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Rainer Langhans und das Internet"Piraten sind Altfeministen"

Alt-68er Rainer Langhans nahm im Januar an der RTL-Sendung "Dschungelcamp" teil. Seine Gage von 50.000 Euro will er sinnvoll verwenden und das Geld im Internet verprassen.

Rainer Langhans, 71, im Duschungel-Camp von RTL. Bild: RTL
Enrico Ippolito
Interview von Enrico Ippolito

taz: Herr Langhans, haben Sie das Geld schon gespendet?

Rainer Langhans: Ja, den Teil für die Piratenpartei schon. Mit Wikileaks ist das ein Problem, weil alle Spenden verhindert werden. Man kann nur in den unmittelbaren Verteidigungsfond von Julian Assange spenden, der ist noch nicht von den blöden Banken gesperrt.

Dahin werde ich wahrscheinlich auch erst einmal eines Teil des Geldes überweisen. Ich habe deswegen auch schon eine Menge Gegenwind von den Piraten bekommen, weil die ganz merkwürdig altfeministisch drauf sind. Sprich: Assange ist ein übler Vergewaltiger und dem darf man doch keinen Pfennig mehr geben. Dabei ist noch gar nichts bewiesen.

Und das sehen Sie anders? Es ist ja noch nichts erwiesen. Ich halte das sogar für möglich und relativ wahrscheinlich, dass die Frauen zumindest benutzt wurden oder sich haben benutzen lassen, um Julian Assange auf diese Weise zu kriegen. Mit anderen gesetzlichen Bestimmungen hätten Sie ihn ja nicht bekommen. Ich halte dieses Verfahren für vorgeschoben, um ihn zu erledigen.

Warum wollen Sie überhaupt ihr wohlverdientes Geld gemeinnützig verwenden?

Ich brauche nicht so viel Geld und wollte es auch nicht haben - das habe ich damals öffentlich gesagt. Und dann habe ich mich gefragt, was kann man stattdessen damit machen? Ich wollte es nicht konsumieren und stattdessen Gutes tun. Ich habe mir mehr als ein Dreivierteljahr Zeit gelassen und überlegt. So richtig ist mir nichts eingefallen. Kinderhilfswerk, Stefanie Guttenberg und so ein Scheiß, das ist mir alles zu blöd, weil das Reparaturversuche für ein falsches System sind. Ich wollte mehr machen.

Mir ist dann klar geworden: Man muss es wirklich im Internet verbrennen, damit das Netz größer und stärker für uns wird. Ich finde die Piraten gut, glaube aber, dass sie noch einige Schwierigkeiten bekommen - und vielleicht irgendwann sogar so wie die Grünen werden. Trotzdem ist es erst mal eine gute Geschichte und animiert die Leute zu verstehen, dass wir alle im Internet leben sollen und besser darin leben werden. Das zweite war einfach Wikileaks, weil sie schon dafür viel getan haben mit dieser ganzen Transparenzgeschichte.

Waren die 50.000 Euro eigentlich nicht für Ihre Altersvorsorge bestimmt?

Die Leute haben zu mir gesagt: Du hast doch gar nichts, keine Rente und so weiter. Das Leben mit wenig Materiellem gefällt mir gut, das will ich weiter führen. Die Leute sagen, das ist unvernünftig. Ich habe mich aber für dieses Risiko entschieden und sorge lieber dafür, dass die Piraten mit ihrer Forderung nach bedingungslosen Grundeinkommen durchkommen. Dann habe ich mehr, als wenn ich das in eine private Altersvorsorge stecken würde.

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8 Kommentare

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  • AJ
    Andreas J

    "dass wir alle im Internet leben sollen und besser darin leben werden". Wer will "im" Internet leben? Der hat einen an der Waffel!

  • T
    Toby

    Sorry, Kollege Langhans. Aber erst RTL unterstützen, indem man sich mit ihnen öffentlich ins Bett legt und anschließend überlegen, was man mit dem Hurenlohn gutes tun könnte?

    Sowas laß ich beim Guten Menschen von Sezuan durchgehen. Da steht Existenzdruck dahinter. Aber bei jemandem, der nach eigenem Bekunden selbstgenügsam ist?

    Nee.

    Diese Nummer gereicht niemandem zur Ehre.

     

    Sie erinnern mich in dem Zusammenhang an die Ameisen, die den Elefanten erstürmen, weil er sich auf ihren Ameisenhaufen gesetzt hat. Nachdem der graue Riese alle, bis auf eine in seinem Nacken, abgeschüttelt hat, rufen die am Boden liegenden ihrem letzten Kameraden auf dem Elefantenhals zu "Würg ihn, Eddie, würg ihn!".

  • E
    Eisvogel

    Assange erstmal innerlich freizusprechen ist auch nichts anderes als ihn erstmal innerlich zu verurteilen.

     

    Und beides offenbart einen bedauerlichen Umgang mit sexueller Gewalt. Warum nicht Verfahren und Prozess abwarten und dann spenden oder auch nicht.

  • X
    xyz

    Zwei Schwedinnen lassen sich unabhängig voneinander mit Assange ein (einvernehmlich), abends mit Gummi - und mirgens dann nochmal, aber ohne.

    Dann erfahren sie voneinander und verabreden angeblich, den Herrn zu einem AIDS-Test zu zwingen.

    So weit die Geschichte.

     

    In den USA ist aber Assange geheimnisverräter und Staatsfeind, alle Konten von WikiLeaks werden blockiert, der Herr in Großbritannien verhaftet.

    Er fürchtet, dass das Flugzeug im Falle seiner Auslieferung an Schweden kurzerhand in die USA abbiegt.

     

    Übler Vergewaltiger? Altfeminismus? Ha-Ha-Ha.

     

    Selber denken macht klug! Gilt auch für Piraten.

    Ausgerechnet die ... die Freiheit des Internet, Transparenz in der Politik - das lässt sich mit Hilfe von zwei mal ungeschütztem Sex kaltstellen?

  • JP
    Jan Peter

    Ach komm, immer dieses "enden wie die Grünen"-Bashing.

    Selbst die Mainstream-Grünen sind immer noch tausendmal besser alle anderen schmierig-korrupten Schleimer-Parteien.

     

    Man kann nicht alles haben,

    es gibt nur 2 Alternativen:

     

    ENTWEDER man beharrt auf radikale Positionen, bleibt Revoluzzer und beinhart bei Maximalforderungen. Dann bleibt man zwangsläufig eine kleine Partei in der Oppostion und kommt nie an die Regierung um dort etwas grundlegend zu verändern. (Die Mehrheit der Wähler lässt sch mit radikalen Maximalforderung nunmal nicht erreichen, das sollte jedem klar sein)

     

    ODER man verbreitert das Parteiprogramm, vertritt anstatt radikale Maximalforderungen, eine gemäßigtere und realistischere Sicht und schafft es dadurch wenigstens, diese Positionen in der Regierung durch Gesetze und Entscheidungen im Land durchzudrücken.

     

    Es ist zwar gut und wichtig, dass es immer ein paar Revoluzzer gibt, die frische und radikale Ansichten vertreten, denn das bringt auch neue Ideen und Ansichten, aber so wird man leider nicht von der Mehrheit gewählt und kommt auch nie an Regierungsverantwortung. Dafür ist der deutsche Durchscnittsbürger eben zu spießig und altbacken.

  • V
    verena

    die piraten und piratinnen sind doch bisher noch ganz und gar nicht feministisch, oder? sie sind ja so "post-gender" .... schade eigentlich. aber das lässt sich auch noch entern. ;)

    (... es scheint, dass man/mensch noch nicht so ganz begriffen hat, was "feministisch" bedeutet.)

  • R
    reblek

    "Verteidigungsfond" - Dann wünsche ich guten Appetit oder gutes Sitzen hinten im Auto. Geld jedoch findet ausschließlich Zuflucht in einem "Fonds".

  • A
    Altpirat

    Die Piraten sind keine Altfeministen, sie wurden nur von ebendiesen geentert. Ich hoffe sehr, das sie sich schnell von dieser Last noch befreien können, sonst enden sie wie die Grünen.