ging halt aus verschiedenen Gründen nicht: Zunächst einmal sieht grüne Schokolade unappetitlich aus, weiters haben die Marsmenschen da auch noch ein Wörtchen mitzureden.

     

    "weiß wählen" bedeutet in Österreich übrigens "ungültig wählen", und man darf gespannt sein, ob weiße Schokolade jemals mit diesem Motto in Österreich beworben werden wird. Österreich -- das Land, in dem der Rassismus derart in der Mitte der Gesellschaft verankert ist, daß man in den Kaffeehäusern immer noch einen "kleinen Schwarzen" bestellen kann. Die hiesigen Antifaschisten fordern allerdings, angesichts der rassistischen Ferrero-Werbung, bereits ein Mozartkugel-Embargo gegen Italien.

     

    Liebe TAZ, das war schon ein Kunststück, sich den Rassismus-Vorwurf derart offensichtlich aus den Fingern zu saugen, daß euch sogar eure eigene Leserschaft hier nicht mehr folgen möchte. Diese Art der quälend politisch korrekten Berichterstattung ist gewissermaßen auch schon eine Menschenrechtsverletzung an den Lesern. In diesem Sinne brauchen wir jetzt umgehend ein UNO-Mandat für eine Flugverbotszone -- aber nicht über der Ferrero-Zentrale, sondern über der TAZ-Redaktion, wegen geistigen Tieffliegern.

  • PH
    Petra Herne

    Gott, was für ein Unsinn. Das sind wieder Leute, die sich auch von den Mikrofonen des Patriarchats verfolgt fühlen oder beim Begriff "Schwarzfahren" Rassismus wittern, aber gerne Weissbrot kaufen, Grünkernfrikadellen essen und ihre Globuli nach Packungsfarbe sortiert aufbewahren.

     

    Übrigens: "Über 450 Facebook-Nutzer" sind ein Witz. Das bringt heute jeder charismatische Jugendliche allein zu stande. Dass da keine 10000e Nutzer protestieren zeigt eindrucksvoll, dass es da nur eine kleine Kampagne aus einem Netzwerk heraus gab, keine echten Ansichten von der Bevölkerung.

  • H
    Hmm

    "Tatsächlich reiht sich der neue Ferrero-Spot ein in eine Fülle provozierender und politisch inkorrekter Werbespots."

     

    Seit wann muss denn alles - vorallem Werbung - politisch korrekt sein?!

    Meiner Meinung nach geht es hier einfach nur um weiße Schokolade!

  • S
    Susi

    Alles halb so schlimm. Demnächst wird Kraft Foods mit den Slogans "Deutschland wählt braun" und "Wollt ihr die totale Nuss?" für Milka-Haselnuss-Tafeln werben. Konsequenz: der übliche Shitstorm. Kleinlaute Einwände von Kraft Foods, es gebe schließlich auch Milka Bunte Kakaolinsen im Sortiment verhallen ungehört...

  • H
    hahahaha

    Schoko-Quote! Esst mehr Afrodeutsche-Bällchen!

  • B
    Bergengruen

    Jeder, der etwas verwerfliches finden möchte, tut dies auch. Daraus einen Skandal zu machen, zeigt, wieviel Langeweile Journalisten heutzutage haben müssen. Der Speicherplatz für den Artikel ist echt zu schade...

  • T
    Tamara

    Es ist unglaublich, wie heute in der Werbung mit Menschen anderer Hautfarbe umgegangen wird. Toleranz und Mitmenschlichkeit sieht anders aus. Wo bleibt die christliche Nächstenliebe, auf die man sich doch sonst bei jeder Gelegenheit beruft? Wertschätzung, Willkommen, Toleranz, Vielfalt - Fehlanzeige! Ferrero ist für mich gestorben, auch wegen des viel zu hohen Preises.

  • D
    DerSichAnDenKopfGreift

    Was für eine künstliche, hysterische Aufregung um genau: NICHTS...

  • L
    lotus

    Ich habe nur darauf gewartet was jemand in diese Werbung intepretieren könnte.

    Danke dafür, ich habe mich amüsiert.

  • L
    Lukas

    Wem sich Assoziationen aufdrängen, der denkt offenbar zuerst in rassistischen Kategorien. Weiß ist immer noch bloß eine Farbe, mehr nicht. In Bezug auf Wahlen, fällt dann zunächst die Farbenzuordnung im politischen Spektrum ein (rot, schwarz, gelb, grün, braun), Weiß ist hier eine völlig unbesetzte Farbe. Die Aufregung sagt mehr über die Aufreger als über die Werbekampagne. Und sie ist vermutlich typisch deutsch humorlos und albern.

    Herrje, eine Firma macht Werbung für weiße Schokolade mit Erwähnung der Farbe weiß! Skandal! Ein solcher Alarmismus schadet dem Antirassismus mehr als er nutzt.

  • K
    Klarsteller

    Artikel wie diesen empfinde ich allmählich als Beleidigung meines Intellekts.

    Kommt raus aus eurem isolierten, inzestuösen Redaktionsbiotop.

  • K
    Karla

    Wie die Regenbogenpresse versucht ihr ein Skandälchen herbeizuschreiben, wo nichts ist.

  • R
    Rassismus überall

    Jetzt dreht die taz-Redaktion komplett durch.

  • K
    Krtikiker

    Ziemlich schlechter Artikel

    - Die Links zu Facebook und zu dem Bionade Video funktionieren nicht.

    - Die Aussage "Über 450 Facebook-User werfen Ferrero vor, rassistische Stereotypen zu bedienen" entbehrt jeder Grundlage! Aktuell (30.08.15:48) gibt es unter 400 Kommentare auf der facebookseite und nur ein kleiner Bruchteil davon sind tatsächlich Rassismusvorwürfe.

  • D
    D.J.

    Seltsamer Spot. Auch nicht witzig (was für dt. Werbung typisch ist). Aber wieso "Stereotypen"???

  • T
    Tramp

    Ihr habt doch einen an der Knatter. Und das nicht zu knapp.

  • MM
    Markus Meister

    Ich bin begeisterter TAZ-Leser und auch sehr sensibel, wenn es um das Thema Rassismus geht, aber ich muss ehrlich sagen, dass ich diese Kritik überhaupt nicht nachvollziehen kann.

     

    Das ist völlig am Thema und der Problematik vorbei und wenn solche Werbespots am Ende unsere größte Sorge bei diesem Thema wären, hätten wir viel erreicht. Solche Kritik versteht am Ende auch fast kein Mensch mehr und diese Form von Ereiferung, die fast was religiöses hat, schreckt eher ab anstatt für das Thema "Rassismus" zu sensibilisieren.

     

    Diese zusammengereimten Spekulationen über die Motive von Ferrero, Bionade & Co. wirken auf mich fast so albern wie solche schwachsinnigen rechten Theorien wie "Deutschland schafft sich ab", "Das Boot ist voll" oder man sei als Grüner sowieso nur "Öko-Faschist".

  • B
    broxx

    lächerlich! Nicht immer überall Rassismus sehen