Rassismus in den USA: Albtraum in Jacksonville, Florida
Während in Washington, D.C., an Martin Luther King Juniors berühmte Rede von 1963 erinnert wird, erschießt ein Weißer Rassist in Florida drei Schwarze.
T.K. Waters, der Sheriff von Jacksonville, bestätigte bei einer Pressekonferenz, der Täter habe bewusst Schwarze erschießen wollen. Wie andere vor ihm habe der Weiße Mann Anfang 20 mehrere „Manifeste“ hinterlassen. Darin habe er seine „widerliche Ideologie des Hasses“ dokumentiert habe, sagte Waters.
In der Hauptstadt Washington stellten verschiedene Redner*innen beim Jahrestag insofern nur offensichtliche Tatsachen fest, wenn sie formulierten: Der 1963 von Martin Luther King Jr. beschworene Traum sei noch immer nicht verwirklicht und das Land noch immer zerrissen.
Womöglich hatte auch der Täter von Jacksonville sich für seine Tat einen Jahrestag ausgewählt: Vor exakt fünf Jahren hatte in der kleinen Stadt ein Mann bei einem Videospiel-Turnier um sich geschossen. Damit tötete er zwei Menschen und verletzte elf andere. Auf dieses Blutbad hatte sich der Weiße Täter in seinen hinterlassenen Schriften positiv bezogen, berichtete die demokratische Bürgermeisterin von Jacksonville, Donna Deegan.
Yolanda King: „Heute ist Rassismus noch immer bei uns“
Floridas Gouverneur Ron DeSantis, gerade im Wahlkampf um die republikanische Präsidentschaftskandidatur, erklärte, Menschen aufgrund ihrer Hautfarbe zu töten, sei „vollkommen unakzeptabel“. Der Täter; den DeSantis als „Drecksack“ (Scumbag) bezeichnete, habe sich durch seinen anschließenden Suizid feige den Konsequenzen seines Tuns entzogen.
Viele Kilometer weiter nördlich erklärte in Washington Yolanda King, die 15 Jahre alte Enkelin Martin Luther King Jr.s: „Wenn ich heute mit meinem Großvater sprechen könnte, würde ich sagen, dass es mir leidtut, dass wir immer noch hier sein müssen, um uns neu zu verpflichten, dein Werk zu vollenden und endlich deinen Traum wahr werden zu lassen.“ Und sie fügte dem an: „Heute ist Rassismus noch immer bei uns. Armut ist noch immer bei uns. Und jetzt kommt es in Gotteshäusern, unseren Schulen und unseren Einkaufszentren zu Waffengewalt.“
Jacksonville ist eine zu 30 Prozent von Schwarzen bewohnte Kleinstadt. Der „Dollar General“-Supermarkt, in den der Täter eingedrungen war, ist insbesondere von Menschen mit unterem und mittlerem Einkommen frequentiert – vor allem von Schwarzen.
Martin Luther King III., der älteste Sohn von King, sagte in seiner Rede, er sei sehr besorgt über die Richtung, in die sich das Land bewege. Man habe das Gefühl, als ob „wir uns nicht vorwärts-, sondern zurückbewegen“, sagte er.
Tatsächlich erklärt die US-Bundespolizei FBI rechtsextremistische und rassistische Gewalt zur Hauptbedrohung der USA von innen. Im vergangenen Jahr etwa hatte ein 18-jähriger in Buffalo, New York, in einem Supermarkt zehn Schwarze erschossen. In einem Manifest hatte auch er seine Ideologie niedergeschrieben – Teile davon, etwa die Mär vom geplanten „Großen Bevölkerungsaustausch“, sind allerdings längst im rechten Mainstream angekommen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Müntefering und die K-Frage bei der SPD
Pistorius statt Scholz!
Kampf gegen die Klimakrise
Eine Hoffnung, die nicht glitzert
Altersgrenze für Führerschein
Testosteron und PS
Angeblich zu „woke“ Videospiele
Gamer:innen gegen Gendergaga
Haldenwang über Wechsel in die Politik
„Ich habe mir nichts vorzuwerfen“
Rentner beleidigt Habeck
Beleidigung hat Grenzen