Rassismus in Tschechien: Lidl-Model im Shitstorm
Lidl wirbt in Tschechien mit einem schwarzen Model für Sportklamotten – und es bricht ein rassistischer Shitstorm los.
Der Knaller ging ab und entfaltete sich dann in den sozialen Netzwerken, wie ein Feuerwerk über einer Stadt. Denn die Diskussion, die losgekickt wurde durch ein paar irre Kommentare über „negroide Rassen“ in „tschechischen Prospekten“ entwickelte sich zu einer gesamtgesellschaftlichen Diskussion über die Ausrichtung Tschechiens.
Ein dunkelhäutiges Modell stehe für eine multikulturelle Gesellschaft, die man in Tschechien nicht wolle, so die Essenz der Kritik, die es seit Dienstag auf der Facebook-Seite von Lidl-Tschechien hagelt.
Ganz große Verschwörungstheoretiker meinen sogar, der Lidl-Prospekt sei im Auftrag der der deutschen Bundesregierung entstanden, die die tschechische Bevölkerung so für den Zuzug von Migranten bereit machen wolle.
Das Netz lacht, Lidl rät
Das Netz macht sich über die Affäre aber vor allem lustig. „Bei Lidl sei es einfacher Kokain in Bananen zu schmuggeln als einen Schwarzen in ein Prospekt“ frotzeln viele Tschechen jetzt auf Facebook, wo sich die ganze Diskussion hauptsächlich abspielt.
Lidl entgegnete dem Shitstorm stoisch mit dem Hinweis darauf, dass man im 21. Jahrhundert lebe, wo Leute verschiedener Nationalitäten zusammen lebten. Den empörten Kunden gab das Unternehmen noch einen Rat: „Je mehr man von der Welt sieht, desto mehr Toleranz entwickelt man gegenüber anderen – darum stammen unsere Models aus allen Enden der Welt.“ Einige Nutzer begrüßten die Reaktion.
Der Ausländeranteil liegt in Tschechien nur bei rund 4,5 Prozent. Während der Flüchtlingskrise schottete sich das Land weitgehend gegen Schutzsuchende ab. Fremdenfeindliche Gruppierungen wie der „Block gegen den Islam“ des Hochschuldozenten Martin Konvicka bekamen in den letzten Monaten verstärkt Zulauf.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
Nach der Gewalt in Amsterdam
Eine Stadt in Aufruhr
+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu und Hamas-Anführer
Die Wahrheit
Der erste Schnee
James Bridle bekommt Preis aberkannt
Boykottieren und boykottiert werden