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Rassismus-Skandal am Theater DüsseldorfSchinder auf der Bühne

Schauspieler Ron Iyamu wirft dem Schauspielhaus Düsseldorf Rassismus vor. Die Debatte über seine Diskriminierung zieht weite Kreise.

Ron Iyamu vom Schauspielhaus Düsseldorf Foto: Thomas Rabsch/Schauspielhaus Düsseldorf/dpa

Das Schauspielhaus Düsseldorf steht im Fokus einer Debatte, die sich um Rassismus am Thea­ter dreht. Ausgelöst hat sie der 29-jährige Schauspieler Ron ­Iyamu Mitte März in einem Interview im WDR. Auch in den sozialen Medien erzählte er von Proben am Schauspielhaus vor anderthalb Jahren, bei denen ein Raum für rassistische Witze entstanden war.

In der Rolle als haitianischer Freiheitskämpfer François-Dominique Toussaint Louverture, der einen Aufstand initiiert, war er, ein Schwarzer Deutscher, vom Regisseur mit dem Wort „Sklave“ gerufen und von Kollegen vermeintlich scherzhaft mit dem N-Wort benannt worden. Seine Versuche, mit Regisseur und Leitung darüber zu reden, sah er zurückgewiesen.

Als Regisseur war bald Armin Petras zu erkennen, der „Dantons Tod“ 2019 am Schauspielhaus Düsseldorf inszeniert hatte. Schon 2020 hatte Ron ­Iyamu über die Proben in seiner Abschlussarbeit als Magister der Künste in Salzburg geschrieben, wo er Schauspiel studierte. Da setzte er die Proben in den Kontext anderer diskriminierender Erfahrungen von ihm selbst und von Kol­le­g:In­nen beim Vorsprechen an Schauspielschulen, bei Bewerbungen und Rollenbesetzungen.

Reproduktion von Klischees

Iyamu beschreibt, wie durch die kontinuierliche Reproduktion von Klischees sich der Vorstellungsrahmen dessen, was ein Schwarzer Schauspieler auf einer deutschen Bühne spielen kann, immer wieder auf ein ­schmales Spektrum verengt. Und er erzählt vom Verlust des Vertrauens in sich selbst und das Arbeitsumfeld, was durch die Vermutung erzeugt wird, nur zur Erfüllung eines Diversitätsauftrags besetzt worden zu sein.

Ein Kapitel seiner Arbeit ist „Die Präsenz Schwarzer Schauspieler*innen“ überschrieben: Da kontert er dass Argument, Schwarze Schauspieler*innen, seien auf deutschsprachigen Bühnen so selten, weil es nicht viele gäbe mit einer alphabetischen Liste von Kollegen, über hundert ­Namen.

Sein Schritt in die Öffentlichkeit löste Aktionen der Solidarität aus. Zuerst schrieben 22 Theaterschaffende, die sich als Schwarze und PoC betroffen fühlten und am Schauspielhaus Düsseldorf an zwei Projekten über die afrodeutsche Dichterin und Aktivistin May Ayim arbeiteten, einen offenen Brief an den Intendanten Wilfried Schulz und NRW-Kultusministerin Yvonne Gebauer (FDP). Unter diesen Bedingungen wollten sie nicht weiterarbeiten und forderten eine unabhängige Freie Bühne.

Welle der Empörung

In einem Text in der FAZ verteidigte der Autor und Dramaturg Bernd Stegemann Regisseur Arnim Petras und entfachte damit eine Welle der Empörung. Er schrieb von einer Überdehnung des Rassismusbegriffs, von Erhöhung in der Opferidentität. Ron Iyamus Erfahrungen erfuhren in seiner Lesart eine Relativierung, als habe der Schauspieler eine nicht professionelle Alltagsempfindlichkeit in die besondere Situation der Proben getragen, ohne zu verstehen, dass dort andere Regeln gelten.

Das wollen der Schauspieler Mehmet Ateşçi, die Regisseurin Angela Richter, Thomas Schmidt, Professor für Thea­ter­ma­na­ge­ment, und andere in einem offenen Brief nicht gelten lassen, den nach wenigen Tagen 1.400 Kulturschaffende unterschrieben hatten. Sie kritisierten Stege­manns Blick auf Ron Iyamu als demütigend und abwertend und forderten eine Diskussion in einem größeren Rahmen, die von seiner Geschichte den Blick auf die Strukturen lenken, die Machtmissbrauch und Diskriminierung im Theater ermöglichen.

Inzwischen hat Regisseur ­Petras eine Entschuldigungsmail an Ron Iyamu geschrieben, öffentlich geäußert hat er sich bis jetzt jedoch nicht. Auch auf der Website des Schauspielhauses Düsseldorf steht eine Stellungnahme, in der bedauert wird, Iyamus „persönliche Betroffenheit, das Ausmaß der Verletzungen und vor allen Dingen die Aufarbeitung falsch eingeschätzt“ zu haben. Für ­Iyamu klingt das nach einer Beschönigung, wie er in einem Video erzählt.

Intendant Wilfried Schulz hat zuletzt in der Rheinischen Post und der FAS Gastbeiträge geschrieben, in denen er die Aufarbeitung der „bekannt gewordenen Vorfälle“ mit externer Unterstützung ankündigt.

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